Es klingt ein bisschen wie ein Tarantino-Film, aber es ist wirklich wahr: In Syrien hat sich eine LGBT-Miliz gebildet, um gegen den Islamischen Staat (IS) zu kämpfen. Die Gruppe nennt sich “The Queer Insurrection and Liberation Army” (TQILA) – und ja, das wird “Tequila” ausgesprochen.
“Mit Entsetzen haben die Mitglieder von TQILA beobachtet, wie Faschisten und Extremisten die queere Community auf der ganzen Welt angegriffen und unzählige unserer Mitglieder getötet haben, mit der Begründung, sie seien ‘krank’, ‘gestört’ oder ‘unnatürlich’”, schreibt die Gruppe in ihrer ersten Bekanntmachung. “Wir konnten nicht untätig zusehen, wie Daesh [ein abfälliges Akronym für den IS] schwule Männer von Dächern wirft oder zu Tode steinigt.”
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Die Gruppe ist Teil der ausländischen Freiwilligen-Bataillone, die zusammen mit den kurdischen Kräften in Syrien gegen die IS-Miliz kämpfen. Hervorgegangen ist sie aus den anarchistischen “International Revolutionary People’s Guerrilla Forces (IRPGF)”, die selbst erst im April dieses Jahres ins Leben gerufen wurden. Angekündigt hat sich TQILA mit einem kriegerischen Foto direkt aus Rakka, der teilweise befreiten Hauptstadt des IS: Bewaffnete Kämpfer halten darauf eine Regenbogenflagge, das Logo der Gruppe (ein Anarchisten-Zeichen und eine Kalaschnikow auf pink-farbenem Untergrund) und ein großes Banner mit der Aufschrift: “These faggots kill fascists” (“Diese Schwuchteln töten Faschisten”).
“Unsere Kräfte haben den Feind bereits in mehreren Schlachten bekämpft”, erklärte ein Sprecher der Gruppe einem LGBT-Online-Portal. Dass das Foto in Rakka gemacht wurde, wo eine von Kurden geführte Koalition den IS im Häuserkampf einkreist, deutet zumindest darauf hin, dass die Gruppe sich nahe der Front befindet.
Über die Herkunft ihrer Mitglieder ist nicht viel bekannt. In einem Interview mit dem britischen Independent erklärte ein Sprecher, die Gruppe hätte Kämpfer aus einer ganzen Reihe von Ländern, unter anderem aus dem Mittleren Osten. Was sie vereine, sei der Kampf gegen Kräfte, die LGBTs verfolgen. Und der Höhepunkt dieses Kampfes sei nun mal der Kampf gegen den IS.
“Es gibt uns, und wir kämpfen gegen Tyrannei und Unterdrückung”, so der Sprecher. “Wir kämpfen zusammen mit dem Volk, das gelernt hat, uns zu lieben, wie wir sind – und nicht als Klischees oder als etwas, vor dem man sich fürchten müsse.”
Die Gruppe bezieht sich dabei besonders auf die Position der Frauen im kurdischen Unabhängigkeitskampf. Kurdische Frauen kämpfen schon seit Jahren in eigenen Einheiten gegen den IS und andere Feinde der Kurden in der Region. Der Anführer der verbotenen PKK in der Türkei, Abdullah Öcalan, hat Frauen deshalb oft mit Rosen verglichen: schön, aber mit Dornen zur Verteidigung. “TQILA glaubt, dass dieses Prinzip sich auch auf sexuelle Minderheiten bezieht”, sagte der Sprecher. “Wir wollen Frieden. Aber wenn wir angegriffen und ständig unterdrückt werden, dann sind wir wie die Rose: Wir haben Dornen und wir werden zurückschlagen.”
Wie aktiv die TQILA-Einheit an der Schlacht um Rakka beteiligt ist, ist unklar. Selbst bei der Gründung ihrer Mutterorganisation IRPGF meinten verschiedene Beobachter zu VICE, dass die internationalen Anarchisten wohl eine eher kleine Rolle im tatsächlichen Kampf spielen würden. Laut ihrem Sprecher hat die Gruppe jedoch bereits geplant, im Falle eines Sieges in der Stadt ein deutliches Zeichen zu setzen, indem sie die IS-Flaggen durch neue ersetzen: “Wir werden die Flagge von TQILA hissen, die der IRPGF – und die Regenbogenflagge!”