Titelbild: Wikimedia | Lizenz: CC BY 2.0
Für Männer ist die Auswahl an verlässlichen Verhütungsmethoden auch 2017 noch sehr überschaubar. Im Angebot sind gerade mal zwei halbwegs sichere Optionen: Kondome oder ein Schnitt durch den Samenleiter. Doch Forscher können jetzt einen Erfolg vermelden, der ein sicheres Verhütungsmittel für den Mann in greifbare Nähe rückt – und das zumindest schon bei männlichen Primaten einwandfrei funktioniert.
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Ein neues Verhütungsmittel namens Vasalgel hat sich in einer fast zweijährigen Studie an Rhesusaffen als wirksam erwiesen, wie das California National Primate Research Center der University of California bekannt gab. Die Ergebnisse der Studie wurden diese Woche in Basic and Clinical Andrology veröffentlicht.
Auch wenn die Methode bisher noch nicht am Menschen getestet wurde, sind klinische Studien bereits für nächstes Jahr geplant.
Beim Vasalgel handelt es sich um ein hormonfreies, langfristiges und möglicherweise sogar reversibles Verhütungsmittel für den Mann, das von der US-amerikanischen Parsemus Foundation entwickelt wird. Die Anwendung des Mittels ist denkbar simpel: Das polymere Hydrogel wird in den Samenleiter injiziert und blockiert dort die Spermien, während Ejakulat problemlos passieren kann. Hinter der Barriere absorbiert der Körper die Spermien einfach wieder.
In der Gruppe der untersuchten Rhesusaffen funktionierte das Gel genau so, wie es sich die Forscher gewünscht hatten: Im Beobachtungszeitraum von bis zu zwei Jahren wurden keine Schwangerschaften vermeldet. „Bei Tests an Tieren hat sich das Vasalgel als gut verträglich ohne erkennbare Langzeitnebenwirkungen erwiesen”, erklärte die Gründerin und Treuhänderin der Parsemus Foundation gegenüber Motherboard. „Daher ähnelt es eher einer Vasektomie [einer Durchtrennung des Samenleiters] als einer Antibabypille.”
Sollte Vasalgel für den menschlichen Gebrauch zugelassen werden, müsste das Mittel ebenfalls einmalig gespritzt werden. Diese Methode könnte eine echte Alternative zur Vasektomie darstellen. Besser noch: Anders als bei einer Sterilisation soll sich das Vasalgel durch die Injektion einer weiteren Lösung einfach auflösen und die Wirkung so rückgängig gemacht werden können. Dieser Eingriff wurde laut Lissner auch bereits erfolgreich an Kaninchen getestet (allerdings sind diese Forschungsergebnisse noch unveröffentlicht).
Die Forscher rechnen sogar damit, dass die Injektion mit Vasalgel bei menschlichen Testpersonen noch einfacher durchzuführen wäre, als bei den männlichen Rhesusaffen. „Wir haben festgestellt, dass die Samenleiter der Rhesusaffen etwas verletzlicher sind, als menschliche Samenleiter. Daher war die Platzierung des Vasalgel komplizierter”, erklärte Angela Colagross-Schouten uns in einer E-Mail.
Das Verhütungsmittel hätte keinen Einfluss auf den Sexualtrieb oder das Verhalten der Affen gehabt, fügte die leitende Tierärztin der Studie hinzu. „Sobald sie in ihre Gruppe zurück kehrten, gingen die Männchen ihrem ganz normalen Sozialverhalten nach und dazu gehörte auch die Paarung mit Weibchen”, sagte Colagross-Schouten.
Obwohl momentan nur knapp 20 Prozent der Menschen weltweit auf Verhütungsmethoden für den Mann setzen, gibt laut der Parsemus Foundation fast jeder zweite Mann in Umfragen an, offen für neue Verhütungsmittel zu sein. Auch Frauen würden es bestimmt begrüßen, wenn eine neue Verhütungstechnik für Männer eine sichere Alternative zu Spiralen und der Pille bieten würde.