Was haben wir früher gelacht. Über die Spotted-Seite des Electric Love Festivals, eine Facebook-Gruppe mit zirka 20.000 Mitgliedern, die eigentlich zum Anbandeln und Fortführen von Festival-Flirts gedacht war. Als die Seite 2015 plötzlich explodierte und nicht nur als Plattform für liebestolle EDM-Fans, sondern eine Art Chronik mit allerlei höchst unterhaltsamen Kurzmeldungen diente, fasste ich ein Best-Of zusammen, kategorisiert nach Hashtags wie #Mundart, #Verstrahlt oder #Samariter. Auch das Jahr darauf gab es wieder einen Banger nach dem anderen.
Noisey Austria: Electric Love – Das EDM-Mekka
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Als ich dieses Jahr von meiner Chefredakteurin wieder den Auftrag bekam, den Hattrick voll zu machen und eine dritte Ausgabe zusammenzustellen, machte ich mich mit dem bekannten Gefühl aus Vorfreude auf richtig lustige Posts und der permanenten Angst, auch meine Tochter darunter zu finden, an die Arbeit. Was ich vorfand, fand ich allerdings gar nicht mehr so lustig. Ganz im Gegenteil.
Ganz offensichtlich wurden dieses Jahr, angetrieben von Alk und einer generellen Überdrehtheit punkto Festivalkultur einige Grenzen – vor Ort und eben auch auf der Spotted-Seite – überschritten, die dem Geist des Festivals komplett zuwiderlaufen. Ich präsentiere euch heuer also schweren Herzens erstmals einen bunten Strauß aus Ekelhaftigkeiten, Gewalt, Dummheit und Misogynie. Herrschaften: The Worst of Spotted: Electric Love Festival 2017. Dass die Spotted-Posts bezüglich Realness mit Vorsicht zu genießen sind, wisst ihr wahrscheinlich eh.
#Fäkalien
Schon die letzten beiden Ausgaben habe ich eindringlich an den letzten Rest Zivilisation am Salzburgring appelliert, das gezielte Scheißen an dafür nicht gedachten Orten im Himmels Willen bleiben zu lassen. Ohne Erfolg. Was vielleicht die Jahre zuvor dort und da noch als ungeplante, weil vollkommen besoffene Verrichtung der Notdurft durchging, hat mittlerweile System. Es dürfte völlig hemmungslos überall hingeschissen werden. In Zelte, auf Autos, in die Duschen und auf Luftmatratzen. Vom Anpissen von Mensch und Maschine mal ganz zu schweigen. Das Wechseln und Entsorgen von Binden in fremden Zelten bei rund 30 Grad ist ein weiterer Tiefpunkt –vor allem, wenn für manche dieser Aktionen sogar Zelte mutwillig aufgeschnitten wurden.
#Randale
Offensichtlich haben einige Besucher die Abzweigung nach Hamburg verpasst und statt am G20 in Plainfeld ihrer überschüssigen Energie in der Ausdrucksform “sinnlose Randale” freien Lauf gelassen. Beschädigung von fremden Autos, Prügel und Fahrerflucht. Dazu kommt der brandneue Zeitvertreib der Kennzeichen-Entführung und die schon erwähnten aufgeschnittenen Zelte. Leute, das sind keine Streiche mehr, ihr bewegt euch hier mit beiden Beinen im kriminellen Bereich – und damit ist nicht der Kavaliersdelikt-Bereich gemeint. Falls ihr es nicht wisst: Jemandem ohne sein Einverständnis im Schlaf die Haare abzuscheren, erfüllt den Tatbestand der Körperverletzung.
#Habgier
Schon die Jahre zuvor kam es immer wieder mal zu Diebstählen. Schon klar, bei einem Festival dieser Größe ist rein statistisch mit Langfingern zu rechnen. Offenbar sind auch dieses Jahr eine oder mehrere Truppen auf Beutezug nach Handys, Geld und Elektronik unterwegs gewesen. Hier wären dringend die Veranstalter in die Pflicht zu nehmen. Apropos Veranstalter in die Pflicht nehmen: Man findet auch ein paar Beschwerden über schlecht eingeschenkte Getränke und falsch bonierte Token eingereicht, was wohl auch nicht im Sinne des Veranstalters sein dürfte. Man sollte sich das – sollte hier tatsächlich ein bisschen getrickst worden sein – intern genauer ansehen.
#Fatshaming
Geht gar nicht. Wie auch immer die Vorlieben sein mögen, was das Aussehen anderer Menschen betrifft: auf der Spotted-Seite Ansprüche stellen, in welcher Gewichtsklasse der potenzielle Paarungspartner spielt (noch dazu großteils anonym), ist gemein, verletzend und ganz und gar unangemessen. Zumal man sich ja nicht mal auf “mildernde” Umstände durch Alkohol und Drogen ausreden kann. Wer posten kann, kann auch über Benehmen im 21. Jahrhundert nachdenken. Auch wenn es kokett gemeint ist: “fett”, “dick” und “fest” sind Wörter, die man eher für seinen Betrunkenheitszustand, Beats und Stuhlgang verwenden sollte Und auch die selektive Ansprache von nur “dünnen” Menschen ist diskriminierend und unangemessen.
Bitte, liebes ELF-Publikum: lasst doch einfach diese primitiven, widerlichen und teils gefährlichen Dinge sein und seid nett zueinander. Geht ab, lacht, feiert, habt Sex, knallt euch zu – aber bewahrt euch bitte ein Grundmaß an über Jahrtausende gewachsener Zivilisiertheit. Dann können wir vielleicht nächstes Jahr wieder über Dosenhunde, kümmerlich aufgebaute Zelte oder die lustigen Edding-Skizzen auf Eingeschlafenen lachen. Und benutzt zum Scheißen verdammt noch mal die Dixi-Klos und nicht die Zelte.
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