In diesen Tagen, in denen der eigene Bewegungsradius häufig kaum mehr als Küche, Klo und Sofa umfasst, haben wir einen Jahresrückblick für dich, mit dem du die Zeit auf Letzterem zumindest maximal unterhaltsam gestalten kannst: eine Liste unserer Lieblingsfilme des Jahres. Wir sind bereit, über die Auswahl zu diskutieren, aber wir werden uns von diesen Perlen so schnell nicht abbringen lassen.
The Killing of a Sacred Deer
In den meisten Filmen gibt es eine verhängnisvolle Entscheidung, die den Untergang einer Figur besiegelt. Nicht so bei Sacred Deer: Die Probleme existieren schon vor Beginn der Handlung, und danach geht es nur noch weiter bergab. Das Horrordrama ist eine Art moderne griechische Tragödie – passenderweise von dem griechischen Regisseur Yorgos Lanthimos. – Emerson Rosenthal
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Okja
Die Geschichte eines Mädchens und ihres Superschweins war einer der erfreulichsten Filme des Jahres – und der bittere Nachgeschmack, den er hinterlässt, macht ihn nur noch attraktiver. Der koreanische Regisseur Bong Joon Ho erzählt, wie Mija (Seo-hyun Ahn) aus dem ländlichen Südkorea nach Seoul und weiter nach New York City reist – ein Rennen gegen die Zeit, um ihr Haustier Okja vor der Schlachtung zu bewahren. Das Superschwein ist ein genetisches Experiment der Mirando Corporation, die mit billigem Fleisch die Welt retten – beziehungsweise Profit machen – will.
Tilda Swinton ist unübertroffen in der Doppelrolle der unsicheren Firmenchefin Lucy Mirando und ihrer gerissenen, bösen Schwester Nancy. Paul Dano ist der kompromisslose Ökoterrorist Jay wie auf den Leib geschrieben. Giancarlo Esposito beschwört erneut die Persönlichkeit von Gus aus Breaking Bad herauf: außen glatt und höflich, innen furchterregend. Mit Mija gibt der Film Jungschauspielerin Ahn eine tragende Rolle, die sie bravurös meistert. Doch der eigentliche Star des Films ist das nilpferdartige Riesenschwein selbst. Die Macher setzen CGI-Technik mit viel Liebe zum Detail ein. Okja war ein kontroverser Beitrag zum Filmfestival in Cannes, denn die Regeln besagen, dass jeder Teilnehmerfilm im Kino gelaufen sein muss – Okja dagegen ist eine Netflix-Produktion. Aber dass es überhaupt zu einer solchen Diskussion kam, spricht auch schon für den Film. – Beckett Mufson
Get Out
Wer hätte gedacht, dass der wichtigste US-Film über Rassismus 2017 von einer Hälfte des Comedy-Duos Key and Peele kommen würde? Die 4,5 Millionen Dollar teure Satire spielte allein in den USA 175 Millionen Dollar ein. Und lässt liberale Albträume wie Die Frauen von Stepford und Being John Malkovich aussehen wie reine Comedy. – Emerson Rosenthal
The Florida Project
Seit Sie küssten und sie schlugen ihn hat es keinen ergreifenderen Film über Kindheit gegeben als Sean Bakers Nachfolger zu Tangerine. Das Drama erforscht brutal realistisch Themen wie Jugend und Elternschaft, und auch soziale Schichten. Unzählige Szenen aus diesem Film bleiben im Gedächtnis hängen, nicht zuletzt dank Willem Dafoes erstklassiger Darbietung – eine der besten Schauspielleistungen der Jahres. – Larry Fitzmaurice
Blade Runner 2049
Diese Meinung ist vielleicht keine beliebte, aber Blade Runner 2049 ist ein guter, wenn nicht sogar großartiger Film. Kurz gesagt ist es eine spannende und zugleich traurige Geschichte darüber, warum du deinen Job kündigen solltest. Überraschend und erfreulich, dass der beste Ryan-Gosling-Film des Jahres ein Sci-fi-Spektakel mit ausgefeilten Spezialeffekten ist – und dazu noch ein Sequel. – Emerson Rosenthal
Good Time
Die Gebrüder Safdie haben bereits bewiesen, dass sie Experten für Geschichten sind, in denen schreckliche Menschen im Namen der Liebe schreckliche Dinge tun. Good Time ist ihr bisher wohl gelungenster Blick in diese Abgründe. Der Scorsese-artige Trip durch ein neonleuchtendes New York City überzeugt in jeder Szene mit elektrischer Intensität. Das verdankt Good Time unter anderem Robert Pattinsons Darstellung einer komplexen Figur – der Ex-Twilight-Star beweist, dass er zu den besten Schauspielern seiner Generation gehört. Wer hätt’s gedacht. – Larry Fitzmaurice
mother!
Ich wäre durchaus zufrieden damit, wenn Darren Aronofskys awardheischendes Acid-Trip-Opus mit Jennifer Lawrence, Javier Bardem und Ed Harris der letzte Film auf Erden wäre. – Emerson Rosenthal
Call Me by Your Name
Eine zeitlose Liebesgeschichte und ein mehr als wirksames Coming-of-Age-Porträt über einen jungen Schwulen auf Selbstentdeckung. Call Me by Your Name ist nicht der einzige Film in dieser Liste, der mit Tränen endet – und vermutlich wirst auch du am Schluss Taschentücher brauchen. – Larry Fitzmaurice
Der seidene Faden
Zu guter Letzt gibt es noch einen kleinen Vorgeschmack auf 2018. Ab 1. Februar gibt es Der seidene Faden in deutschen Kinos. Wir durften ihn schon vorab sehen und finden: Ihr könnt euch freuen. Der Film versammelt Paul Thomas Anderson, Regisseur von Filmen wie Boogie Nights, Magnolia und There Will Be Blood und Daniel Day-Lewis, dreifacher Oscar-Gewinner und schon fast furchteinflößend in seiner schauspielerischen Kompetenz. In diesem Film stimmt alles. Schau dir Der seidene Faden am besten an, ohne dich vorher groß zu informieren. Du wirst nicht enttäuscht sein. Shout-out an das luxemburgische Ausnahmetalent Vicky Krieps als weibliche Hauptfigur Alma. – Larry Fitzmaurice
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