Die völlig wahllos zusammengestellte Liste… der schlechtesten Ami-Features auf deutschen Rapsongs

Deutschrap ist erwachsen geworden. Die Kinderkrankheiten sind auskuriert, die Pubertät ist überstanden, heute ist HipHop ein durch und durch emanzipiertes und gesellschaftsrelevantes Musikgenre. Das war nicht immer so. In seiner Teenagerzeit in den 2000ern irrte Deutschrap wie jeder Pubertierende stellenweise umher und suchte beim großen amerikanischen Bruder nach einer Richtung. Wie das bei älteren Geschwistern aber gang und gäbe ist, mögen die es lieber, die kleinen zu verarschen.

Statt mal den kleinen Deutschrappern, die es nicht können, zu erklären, wie man eine vernünftige Hook ohne schmalzige Möchtegern-Mariahs schreibt, schickten die Amerikaner uns einen Haufen C-Rapper, um uns Nachhilfe zu geben. Anfang der 2000er wurde auf fast jedem Deutschrap-Album ein amerikanischer Rapper gefeaturet. Besonders bei den Straßenrappern galt so ein Ami-Feature als absolutes Statussymbol, noch vor den Karl Kani-Baggies und NBA-Hardwood-Classic-Jerseys! Dass das einen großen Teil des Album-Vorschusses auffraß und die Parts größtenteils nur hingerotzt wurden, war egal.

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Gott sei Dank ist das sinnlose Ami-Gefeature größtenteils ein Relikt aus älteren HipHop-Zeiten. Wir haben trotzdem mal fünf solcher schrecklichen Features herausgesucht, um nachfolgende Generationen vor den Redmans und Kurupts dieser Welt zu warnen.

DJ Tomekk—„Ganxtaville Part III“ feat. Kurupt, G-Style, Tatwaffe

Viele werden sich heute kaum noch dran erinnern, aber Tomekk war Anfang der 2000er (vor dieser Hitlergruß-Sache) tatsächlich so etwas wie eine kleine deutsche (polnische) Version von Dr. Dre. Tomekk selbst hatte erstklassige Verbindungen in die USA und karrte ein ums andere Mal amerikanische Rapper an, damit diese auf seinen Beats eine relativ große Gastrolle einnehmen. Daraus entstanden einige Plastikrap-Klassiker wie „Kimnotyze“ mit Lil Kim oder eben „Ganxtaville“. Jeder, der aus der Viva Plus-Generation stammt, wird den Track bis zum Tod feiern, auch wenn er an allen Ecken und Enden an Peinlichkeit überquillt. Wie zum Beispiel bei Kurupts Rappart. Kurupt formte unter anderem mit Snoop Dogg und Daz Dillinger den Dogg Pound und war sogar Vize-Präsident von Death Row Records. Doch der beste Rapper war er nie, was er auf „Ganxstaville Part I“ eindrucksvoll beweist. Tag-Reime sind zwar manchmal ganz nett, aber nicht, wenn sie sich durch den ganzen Song durchziehen, weil der Herr keine Lust hat sich bessere Reime zu überlegen.

Eko Fresh—„Bis ich unter der Erde lieg“ feat. The Outlawz

Eko Fresh ist heute so etwas wie die gute Seele des Deutschraps, weil er stets die Fahne für technisch, hochversierten Rap hochhält. 2007 war das anders. Auf seinem bisher schlechtesten Album Ekaveli versuchte Eko irgendwie Tupac nachzuahmen, der sich nach seinem Knastaufenthalt „Makaveli“ nannte. Passenderweise holte er sich für dieses ambitionierte Projekt Tupacs Posse Outlawz für den Song „Bis ich unter der Erde lieg“ an den Start. Dass der Spagat zwischen Inglewood und Köln kein ganz so kleiner und die Outlawz mittlerweile eine abgehalfterte Rapperbande ohne Flow und mit augenscheinlich schlechtem Aufnahmeequipment waren, musste man auf dem Track unmissverständlich spüren. Da halfen auch die von Eko eingeworfen Ruf-Ad-Libs nichts um den Geist Tupacs wiederzubeleben.

Kool Savas: „Don’t hate“ feat. Royce Da 5‘9 und Tre Little

Der King of Rap hatte schon immer einen ganz guten Draht nach Amerika, egal ob es darum ging, Features mit Lumidee zu klären oder 50 Cent auf den persönlichen Anrufbeantworter für den mit Abstand krankesten Disstrack aller Zeiten zu kriegen. In der gleichen Tradition holte er sich also Eminems Spezi Royce Da 5‘9 ins Boot und flowte mit ihm um die Wette. Alles cool, weil beide tatsächlich zwei der Besten in ihrem Fach sind und prächtig harmonieren. Wer allerdings Tre Little ist und wer den eingeladen hat, frage ich mich bis heute. Der lahmarschige Erklärer-Flow wirkt neben Savas‘ Reimstackato einfach nur deplatziert. Was will der Typ auf diesem Song? Wahrscheinlich gab es den nur im Package Deal zu Royce dazu, anders ist so etwas nicht zu erklären.

Fard: „Like this“ feat Redman

Leider gab es auch in der jüngeren Vergangenheit ein paar Beispiele für unglücklichen, transatlantische Musikexpeditionen. Während ihr gemeinsamer Track „Still hatin‘“ von Fard und Redman noch relativ witzig daherkam, nervt „Like this“ dafür umso gewaltiger. Die schrillen Synthies sind fast unerträglich und auch Redman hat die ein oder andere üble Line dabei („Redman boy, this is hiphop/ I stay fresh like the weed in your ziplog“). Redman sollte sich lieber wieder mit Method Man zusammen tun und eine zweite Staffel von Method & Red oder ein How High-Sequel drehen. Rappen? Ich weiß nicht…

Genetikk: „Packets in den Boots“ feat. RZA

Wir sind nicht die ersten, die sagen, dass das RZA-Feature auf dem Genetikk-Album ziemlich unnötig war. „D.N.A.“ ist in sich so gut und stimmig, dass es keine weiteren Features gebraucht hätte. Auch nicht von Kollegah und Sido. Und erst recht nicht von einer so bekannten HipHop-Größe wie RZA, der von dieser Maskenkombo aus dem Saarland zuvor eh nichts gehört hat. Sein Part klingt dementsprechend nach dem was ein deutsches HipHop-Label einem solchen Star zahlen kann: Gelangweilt, neben dem Takt und mit Plattitüde um Plattitüde. Nee, das haben unsere Ohren nicht verdient. Langsam scheinen es die Leute aber zu verstehen.

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