Letzte Woche haben wir mit unseren Features zum Hyperreality Festival, das von 24. bis 27. Mai im Schloss Neugebäude stattfinden wird, begonnen. Dafür haben wir unter anderem Gastautorinnen aus dem Hyperreality-Umfeld eingeladen, uns in die wichtigste Welt der heurigen Festival-Saison mitzunehmen. Begonnen haben wir unsere Reihe mit HYPERMERCH, heute sehen wir uns die Showcases an. Das Hyperreality Festival findet ihm Rahmen der Wiener Festwochen statt.
Die Wiener Festwochen sind schon in vollem Gange, was bedeutet, dass auch das dazugehörige Hyperreality Clubkultur-Festival samt seiner Showcases schon nächste Woche das wohl spannendste LineUp ins Schloss Neugebäude nach Simmering bringen wird.
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Die Menschen, die uns einst jährlich dazu gezwungen haben, die beschwerliche Reise Richtung Krems zum Donaufestival auf uns zu nehmen, kümmern sich ab jetzt um die Wiener Festwochen und schaffen es mit einem aggressiv an gängigen Programmierungskonventionen rüttelnden LineUp, Menschen nach Wien zu bringen, die wir bis jetzt nur im Internet stalken konnten.
Das Schönste dabei ist, dass beim Hyperreality – Festival for Clubculture die Acts nicht eine/r nach dem und der anderen Set an Set, so wie es sich vom Booking her halt ausgeht, hintereinander aufgefädelt werden. Die Artists und deren Kollektive bestimmen beim Hyperreality mit, was und mit wem es passiert. Dabei sollen und werden hoffentlich auch nicht nur auf den Bühnen, sondern auch im Publikum neue Energien freigesetzt und (sub)kulturelle Strukturen über den Haufen geworfen werden. Wo, wenn nicht im Club?
Marlene Engel, Kuratorin des Festivals im Festival, hat statt von oben herab oder auch nur von außen nach innen blickend, Labels, Kollektive und sonstige Zusammenkünfte junger Kreativer darum gebeten, das Programm eigener Showcases mit zu gestallten und so, so weit es von Veranstalterseite beeinflussbar ist, Möglichkeit zur Selbstbestimmung zu schaffen.
Aber genug vom Konzept und der herrlichen Verpackung drumherum, was genau befindet sich in der Hyperlapse-Geschenkekiste und was können wir von den Showcases, die sich über vier Tage hin entfalten, erwarten:
Príncipe
Der Kuduro, der in desolat gehaltenen quasi Enklaven abseits der portugiesischen Großstädte von Kindern der Angolanischen Diaspora gehegt, gepflegt und zelebriert wird, ist mithilfe dieser Kids in den Clubs weltweit gelandet. Dazu gesellen sich afro-amerikanische und karibische Genres, in deren Mittelpunkt der Tanz steht, wie Footwork und Tarraxinha. Damit zeigt das Príncipe Showcase, wie der Blick weg von der metaphorischen Mitte Europas hin zu “Rand” und vertuschten kulturellen Oasen funktionieren kann.
Mit unter anderem Mafia Boyz SA, Equiknoxx, DJ Firmeza, DJ Nigga Fox, Nidia Minaj, Tropic of Cancer, BLEID, Carla dal Forno, Cem und Battle-ax. Das vollständige Tages-LineUp findet ihr hier.
Balacore
Die Londoner Clubreihe Bala Club hat sich mit dem schwedischen Label Staycore zusammengetan und “Balacore” ward geboren. Für das Hyperreality kommen die zwei Strömungen zusammen, um nonkonformistische und alternative Clubkultur zu üben. Die Londoner Neo-Club Kids, die ihre chilenischen wurzeln unter anderem mit industriellem Reggaeton feiern und die pan-europäischen ProduzentInnen und DJs aus den Staycore Reihen vermengen sich zu einer Melange, die nicht nach dem Wiener Kaffee mit dem grässlichen Logo stinkt.
Nite Jewel, Alx9696, Ghazal, DVA DAMAS, Dinamarca, Mechatok, Amen x Grrr und Inou Ki Endo sind dabei.
NON
Das NON-Kollektiv definiert sich über den Verzicht. Dem Verzicht eine Konversation mit dem weißen Mainstream einzugehen, dem Verzicht sich im ausbeuterischen Kontext zur Schau zu stellen und dem Verzicht sich unter- und einordnen zu lassen. Unsichtbarkeit als Strategie, um Sichtbarkeit zu schaffen. Die afrikanischen und in der Diaspora lebenden KünstlerInnen aus denen sich das NON Kollektiv zusammensetzt, verweigern sich dem binären Dialog und widmen sich lieber dem polyphonen Austausch.
So gestaltet sich auch das NON Showcase. Kolonialistische Denkmuster werden aufgebrochen und Kollaborationen internationaler Acts eingegangen. Beispielsweise eine Auftragsarbeit, die als Zusammenarbeit wiener KünstlerInnen gemeinsam mit Amnesia Scanner erarbeitet wird. Beim NON Showcase wird den “früher war alles besser”-Ungustln der Mittelfinger gezeigt und die klassischen ZuschauerInnen und/oder PerformerInnen Strukturen werden verdreht und verbogen.
Mit unter anderem Juliana Huxtable, FAKA, Klein, Angel – Ho, Amnesia Scanner, Jung an Tagen und Alphatracks.
GHE20G0G0TH1K
Der Hypezug fährt ein! Mit GHE20G0TH1K hat die Promoterin und DJ Venus X eine Partyreihe geschaffen, die von New York aus einen ästhetischen und kulturellen Impuls durch die Clubs der Welt schoss. Um die Reihe herum entsteht eine inklusive Subkultur, die die Bedeutung des Fortgehens als politischen Akt hervorhebt. Der Clique im Dunstkreis der GHE20G0TH1K Parties entspringen Co-Host Hood by Airs Shayne Oliver, Princess Nokia, Arca, Boychild, Mykki Blanco, und unzählige mehr. Auch die Nachahmer*innen finden – wie sonst immer – gefallen an der Reihe, doch Venus X kämpft gegen die subkutlurellen GoldgräberInnen an und erkämpft sich Meter um Meter Authentizität im Ringen um die Clubfestung.
Mit Venus X, Total Freedom, Asmara, Ian Isiah, LSDXOXO, False Witness, Jay Boogie, Fatima Al Qadiri , Moro, Princess Nokia, Lotic, Gnučči, ACE TEE & Kwam.e, Beatrice Dillon, Klitclique x FAUNA und Dacid Go8lin x Tonica Hunter
Hier könnt ihr euch Tickets für das Hyperreality Festival kaufen.
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