Die französische Tierrechtsgruppe L214 hat vor Kurzem neue Undercover-Aufnahmen veröffentlicht, die die schrecklichen Gepflogenheiten in einem französischem Schlachthof zeigen.
Vor vier Monaten hat die gleiche Tierrechtsgruppe schon einmal ein brutales Video veröffentlicht, das heimlich in einer Schlachterei in der südfranzösischen Stadt Alès gedreht worden war. Die schockierenden Bilder haben die Behörden anschließend dazu veranlasst, die besagte Schlachterei für zwei Monate dicht zu machen.
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Bei der Einrichtung des aktuellen Videos handelt es sich um einen zertifizierten Bio-Schlachthof, der sich in Vigan im Süden Frankreichs befindet.
Im Gespräch mit VICE News erklärte ein Pressesprecher des Bürgermeisteramts von Vigan, dass der Bürgermeister der Stadt „disziplinarische Sanktionsmaßnahmen” fordern würde. Außerdem bestätigte er, dass der Schlachthof seit Dienstagmorgen geschlossen sei—entschieden haben das die örtlichen Behörden, die das Gebäude verwalten.
Leider ist es VICE News bisher noch nicht möglich gewesen, mit einem Mitarbeiter des Schlachthofs zu sprechen. Am Montag gab der Leiter des Unternehmens gegenüber der französischen Tageszeitung Le Monde jedoch zu, dass in dem Video wohl diverses Fehlverhalten zu sehen sei. Er fügte außerdem noch hinzu, dass sich das Management mit jeglichen belegbaren Fehltritten auseinandersetzen würde.
In einem am Dienstag veröffentlichten Statement ließ der französische Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll verlauten, dass in Bezug auf Tierquälerei sofortige Ermittlungen aufgenommen wurden. Diese Ermittlungen zielen laut ihm darauf ab, diesen inakzeptablen Arbeitsweisen ein Ende zu setzen, die Vorwürfe genauestens zu überprüfen und die Verantwortlichen ausfindig zu machen.
In einem Vorwort erklärt die Sängerin Nili Hadida vom französischen Rock-Folk-Duo Lilly Wood and the Prick, dass der Schlachthof örtliche Metzgereien und andere Unternehmen beliefert.
Die Tierrechtsgruppe gibt an, dass die schrecklichen Bilder zwischen Juni 2015 und Februar 2016 aufgenommen wurden.
In Frankreich ist eine Agentur namens Ecocert für Bio-Zertifikate zuständig. Laut dieser Agentur dürfen Tiere beim Schlachtvorgang nur minimal leiden, damit der betreffende Schlachthof ein Bio-Zertifikat erhält.
Einer örtlichen Website zufolge haben alle Mitarbeiter des Schlachthofes im Februar 2014 ein entsprechendes Training sowie ein Tierschutz-Zertifikat erhalten.
Und trotzdem ist in dem Video zu sehen, wie einige der besagten Mitarbeiter die Tiere misshandeln und sadistisch verhöhnen.
Am Anfang des Videos kann man einen Angestellten dabei beobachten, wie er Schafe brutal gegen eine Metallbarriere wirft. Später ist dann zu sehen, wie die Tiere nicht ordnungsgemäß betäubt und dann bei vollem Bewusstsein trotzdem geschlachtet werden. Ein Mitarbeiter schneidet ihnen den Hals auf, während sie an einem Bein aufgehängt von der Decke baumeln und anschließend wild herumzucken sowie elendig ausbluten.
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In einer für L214 geschriebenen Analyse gibt Professor Gilbert Mouthon, ein französischer Tierarzt und Gerichtsgutachter, an, dass man die Tiere, die beim ersten Mal nicht erfolgreich betäubt wurden, nicht wie vorgeschrieben ein zweites Mal betäubt.
Später zeigt das Video dann noch, wie ein Angestellter ein Schwein mehrere Sekunden lang mit einem Elektroschocker bearbeitet, bis sogar Rauch aufsteigt. Die Erzählerin des Videos sagt dabei, dass das Tier bei einem richtig ausgeführten Elektroschock eigentlich sofort das Bewusstsein verlieren sollte.
Ein weiterer Angestellter, der unkenntlich gemacht wurde, fügt einem Schaf anscheinend aus purem Vergnügen mehrere Stromstöße zu und lacht dabei wie ein Irrer.
In einer der letzten Szenen des Videos ist schließlich noch zu sehen, wie Rinder mit einem Bolzenschussapparat betäubt werden sollen. Das verwendete Gerät ist allerdings nicht auf Horntiere ausgelegt—deswegen ist eine richtige Betäubung nicht möglich und die Rinder sind noch bei Bewusstsein, wenn sie ausbluten.
„Zwischen der Betäubung und dem Ausbluten vergehen bis zu 40 Sekunden. Die Tiere werden nach dem Betäuben kein einziges Mal wie vorgeschrieben innerhalb von acht Sekunden entblutet”, schreibt Mouthon in seiner Analyse.
Am Ende des Video fordert Nili Hadida die Zuschauer noch dazu auf, Behörden und Politiker unter Druck zu setzen sowie parlamentarische Ermittlungen in Bezug auf Tierquälerei in Frankreichs Schlachthöfen zu fordern.
Sébastien Arsac, ein Vertreter von L214, meinte gegenüber VICE News, dass eine Petition zur Untersuchung von Frankreichs Schlachthöfen nach einer Stunde bereits über 1.000 Mal unterschrieben wurde. Mit dem Video will die Tierrechtsgruppe Empörung hervorrufen und die Leute zum Handeln bewegen.
„Wir wollen hier den Konsumenten wieder mit einbeziehen”, erklärte Arsac. „Dieses Video beweist, dass ein Messer immer Leid verursacht—auch dann, wenn es ein Bio-Zertifikat trägt.”