Dieser DJ verdient sein Geld auf Beerdigungen

Der britische DJ John Headly ist während unserer Unterhaltung ziemlich aufgeweckt, obwohl sein Arbeitsleben in den letzten paar Jahren eine makabre Wendung genommen hat. Nachdem er in den 90ern seine Karriere mit einer mobilen Disco gestartet hat, hat er sein Geschäft über den gängigen Kreislauf von Hochzeiten und Partys hinaus erweitert und ist Beerdigungs-DJ geworden—das bedeutet, dass er Musik aussucht, die bei Trauerfeiern und Totenwachen gespielt wird. Auf der Webseite seines Spirit In The Sky Entertainments heißt es: „Verabschieden Sie sich mit Musik von ihren Angehörigen, die diese geliebt und geschätzt und zu der sie gefeiert haben. Spirit In The Sky Entertainments stellt sicher, dass Ihre Angehörigen als die lebensfrohe Person im Gedächtnis bleibt, die sie war.“

Im Gespräch mit Noisey erklärt Headly, wie Musik den Trauerprozess beeinflusst. Er erzählt uns auch, welche Songs am gefragtesten sind.

Videos by VICE

Noisey: Wie bist du dazu gekommen, auf Beerdigungen zu spielen?
John Headly: Es war vor ungefähr fünf Jahren. Ich bekam auf einmal einen Anruf von einer Frau, die mir sagte, dass ihre Mutter gestorben sei und sie gerne eine Party bei ihrem Begräbnis hätte, um ihr Leben zu feiern.

Es war dann eine richtige Party. Die Frau, die gestorben ist, war todkrank und hatte ihr Begräbnis bereits geplant. Sie wollte eine Feier und sie wollte, dass ihre Lieblingssongs gespielt werden. Ich habe schon verstanden, worum es ging. An dem Tag ging es darum, dass die Familie sich an ihre Mutter erinnert, die gestorben ist, und bei der Party darum, wie sehr sie das Leben genossen hat.

Sie war eine Partymaus?
Ja, das war sie. Aber genau darum geht es. Am nächsten Tag, wenn die Leute nach Hause gehen, dann müssen sie alle mit der Trauer, einen geliebten Menschen verloren zu haben, fertig werden. Aber an diesem Tag geht es darum, sich an die besondere Person zu erinnern, die gestorben ist.

Welche Musik ist bei Beerdigungen am beliebtesten?
Ich würde sagen, es sind hauptsächlich die Klassiker aus den 80ern wie Michael Jackson, WHAM!, solche Sachen; Motown—solange es fröhlich ist. Es läuft fast immer „Celebration“ von Kool and the Gang, „We are Family” von Sister Sledge, „All You Need Is Love“ von den Beatles, aber ich wurde noch nie gebeten, „My Way“ von Frank Sinatra zu spielen. Es waren immer aufbauende Songs, weißt du, fröhliche Songs.

Letztes Jahr ist ein enger Freund von mir gestorben, der unheilbaren Krebs hatte. Er wollte, dass KISS läuft; er war ein echter Rocker. Guns N’Roses und so. Es war ein sehr farbenfrohes Begräbnis.

Was spielst du bei einer Beerdigung gerne als Letztes?
Wenn die Familie sich nicht den letzten Song wünscht, dann wahrscheinlich etwas Fröhliches, vielleicht ABBA oder Frankie Valli and the Four Seasons—„Oh What a night.“

Welche fünf Songs sollen bei deiner Beerdigung laufen?
Also ich hätte definitiv gerne Lynyrd Skynyrd – „I Know A Litte”. Der war auf dem letzten Album, das sie in den 70ern vor dem tragischen Flugzeugabsturz gemacht haben. Wahrscheinlich einen Song von den Beatles, vielleicht ein bisschen AC/DC. Bob Seeger—„Hollywood Nights“. Und ich hätte gerne Bruce Springsteen—„Mary’s Place”. Es ist einfach ein wirklich fröhlicher, aufbauender Track. Was hättest du denn gerne?

Ich weiß nicht, ich höre manchmal recht verstörende Musik. Ich denke, ich würde einen Song von Leonard Cohen nehmen.
Meine Mutter liebt Leonard Cohen.

Gab es bei den Trauerfeiern schon Leute, die es komisch fanden, dass es einen DJ gibt?
Ja. Nicht viele. Ein oder zwei. Ich glaube, es war bei der ersten. Jemand hat gesagt: „Das ist wirklich ein wenig ungewöhnlich.“

Machst du das jetzt öfter, wo es sich rumgesprochen hat und du die Webseite hast?
Ja, es wird langsam mehr. Wenn die Leute davon wissen, ist es eine Option für sie. Nicht viele Leute wissen von diesem Angebot.

Es wird immer Beerdigungen geben.
Ja, das ist es. Taufen, Hochzeiten, Tode, das kommt auf uns alles zu. Ich sage immer: „Ich nehme Ihre Anzahlung jetzt schon entgegen.“

Was ist der seltsamste Song, den jemand auf einer Beerdigung hören wollte?
„Highway to Hell“ von AC/DC. Es ist irgendwie ein merkwürdiger Song, aber es ist auch ein toller Song.

In dem Kontext merkwürdig—
Letztes Jahr gab es eine Frau, deren Mann gestorben war. Erst 51. Ich kannte den Mann nicht, ich habe einfach den Job gemacht, habe es fröhlich gehalten und gelächelt. Vor zwei Wochen bekam ich einen Anruf: „Hi, ist da John? Hast du nächstes Jahr Zeit für einen Termin? Es ist ein 50. Geburtstag.“

Ich sagte: „Kenne ich Sie?“ und sie sagte: „Ja, du hast letztes Jahr bei der Trauerfeier meines Mannes gespielt.“

Es ist schwer zu erklären. 99 Prozent der Zeit lachen alle und haben Spaß und sind zufrieden, aber gegen Ende hin laufen natürlich ein paar Tränen, weil es das war. Es ist vorbei. Sie gehen nach Hause. Wenn du nach Hause kommst und deine Tür schließt und alleine bist, dann musst du mit all dieser Trauer fertig werden, nachdem du einen lieben Menschen verloren hast. Es ist wie eine Befreiung an diesem Tag. Es ist wie ein Abschluss—dann gehst du nach Hause und fängst an, dich mit dieser Trauer auseinanderzusetzen.

Du kannst John Headley auf seiner offiziellen Webseite für deine Beerdigung buchen.

Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.

**

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.