In unserer Welt ist mittlerweile fast alles vernetzt. Längst sind Kühlschränke und Sexspielzeuge mit dem Internet verbunden und sogar der Wasserkocher deiner Oma surft im Netz. Kein Wunder also, dass uns schnell eine leichte Panik überkommt, wenn die WiFi-Balken auf dem Bildschirm plötzlich verschwinden – wir könnten ja etwas verpassen. Mit genau diesen Empfindungen der Offline-Angst spielt Chris Bolin: Der Software-Entwickler hat eine Website entwickelt, die nur offline verfügbar ist.
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Surft man die Seite an, erscheint erst einmal die Nachricht, dass man die Seite nur ohne Internetverbindung ansehen kann. Sobald du deine Verbindung kappst, erscheint dann wie durch Zauberhand eine kurze Nachricht, die dich über die Gefahren informiert, die von einer immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne und dem konstanten Starren auf flimmernde Bildschirme ausgeht.
Wir haben bei Bolin nachgefragt, wie ihm dieser Trick gelungen ist. Er erklärt uns, dass jeder Browser bestimmte Informationen an Webseiten weitergeben kann, beispielsweise, ob ein Nutzer “online” oder “offline” ist.
Bolin erklärt, dass Entwickler in den letzten Jahren vor allem an der Offline-Funktionalität von Browsern gearbeitet haben, damit auch Mobilgeräte, die über eine unzuverlässige Internetverbindung verfügen, die Inhalte anzeigen können. “Ich beschloss, das Prinzip umzudrehen und eine Seite zu erstellen, die nur offline verfügbar ist.” Eine detaillierte Anleitung hat der Entwickler für alle auf Github zur Verfügung gestellt.
Der Offline-Trick funktioniert vielleicht nicht bei allen älteren Versionen, aber die meisten Browser sollten Bolins Nachricht anzeigen, wenn das WiFi komplett ausgeschaltet ist.
“Ich kann das Gestöhne quasi hören: ‘Aber ich muss doch für die Arbeit das Internet nutzen.’ Das ist egal. Nimm’ dir die Zeit”, heißt es in Brolins Offline-Appell. “Ich bin mir sicher, dass dein wahrer Wert nicht in deiner Fähigkeit liegt, etwas zu googlen, sondern darin, Informationen zu verknüpfen. Erledige also deine Recherche online, aber schaffe die Ergebnisse offline.”
Bolin beschreibt sich selbst als “Offline-Verfechter” und plädiert dafür, auch technische Geräte öfter mal vom Netz zu trennen. “Ich wünsche mir, dass beim Design öfter auf die menschlichen Belastungsgrenzen eingegangen wird – zum Beispiel auf unsere kurze Aufmerksamkeitsspanne.”