Die Wahlkampf-Fails der Woche

Foto: Flickr | _dChris | CC BY-SA 2.0

„Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz” hat Michael Häupl vor Jahren einmal selbsteinsichtig zum Besten gegeben. Wie sehr Häupl oder Strache diese letzten, grausamen Tage vor der Wienwahl insgeheim verfluchen, kann nur erahnt werden. Die Grinser vor den Kameras wirken jedenfalls immer trauriger, die politischen Auffälligkeiten immer verzweifelter und irgendwie bleibt die Frage: Warum tun wir uns das alle an, wo Politik doch insgesamt kein superes Produkt ist und eigentlich wirklich niemand noch eine Runde dieser Fremdscham-Kampagnen braucht?!

Wir haben leider auch keine Antwort auf diese Frage für euch. Die einzige Frage, wo wir mit einer ziemlich direkten Auflösung behilflich sein können, ist, wer beim Voting über die Wahlkampf-Fails der letzten Woche gewonnen hat. Hier das Ergebnis:

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Umfrage via Polldaddy

Straches neuer Rap hat die Fail-Charts gestürmt wie das sonst nur FPÖ-Militärfahrzeuge im Oberösterreich-Wahlkampf getan haben. Heinz-Christian Strache hat dafür mehr als Dreiviertel eurer Stimmen bekommen. Dass die Grünen Landeshauptmann Pühringer plakatierten, wurde mit gut 10 Prozent goutiert. Die NEOS-Plakataktion und das Roadmovie der ÖVP waren zwar ebenfalls dämlich, bekamen aber eher bescheidenen Zuspruch.

Und hier sind die neuesten Anwärter:

ÖVP-Kandidat fährt blau

Auch wenn die Wahl dort geschlagen ist, müssen wir uns doch noch einmal Oberösterreich widmen (es tut uns mehr weh als euch). Angesichts des Ergebnisses war ja vor allem den Blauen nach Feiern zumute, aber auch die ÖVP ließ sich trotz der minus 10 Prozent die Party nicht nehmen. Trinken kann man ja bekanntlich aus den verschiedensten Gründen. Gerald Weilbuchner von der Jungen ÖVP bekam am Sonntag jedenfalls 2.126 Vorzusstimmen, die drittmeisten in seiner Partei. Aber auch eine andere Zahl wird Weilbuchner lange mit dem 27. September verbinden: 1,64. So viel Promille hatte der Jungpolitiker nämlich intus, als er in der Nacht auf Montag von der Polizei angehalten wurde. Seinen Führerschein ist er jetzt los, zumindest das politische Vertrauen möchte er aber „zurückgewinnen”.

Während die ÖVP in Oberösterreich inzwischen schon eifrig mit Blauen verhandelt, hat Weilbuchner jedenfalls auf seine ganz eigene Art und Weise Farbe bekannt.

Straches Facebook-Lügen arten aus

Foto: Screenshot via diepresse.com

Montagabend hat Heinz-Christian Strache auf seiner Facebook-Seite mit insgesamt 260.000 Fans das Posting eines „besorgten Bürgers” geteilt. In diesem Post erzählt der Mann, Flüchtlinge hätten versucht, einen Hofer in Döbling auszurauben, wären danach zu einem Billa gegangen, um dasselbe zu tun, was zu einem WEGA-Einsatz geführt habe. Die Seite „Blutgruppe HC Negativ” hat daraufhin bei Billa und Hofer nachgefragt. Beide bestätigten, dass es in keiner Filiale zu solchen Zwischenfällen gekommen sei. Straches Post hatte zu diesem Zeitpunkt schon viele Tausend Shares und erst, als das Social-Media-Team von Hofer direkt unter dem Post schrieb, dass nichts davon stimme, löschte Strache die Lüge, die insgesamt über 5.000 Mal geteilt wurde.

Am selben Tag wurde er übrigens im Presse-Chat gefragt, ob es bei unwahren Postings in Zukunft Richtigstellungen geben würde. Strache antwortete darauf, er habe immer Richtigstellungen, Korrekturen und Bereinigungen vorgenommen. Strenggenommen stimmt das auch. Er hat das Posting ja einfach kommentarlos von seiner Seite verschwinden lassen—soviel zu „Bereinigung”. Über den Wahlkampf hinweg wurde die Liste an faktischen Fehlern, die Strache über seine Page verbreitete, jedenfalls immer länger. Eine genaue Aufzählung davon findet sich hier.

Die ÖVP eskaliert sprachlich

Foto: Rlevente | Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Wir sind uns ja noch unsicher, wie man das, was die ÖVP aktuell rhetorisch produziert, am besten beschreiben. Uns fiele da zum Beispiel „Wahlkampf-Tourette” ein. Oder „verbaler Todeswunsch”. „Amokgerede” würde es inhaltlich ziemlich genau treffen, ist aber aus demselben semantischen Holz geschnitzt wie das, was die ÖVP macht, weshalb wir den Begriff gleich wieder gestrichen haben.

Es ist eben nicht egal, wie man die Dinge benennt. Das haben wir schon betont, als Johanna Mikl-Leitner diese Woche einen „Gewalteinsatz” an der Grenze in Aussicht gestellt hat, falls nicht irgendwer für mehr Ordnung bei der Einreise von Fliehenden sorgt (Spoiler: die Regierung kommt für sie nicht in Frage). Jetzt setzt die ÖVP noch eins drauf. Oder genau genommen sogar zwei.

Nachdem Reinhold „War da nicht irgendwas mit Django?” Mitterlehner das Ende der Koalition angedroht hat, weil man ja wirklich nicht „weiterwurschtln” müsse, wenn man nicht wolle, witterte wohl auch noch der Sicherheitssprecher der ÖVP Wien, Wolfgang Ulm, seine Chance, in die vorbereitete Kerbe zu hauen: „Man wird irgendeine Form des Zaunes an der Grenze errichten müssen”, wird Ulm in DiePresse zitiert.

Das Schöne an dem ganzen Sprach-Schmafu der ÖVP ist der rhetorische rote Faden, der sich durch alle diese Aussagen zieht: Mikl-Leitner sagt nicht, dass sie Gewalt einsetzen wird, Mitterlehner sagt nicht, dass er die Koalition beenden will und Ulm sagt nicht, dass er persönlich gern einen Zaun hätte. In allen drei Fällen geht es mehr um so eine Art gottgegebene Grammatik voller „Kaunst nix mochen”, die nicht nur zum Auf-der-Stelle-treten der Konservativen, sondern generell ganz gut zu Gesamtösterreich passt. Der Fail, das sind die anderen. Und damit am Ende immer wir selber.

Team Stronach ist jetzt im Team Putin/Assad

Wenn das Team Stronach sein außenpolitisches Profil schärft, dann sieht das so aus: Man teilt ein Bild von Waldimir Putins Facebook-Seite, bei dem es sich offensichtlich um eine Fotomontage des starken Manns von Moskau handelt, erwähnt davon aber nichts und versieht das ganze mit einem kampfrhetorischen Tourette-Kommentar vom Format „Yeeeeeha, richtig so!”. Das Team Stronach und sogenannte Alpha-Typen gehören ja bekanntlich zusammen wie Wahlkämpfe und Fails.

Bei der Stronach-Söldnertruppe hat man sich in letzter Zeit schon des Öfteren offen pro Assad ausgesprochen. Der Diktator, der im Bürgerkrieg nicht selten Giftgas gegen die Bevölkerung eingesetzt hat, „müsse in eine Lösung muteinbezogen werden”, hieß es etwa seitens On-Off-Klubobmann Robert Lugar.

Hier gehts zur Abstimmung: