Wenn alte Musiker auf Facebook ausrasten

Kennt ihr diese übriggebliebenen Gesichter im TV? Die einfach nicht mehr weggehen, obwohl sie niemand zum Bleiben aufgefordert hat? Menschen, die Sonntags im ZDF auftreten und von Moderatorin Kiwi mit so markigen Sprüchen wie „Der deutsche Elvis” oder „Zu seiner Musik lernte eine ganze Generation tanzen” angekündigt werden? Keine Angst, das soll hier nicht in den üblichen Hate ausarten. Zumindest nicht komplett. Diese Menschen sind teilweise großartige Musiker und wahrscheinlich erhalten sie derzeit weit weniger Aufmerksamkeit, als sie verdienen. Das ist schade. Schließlich gibt es ja auch Nena, die wiederum weitaus mehr Aufmerksamkeit erhält, als sie verdient. Dafür verdient sie wahrscheinlich weitaus mehr als alle deutschen Musiker ihrer Sparte und Generation zusammen. Aber wir drehen uns im Kreis.

Aus der NDW-Generation (für alle unter 30, es geht nicht um Fler) gibt es einige dieser übriggebliebenen Gestalten. Da gibt es zum Beispiel Markus, mit seinem Gute-Laune-Kracher „Ich will Spaß”. Seit 1982 tourt der gute Mann jetzt mit seinem Song durch die TV-Studios. Dank guter Gene oder vielleicht sogar dem ein oder anderen Besuch in slawischen Schönheitskliniken, hat sich bei Markus in den letzten 35 Jahren nicht besonders viel geändert. Er schafft es zwar nicht, mit Würde zu altern, aber wer sind wir schon, dass wir wissen, wie so etwas überhaupt gehen soll. Markus macht sein Ding, geht niemandem übermäßig auf den Sack und will nach wie vor Spaß. Dennoch merkt man jede Sekunde, in der er über den Bildschirm flimmert, dass er die „neue Welt” nicht so ganz verstanden hat oder zumindest mit ihr fremdelt. Irgendwas in ihm sehnt sich zurück, in die gute alte Zeit, als man den Schampus noch in Strömen fließen ließ und physische Tonträger in Containern in die Läden gekarrt werden mussten.

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Big Brother

Selbstverständlich wuchs während seiner Big Brother-Zeit auch seine Anhängerschaft auf Facebook. Aus welchen Gründen auch immer. Und nun, als das neue Album erscheint, musste Hubert eine schmerzhafte Entdeckung machen: Internet-Freunde sind gar keine echten Freunde. Nicht jeder, der auf „Gefällt mir” drückt, ist ein Käufer. Die Zeiten der Autogrammkartenwünsche mit frankiertem Briefumschlag für die Rücksendung sind endgültig vorbei. Hubert regt das dermaßen auf, dass er ein Pamphlet verfasst hat, was an sämtlichen Schulen für Social Media-Betreuung als Negativbeispiel herhalten könnte. Alles, was man falsch machen kann, wurde hier falsch gemacht. Beim Lesen schießen einem die Tränen in die Augen, wechselnd aus Mitleid und Schadenfreude. Wie auch immer, man sollte niemandem dieses herzzerreißende und verstörende Schriftstück vorenthalten, mit dem sich der „Sternenhimmel”-Barde an seine 10.000 FB-Follower wendete.