Die New Yorker Party-Legende David Mancuso ist tot

Zum Glück ist das Jahr 2016 bald vorbei, denn es hat sich offenbar zum Ziel gesetzt, viele Musiklegenden sterben zu lassen. Nach David Bowie, Prince und Leonard Cohen, traf es nun NYC-House-Legende David Mancuso. Er starb vergangene Nacht im Alter von 72 Jahren. Sein langjähriger Freund Nicky Siano war der erste, der die Nachricht verbreitete.

Mancuso war eine der einflussreichsten Figuren der House-Geschichte, für viele Größen der elektronischen Musikszene ist er ein Vorbild. Er wurde allem durch die Partyreihe “The Loft” bekannt. In seinem Loft am Broadway veranstaltete er ab 1965 regelmäßig Partys—privat und nur mit Einladung. In einem Interview mit der Red Bull Music Academy sagte er über diese Phase: “Während dieser Zeit war ich auf einigen Mietpartys. Sie fanden in irgendeinem Apartment statt und es ging darum, durch den Eintritt Geld für die Miete zu sammeln. Ich hatte dieses Loft auf dem Broadway und um die Miete zu zahlen, schmiss ich zwischen 1965 und 1970 einige Partys. Es lief wirklich gut. Ein halbes dutzend Partys fand in diesem Zeitraum statt, auch wenn ich sonst immer sage, dass ‘The Loft’ erst 1970 anfing.”

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Diese erste offizielle Party fand am 14. Februar 1970 statt und trug den Namen “Love Saves The Day”. Jeden Samstag konnten die Besucher von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden tanzen. Mancuso war ein audiophiler Nerd, daher vermied er es zum Beispiel auch als DJ auf seinen Partys die Pitch Control des Plattenspielers zu benutzen. Platten wurden im Loft auch nicht gemixt. Dafür sind viele der Nummern, die auf Mancusos Partys gespielt wurden, mittlerweile Klassiker.

Denn zahlreiche bekannte DJs waren im Loft zu Gast. Von François K, Frankie Knuckles, Larry Levan, Nicky Siano, über Prince, der sich tatsächlich an den Decks versuchte, bis zu David Morales. Dieser Umstand brachte Mancuso zu der Idee den New York Record Pool zu etablieren, der Promos für alle DJs besorgte, die dem Loft verbunden waren.

“The Loft” fand im weiteren Verlauf der Geschichte noch in anderen Locations in New York statt. In den 90er Jahren waren die Preise für Räumlichkeiten im Zentrum derartig hoch, dass es keinen festen Ort mehr für die Partys gab und sie nur noch wenige Male pro Jahr an verschiedenen Orten stattfanden. In einem anderen Interview erzählt er von Angeboten großer Konzerne, eine Loft-Party für sie zu organisieren “Ich hatte unglaubliche Angebote, die aber mit Bedingungen einhergingen. Ich nehme aber lieber die U-Bahn und mache es ohne den Mercedes-Benz. Loft-Partys sind sehr persönlich, viele meiner Gäste kenne ich seit 25 Jahren. Das sind die Dinge, die mein Leben ausmachen.”

Die letzte Loft-Party zu Mancusos Lebzeiten fand am 9. Oktober statt. Von anderen zeitgenössischen Partys hielt er offenbar nicht viel. 2003 sagte er: “Ich geh heute nicht mehr so viel aus wie früher. Ausgehen ist zu einem Durchhaltetest geworden. Ich mag es nicht in Situationen zu seinen, in denen alles überfüllt ist, du nicht tanzen kannst und das Sound-System so laut ist, dass deine Ohren klingeln und ein Bier sieben Dollar kostet. Dagegen rebelliere ich. Darum mache ich das, was ich mache. Ich möchte eine Situation, in der es keine ökonomischen Barrieren gibt. Jemand der tagsüber nicht gegessen hat oder nur ein paar Dollar in der Tasche hat soll wie ein König essen können. Getränke sollten inklusive sein und du solltest all deine Freunde sehen. Egal wie viel Geld du hast.”

Diese Gedanken sind es Wert, auch in der gegenwärtigen Clublandschaft berücksichtigt zu werden. Denn was alle Menschen beim Feiern voneinander am meisten trennt, ist ihre ökonomische Ausgangslage.

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