Diese 85-Jährige bringt Pinguinen das Schwimmen bei

Ein neuer Herbsttag dämmert in Neuseeland, Sylvia Durrant lädt zehn Pinguine in einen Bollerwagen. Es ist 6 Uhr: Zeit für Schwimmunterricht.

Ein junger Pinguin steht im seichten, schlammigen Meerwasser

Sobald die kleinen Pinguine wach sind, setzt Durrant einen Vogel nach dem anderen in einen blauen Wäschekorb oder in einen Drahtkäfig, die wiederum stellt sie in das rote Wägelchen. Mit ihrer Freundin Annwyne Standish geht es nun runter an den Strand von Campbells Bay, einem Vorort der neuseeländischen Metropole Auckland. Über Steine holpert der Bollerwagen bis ans Wasser, das noch kalt ist von der Nacht.

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Sylvia Durrant und Annwyne Standish ziehen einen Bollerwagen voller Pinguine an den Strand

Sylvia Durrant, oder “The Bird Lady”, wie sie sich selbst nennt, ist 85 Jahre alt. Seit 35 Jahren kümmert sich die pensionierte Krankenpflegerin um verletzte Vögel. An diesem Morgen watscheln die Pinguine unter den wachsamen Blicken von Durrants Hund Missy ins seichte Wasser. Wenn sie sich zu weit hinaus wagen, wird Missy sie zurück in Richtung Ufer drängen.

Mit einem Kescher in der Hand steht Sylvia Durrant am Ufer und sieht zu, wie Pinguine von ihrem Hund bewacht schwimmen

Manche der Pinguine sind auf Lebenszeit bei Durrant, sie könnten in der Wildnis nicht mehr überleben. Zu ihren Langzeit-Gefährten zählt Dinky. Der Pinguin hat einen Hirnschaden, seit er mal im Sand feststeckte und Seemöwen auf seinen Kopf einpickten. Dinky hat Probleme beim Gehen und fällt oft hin, aber “er schwimmt fast wie ein normaler Pinguin”, sagt Durrant.

Sylvia Durrant hilft einem Pinguin von seinem Gehege in einen blauen Wäschekorb

Casey und Bernie fehlt jeweils eine Flosse. Casey wurde von einem Fisch gebissen, Bernie kam mit nur einer Flosse zur Welt. Der vierte Dauergast der alten Dame heißt “TT”, aber das ist nur sein Spitzname, die Kurzform von “Temper Tantrum” – auf Deutsch heißt das “Wutanfall”. Der kleine Pinguin ist ziemlich aggressiv, die blauen Flecken auf Durrants Handrücken beweisen es.

Pinguine watscheln durch seichtes Meerwasser, im Hintergrund sind Annwyne Standish mit einem Kescher sowie ein Hund

Andere Pinguine kommen nur vorübergehend bei Durrant unter. Vier Tiere sind aktuell nur deshalb bei ihr, weil sie zu früh zur Welt kamen. Im Januar – die richtige Saison wäre im Oktober gewesen. Sie seien “zu jung und nicht fett genug”, um allein klar zu kommen. Am Ende des Winters will Durrant sie freisetzen, in einer Bucht weiter im Norden des Landes.

Aus Langeweile habe sie angefangen, sich um die Vögel zu kümmern, sagt Durrant. Als ihr Mann gestorben war, habe sie die ganze Sache erweitert, bis sie jährlich Tausende Vögel bei sich aufnahm. Es sind nicht nur Pinguine, Durrants Herz schlägt für alle Arten: von Tauben über Falken bis hin zu dem zitternden blauen Eisvogel, den sie an diesem Morgen schon in der Hand gehalten hat. Annwyne Standish ist Durrants wichtigste Helferin, sie nimmt die Pinguine seit 20 Jahren zum Schwimmen mit.

Durrant hat konstant drei bis vier Pinguine in Pflege, die sie später wieder auswildern wird. Nur im Jahr 2003 seien es deutlich mehr gewesen. Damals führte die Route des America’s Cups, der berühmten Segelregatta, durch die Gewässer vor Auckland. Die Yachten und Segelboote hätten die Fische vertrieben, erzählt Durrant. Viele Vögel verhungerten – Pinguine können nicht so weite Strecken zurücklegen wie die Fische, von denen sie sich ernähren. Jetzt macht Durrant sich Sorgen, dass 2021 dasselbe passieren wird. Dann kommt der America’s Cup wieder nach Neuseeland.

30 Neuseeland-Dollar, etwa 17 Euro, kostet es, einen Pinguin eine Woche lang zu füttern. Durrant fressen die Vögel aus der Hand – zum Beispiel Tintenfische, Fische und Garnelen. Da hört die Arbeit aber noch längst nicht auf: Täglich reinigen Sylvia und ihre freiwilligen Helfer auch die Gehege der Pinguine und der anderen Vögel. Frische Bettwäsche kann Durrant deshalb immer gut gebrauchen. Über Geldspenden freut sie sich aber auch.

Mehr Infos findest du auf Durrants Website.

Dinky

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