Bild von Marta Parszeniew
Während 2013 auf die Bremse steigt, legen auch Redakteure im ganzen Land ihre Füße hoch und tischen dir ein paar aufgewärmte Gestrigkeiten auf, indem sie dich mit Countdowns der Top 10-20-30-50-100 von Sachen aus den letzten zwölf Monaten bombardieren. Bei den ganzen Musikextras zum Jahresende, die sich endlos über Kanyes Rassenpolitik und den anhaltenden Einfluss von Giorgio Moroder ergehen, bekommst du rechteckige Augen, und in einem Schwindel erregenden Déjà-vu fragst du dich: Habe ich das nicht irgendwo schon mal gelesen? In allen anderen Zeitschriften/Zeitungen/Webzines/Cornflakespackungen? Ungefähr jedes Jahr? So lange ich denken kann?
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Den Scheiß kannst du dir in Zukunft sparen. Das hier ist wahrhaftig der EINZIGE Countdown der Top 50 Alben des Jahres, den du jemals brauchen wirst.
50: Dies wäre theoretisch der Platz des Bowie-Albums, wenn er es nur fünf (statt zehn) Jahre nach Reality rausgebracht hätte—also zu einem Zeitpunkt, an dem das Desinteresse der Öffentlichkeit noch greifbar war.
49: Ein Act, der weit höher stehen würde, wenn die heroische Verweigerung, sich den Blutsaugern von Spotify auszuliefern, nicht bedeutet hätte, dass es letztlich niemand geschafft hat, sich die Platte anzuhören.
48: My Bloody Valentine.
47: A$AP Rocky.
46: Eine Band, die durch niemand anderen als My Bloody Valentine beeinflusst wurde und noch nicht auf der Welt war, als Kevin Shields anfing, seine „neue“ Platte aufzunehmen. Anders ausgedrückt haben ihre Mitglieder in der Zeit, in der Kev seine Effektpedale angeschaltet hat, Knochen aufgebaut, Nieren entwickelt und einen Geburtskanal verlassen, Laufen, Lesen und selbstständig Defäkieren gelernt, Instrumente beherrscht und die philosophischen Grundlagen der Lässigkeit ergründet.
45: Das Album von A$AP Ferg steht aus strategischen Gründen ein paar Plätze vor der Platte von A$AP Rocky (wir wissen, wovon wir reden).
44: Das Mixtape von einem Blog. Das zeigt, der Mitarbeiter war zumindest einmal auf einem Blog und hat sich dort ein Mixtape angehört, auch wenn er es anschließend auf CD brennen musste, um sie im Büro in die Stereoanlage zu schieben.
43: Ein neuer Rapper mit Maske.
42: Das Album dieser dämlichen Indie-Nerds, deren bloße Erwähnung die gesamte Liste disqualifiziert, da es den Verdacht erweckt, der Verfasser wäre ein Affe, der die Liste der diesjährigen Neuerscheinungen mit Kot beschmiert hat.
41: Theoretisch der Platz des David-Bowie-Albums, wenn es zwei (statt zehn) Jahre nach Reality veröffentlicht worden wäre—als noch alle die Hoffnung hatten, dass er mal wieder ein gutes Album machen würde.
40: Ein Album, das so passend und langweilig ist, dass nicht mal James Blake es hinkriegen würde.
39: Eine Band, die es beim dritten Versuch endlich geschafft hat, dass ihr Video bei YouTube verboten wurde.
38: Eine Band aus Österreich.
37: Irgendwas, das einfach nur als zuckersüßer Blödsinn belächelt werden würde, wenn es nicht aus Skandinavien kommen würde und deshalb nur als eine weitere Eskapade „dieser überdrehten Schweden“ verbucht wird.
36: Die Band, die so wie die Band sein will, die Arcade Fire vor vier Jahren sein wollte.
35: Die Band, die so wie die Band sein will, die Arcade Fire vor acht Jahren sein wollte.
34: Die Elektro-Band, die in der Szene gefeiert wird und die Arcade Fire gerne sein würde, nachdem man hier zu der Erkenntnis kam, dass Gitarren schon seit sechs Jahren nicht mehr cool sind.
33: Das Album einer klassischen Alternative-Band, das nur aufgenommen wurde, um eine internationale Tour zu rechtfertigen und dadurch den Leadsänger unauffällig aus seiner furchtbaren Ehe zu befreien, die er eigentlich nur eingegangen war, weil er gehofft hatte, dann keine Drogen mehr zu nehmen.
32: Das Album von Jay Z. Wir haben ihn ja dieses Jahr schon mal gesagt, dass er in Rente gehen soll, aber wir trauen uns nicht, ihn auch noch aus dieser Liste auszuschließen. Er ist immerhin Jay.
31: Angel Haze oder Azealia Banks. #teamidontgiveafuck
30: Der erste einer bevorstehenden Welle von ominösen Acts aus den Nuller-Jahren, die bereits auf dem Weg der Wiedervereinigung sind.
