Der Zugang zu Wasserreserven wird eines der größten Probleme des 21. Jahrhunderts darstellen. Mit dem Klimawandel trocknen die eh schon ausgedörrten Gebiete unseres Planeten noch weiter aus und die feuchteren Regionen werden besonders regnerischen Zeiten ausgesetzt sein. Und mit den besagten klimatischen Veränderungen werden auch einige unvermeidliche gesellschaftliche Umbrüche einher gehen.
Viele dicht besiedelte Gegenden werden einer ernsthaften Bedrohung durch Wasserknappheit gegenüber stehen. Diese wird—so befürchten Analysten—Unruhen, Durst und sogar gewaltsame Konflikte nach sich ziehen. Aufgrund dieser Tatsachen erstellte das World Resource Institute (WRI) nun eine neue Studie, die genau differenziert, welche Länder 2040 besonders unter dem Problem der Wasserknappheit zu leiden haben werden. Ganz oben auf der Liste stehen dabei Bahrain, Israel, Palästina, Spanien und Chile.
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„14 von den 33 am schlimmsten betroffenen Ländern befinden sich im Mittleren Osten”, so die aktuelle Analyse des WRI, „davon wiederum sind neun Staaten mit einem Index von 5.0 Punkten als extrem hoch beansprucht eingestuft: Bahrain, Kuwait, Palästina, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Israel, Saudi Arabien, Oman und Libanon.
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Laut WRI ist diese Region bezüglich ihrer Wasserversorgung die unsicherste der Welt und stillt den Durst ihrer Bevölkerung momentan größtenteils mit Grundwasserreserven und entsalztem Meerwasser. In absehbarer Zukunft wird der Mittlere Osten noch vor enorme Herausforderungen gestellt sein, so die Studie. Saudi-Arabien plant beispielsweise ab nächstem Jahr seine Versorgung vollständig auf importiertes Wasser umzustellen.
Doch auch andere Gegenden der Welt haben mit ernsthaften Problemen zu rechnen. In Europa trifft die Wasserknappheit insbesondere Spanien, in Südamerika ist vor allem Chile betroffen. Eine 2012 von der UN veröffentlichte Analyse fand heraus, dass die Hälfte der Weltbevölkerung bereits 2030 in irgendeiner Form unter Wasserknappheit zu leiden hat.
Die Probleme der Wasserknappheit beruhen auf einer simplen Rechnung, wie mir Charles Iceland vom WRI berichtete: „Der Bedarf nach Wasser steht dem Vorrat an verfügbarem Wasser gegenüber. Zwei Faktoren können also dazu führen, dass es stressig wird. Entweder nimmt der Bedarf aufgrund von Bevölkerungswachstum oder eines ökonomischem Wachstums zu oder der Vorrat geht durch Klimaveränderungen zur Neige. Wie zum Beispiel in einigen Teilen der Welt, wo der Klimawandel eine Verringerung des Niederschlags mit sich zieht.” Als Beispiele hierfür führt er den amerikanischen Südwesten, Australien, Teile von Europa und den Mittleren Osten an.
„Das größte Gewicht der Faktor der Nachfrage”, so Iceland. Denn immer mehr Menschen ziehen in die großen Städte, um den Zuständen, die der Klimawandel hervorgerufen hat, zu entfliehen. Die Folge davon ist, dass die Belastungen auf das vorhandene Wasser ansteigen. Außerdem wird der Bedarf an Wasser größer, wenn der Wohlstand der Bevölkerung zunimmt, denn mit dem Reichtum steigt auch der Wasserverbrauch. „Wir stellen fest, dass, mit einem zunehmenden BIP auch der Wasserverbrauch größer wird”, erklärte Iceland.
Nun können zwei Dinge passieren, wenn eine konzentrierte Bevölkerungsdichte eine Stadt oder Region vor ernsthafte Belastungen in der Wasserversorgung stellt: „Entweder wirtschaftest du sparsamer oder du ziehst um und suchst dir einen Ort mit mehr Wasser. Um das Problem der Wasserflüchtlinge zu minimieren wäre die beste Entscheidung natürlich eine effizientere Lebensweise.”
Das wahre Ausmaß unseres Wasserverbrauchs
Für die Effizienz entschied sich beispielsweise das australische Sydney, welches in den 00er Jahren unter einer enormen Dürre zu leiden hatte; zur Zeit versucht Kalifornien diese Richtung einzuschlagen. Man könne auf Tröpfchenbewässerung umstellen und den landwirtschaftichen Verbrauch regulieren, so Iceland. „In den meisten Ländern werden 70 bis 90 Prozent des Verbrauchs für die Bewässerung verwendet”, sagte er. Andererseits werden wir wohl es wohl bald mit sogenannten „Wasserflüchtlingen” zu tun bekommen, Menschen die wasserarme Landstriche massenhaft verlassen—in der Hoffnung auf eine bessere Wasserversorgung.
Als Beispiel führt Iceland eine Migration an, die mittlerweile in einer Katastrophe geendet ist: „Im Jahr 2000 gab es in Syrien die schlimmste Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen”, so Iceland. 1,5 Millionen Bauern, Hirten und Bewohner ländlicher Regionen wurden während dieser Dürre, die den Bürgerkrieg bereits ankündigte, entwurzelt. „Die Bauern konnten ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen”, sagte er, und so zogen sie in die Städte. „Dadurch setzten sie die Sozialversorgung unter Druck, die syrische Regierung war aber nicht sonderlich gut ausgerichtet auf soziale Leistungen, was zu einer Menge Unzufriedenheit führte.” Einer der bedeutendsten Faktoren, der zu der fortlaufenden Instabilität und der Katastrophe, welcher sich das Land nun gegenüber sah, war die Wasserknappheit.
„Wasser war nicht die Ursache für alle Gräueltaten, die in Syrien passierten, doch ein wesentlicher Faktor dahinter”, so Iceland.
Die 33 Länder, die 2040 am unter extremer Wasserknappheit leiden werden:
1. Bahrain
2. Kuwait
3. Katar
4. San Marino
5. Singapur
6. Vereinigte Arabische Emirate
7. Palästina
8. Israel
9. Saudi Arabien
10. Oman
11. Libanon
12. Kirgistan
13. Iran
14. Jordanien
15. Libyen
16. Jemen
17. Mazedonien
18. Aserbaidschan
19. Marokko
20. Kasachstan
21. Irak
22. Armenien
23. Pakistan
24. Chile
25. Syrien
26. Turkmenistan
27. Türkei
28. Griechenland
29. Usbekistan
30. Algerien
31. Afghanistan
32. Spanien
33. Tunesien