Popkultur

Die neue Staffel ‚Game of Thrones’ wird vor dem Buch erscheinen, auf dem sie basiert

Romanautor George R. R. Martin: „Es ist schon viel geschrieben … Aber es gibt noch immer viel zu schreiben.” Foto von Nick Briggs, mit freundlicher Genehmigung von HBO

Diesen Samstag hat George R. R. Martin auf seinem Blog eine wichtige Ankündigung gemacht: Er ist noch lange nicht mit dem vorletzten Buch aus der Saga Das Lied von Eis und Feuer, The Winds of Winter, fertig.

Das hat zwei Folgen. Erstens bedeutet es, dass zum Zeitpunkt der Ausstrahlung der sechsten Staffel der HBO-Serie Game of Thrones im April niemand außer den Serienmachern wissen wird, was als Nächstes passiert. Zweitens bedeutet es, dass dies niemandem klar war, als die Staffel letzten Herbst gedreht wurde.

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Martins Blog bestätigt, was wir schon alle vermutet hatten. Das Team hinter Game of Thrones und Das Lied von Eis und Feuer wollte den Band im März 2016 veröffentlichen, einen Monat vor dem Start der neuen Staffel. Um diesen Zeitplan einzuhalten, hätte Martin sein fertiges Manuskript um Halloween einreichen müssen. Das ist nicht passiert. „Es ist schon viel geschrieben”, sagt Martin in dem Post. „Hunderte Seiten. Dutzende Kapitel … Aber es gibt noch immer viel zu schreiben. Ich brauche noch Monate … und das nur, wenn das Schreiben gut läuft. (Manchmal tut es das, manchmal tut es das nicht.) Natürlich gibt es noch Kapitel zu schreiben, aber es gilt auch noch umzuschreiben. Ich schreibe immer viel um; manchmal sind es nur kleine Feinheiten, aber es gibt auch ziemlich große Umstrukturierungen.”

Wie auch den Winter haben wir das hier kommen sehen—nur dachten wir nicht, dass es schon so bald passieren würde. Ich habe letzten Frühling schon darüber geschrieben, dass die globalen „Game of Thrones-Reserven” sich gefährlich dem Ende zuneigen, wobei ich anmerkte, dass wir bei der siebten Staffel den Punkt erreicht haben würden, an dem eine große Geschichte, die in Büchern begonnen hat, auf dem Fernsehbildschirm abgeschlossen wird. Es ist, als seien die letzten drei Harry Potter-Filme vor Halbblutprinz und Heiligtümer des Todes herausgekommen. Doch während Rowling es schaffte, weiter Bücher mit Hochgeschwindigkeit fertigzustellen, steckt Martins (zugegebenermaßen erwachsenere und komplexere) Epos offiziell fest, und zwar eine Staffel zu früh.

Dadurch befinden sich die Zuschauer, die die Bücher lesen und außerdem auch die Serie schauen, in einer neuen Lage. Jahrelang haben Leute wie ich gespannt darauf gewartet zu sehen, wie die Serie mit bestimmten Szenarien und Figuren umgehen würde, anstatt uns zu fragen, was überhaupt passieren würde. Als die Serie sich von dem Pfad, den das Buch vorzeichnet, löste, indem sie neue Elemente einbrachte und dafür andere herausließ, jubelten oder buhten wir. Jetzt wird alles neu sein.

Ich bin schon ziemlich gespannt, nicht zuletzt weil der neueste Trailer vermuten lässt, dass die Serie auch bereit war, ein neues Maß an Kontrolle über die Handlung zu übernehmen. Ich nehme an, dass Jon Snow zurückkehrt—und das habe ich schon immer vermutet, weil ich die Bücher gelesen habe. Aber ich habe keine Ahnung, wie seine Rückkehr sich gestalten wird. Wird er wieder zum Leben erweckt? Hat er das Erstechen doch überlebt? Wird Magie, ob dunkel oder hell, beteiligt sein? Anstatt all das herauszufinden, indem ich schnell The Winds of Winter durchblättere, werden ich und alle Anderen warten müssen, bis die Serienmacher wollen, dass wir es wissen. Dasselbe gilt für den Ausgang der Kriege im Norden, das Schicksal der thronraubenden Boltons, Daenerys’ Begegnung mit den neuen Dothraki-Reitern, und vieles mehr. Ich werde die Story sehen und nicht lesen.

Aber wir sollten uns nicht beschweren, dass die Serie die Bücher spoilern wird. Zwar haben wir es Martin zu verdanken, dass die Geschichte überhaupt existiert, aber die Bücher haben kein eingebautes Recht darauf, als Erstes zu erscheinen. Als er sein Projekt verkaufte und Weiss und Benioff das Ende verriet, wusste Martin, dass die Serie möglicherweise vor ihm an dieses Ende gelangen würde. Die Serie ist in vielerlei Hinsicht schon dabei, zum Teil des Kanons zu werden. Immerhin ist sie laut Martin selbst „im Moment die beliebteste Fernsehserie der Welt”. Benioff und Weiss haben Wege gefunden, die Welt von Westeros real erscheinen zu lassen. Jetzt liegt es an ihnen, die Geschichte von ihren von Intrigen durchzogenen Anfängen zu ihrem epischen Fantasy-Finale zu bringen.

Und irgendwann werden die Bücher erscheinen. Dann können wir uns wieder über die ganzen kleinen Einzelheiten streiten.