Vielleicht lag es an den Haaren. Das Schwarz schimmerte billig, die Strähnen wirkten faserig. Die Brille saß zu schief, der Mund stand zu weit offen, und die Haut erinnerte eher an einen labbrigen Käsekuchen als an die einer 19-jährigen Brasilianerin. Auch eine “verdächtige Haltung” machte die Wachen der Haftanstalt Gericinó nahe Rio de Janeiro misstrauisch, als sich diese “Frau” dem Ausgang näherte.
Dabei war die Idee, die Clauvino da Silva für seinen Gefängnisausbruch hatte, so einfach wie genial: Am vergangenen Samstag bekommt der 42-jährige Drogenhändler Besuch von seiner 19-jährigen Tochter. Die beiden tauschen Klamotten, da Silva zieht sich ein pinkes T-Shirt an, vorne ist Micky Maus in Donut-Form aufgedruckt. Er stülpt sich eine Latexmaske und eine Langhaarperücke über und will an seiner Tochter statt aus dem Vordereingang des Knasts spazieren. Das berichtet unter anderem das Nachrichtenportal G1.
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Stattdessen erwischen ihn die Wachen. Stück für Stück schält sich da Silva aus seiner Verkleidung, die Sicherheitskräfte filmen ihn dabei. Mit der Motivation eines Festivalbesuchers, der am Eingang nach Weed gefilzt wird, zieht der Drogenhändler Regenjacke, Cardigan, Micky-Maus-Shirt und sogar einen BH (!) aus. Zurück bleibt ein kahlrasierter und tätowierter Knasti mit Sexpuppengesicht. Als er die Latexmaske auszieht, sagen ihm die Wachen, dass er sich identifizieren solle. “Clauvino da Silva”, murmelt da Silva und schaut bedröppelt.
Wirkt irgendwie herzergreifend, klingt aber anders, sobald man weiß, dass da Silva eigentlich 73 Jahre Freiheitsstrafe wegen Drogenhandels absitzen muss. Nach seinem “Ausbruchversuch” wurden da Silva, seine Tochter und sieben weitere Personen von der Polizei verhört. Darunter auch eine schwangere Frau, die Brille und Maske möglicherweise eingeschmuggelt hat. Laut G1 werden Schwangere bei Besuchen nicht kontrolliert. Ob und wie weit die Tochter in den Plan von da Silva involviert war, ist nicht bekannt.
Schon 2013 war er mit 31 weiteren Gefangenen über den Abwasserkanal ausgebrochen. Geschnappt wurde er trotzdem. Auch wenn da Silva die nächsten Jahre vermutlich nicht in Freiheit leben wird, reicht es vielleicht für einen Gastauftritt in Prison Break.