29: Ein Rapper, der Sachen mit Frauen macht, die Robin Thicke in einer Million Jahren nicht tun würde. Dass er dennoch Beifall erntet, liegt daran, dass all die Nacktheit in seinen Videos in so willkürlicher Weise vulgär und beunruhigend ist, dass niemand einen überzeugenden und zeitungsfreundlichen Kommentar daraus zusammenflicken könnte.
28: Darkside, einzig und alleine aus dem Grund, dass Nicolas Jaar der Inhalt der feuchten Träume der Redaktion ist.
27: Oh ja. Die.
26: Mindestens eine Person im Büro datet einen Popstar der unteren Liga. Das ist sein bzw. ihr Album.
25: Miley Cyrus. Natürlich hat sich niemand ihren Brei angehört, aber alle müssen so tun, als hätten sie ihn verschlungen, um a) das große Foto zu rechtfertigen, auf dem sich Cyrus mit einem Hammer bzw. einem Schaumstofffinger fingert sowie b) Meinungsstücke mit Titeln wie „War 2013 das Jahr, in dem Pop zu Punk wurde?“, „Die Rückkehr des Spektakels“ oder ähnlichen Schwachsinn zu legitimieren.
24: Ein viel zu junges Elektro-House-Duo, das den Sound der letzten 20 Jahre revolutioniert haben soll, ohne die letzten 20 Jahre überhaupt Musik gehört zu haben.
23 – 20: Alben von bekannten und respektierten Acts, von deren Veröffentlichung du nicht einmal gehört hast, weil der Globus fortwährend mit soliden neuen Platten überflutet wird und alle Welt verzweifelt nach Neuheiten lechzt, von denen kurz darauf nie wieder jemand sprechen wird.
19: Der Künstler, der dieses Jahr ein Album in Berlin aufgenommen hat, das wieder einmal bewiesen hat, wie inspirierend diese Stadt ist.
18: Das Album der Newcomer-Band aus Köln, das allen Hauptstadt-Hasser wieder einmal beweist, das die Ära Berlin längst vorbei ist.
17: XY feat. Kendrick Lamar.
16: Jon Hopkins oder Daniel Avery.
15: Die „Dance-ist-zurück“-Platte, die landesweit jeden Rezensent jenseits der 30 zu einer kleinen Anekdote darüber verleitete, wie es war, sich „damals“ Ecstasy einzuwerfen. Irgendwie muss hier kollektiv die Tatsache übersehen worden sein, dass elektronische Tanzmusik seit zwanzig Jahren nichts anderes als durchgängig beliebt war.
14: Danny Browns Album, weil alle gesagt haben, dass es gut ist, auch wenn man selbst das nicht verstanden hat.
13: King Krules Debütalbum, weil nur das einzige gute Lied auf dem Album im Kopf hängen geblieben ist und sich der Rest vor Langeweile und Belanglosigkeit nur so überboten hat.
12: Wahrscheinlich wirst du diese Band nächstes Jahr auf einer kleinen Festivalbühne sehen und plötzlich feststellen, dass du in fünf verschiedenen Publikationen mindestens 2.000 Wörter über sie gelesen hast, es aber nie wirklich geschafft hast, dir auch nur eine Note ihrer Musik anzuhören.
11: Wir haben den verhängnisvollen Punkt in der Geschichte der Menschheit erreicht, an dem die Menschen, die aus Spaß für Drake stimmen, Menschen gegenüberstehen, die es in tiefstem Ernst tun. So sind die Nazis an die Macht gekommen.
10: Kanye West.
9: Moderat oder DJ Koze.
8: Casper, weil alle Angst vor seinem Manager haben.
7: Der tatsächliche Platz des David-Bowie-Albums. Dank der Tatsache, dass das Album so spät nach Reality veröffentlicht wurde, dass eigentlich alles nach Let’s Dance in Vergessenheit geraten war, haben sich alle unterwürfig zu seinen Füßen geworfen.
6: Das Daft-Punk-Album, denn jeder weiß, dass du es ein paar Mal mehr hören musst, bis du es irgendwann anfängst, gut zu finden. Die Mittelmäßigkeit des Albums ist einfach nur deine Schuld, weil du es nicht genug hörst.
5: Ein deutscher Rapper, dessen Platzierung in der Liste verdeutlichen soll, dass es wirklich bergauf geht mit dem deutschen HipHop.
Platz 4 – 2: Platten, die okay waren. Es gab niemanden, der von ihnen geschwärmt hat, aber auch niemanden, der sie nicht mochte. Sie waren schließlich der Kompromiss, mit dem alle leben können, wohingegen starke Platten, die einige leidenschaftlich geliebt, andere aber ebenso gehasst haben, letzen Endes durchgefallen sind.
1. Album des Jahres: Daft Punk (Intro), Messer (Spex), Arctic Monkeys (Visions) was auch immer im Berghain lief (De:Bug), Casper (Musikexpress), Drake (Juice), was auch immer im Berghain lief (Groove), Rolling Stones (Rolling Stone).
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