Der Künstler und Grafikdesigner Andreas Preis hat sich durch seine eindringlichen Tierportraits längst einen Namen gemacht: Löwen, Eulen und Wölfe erwidern stolz und Ehrfurcht gebietend den Blick des Betrachters – mal als filigranes Ornament, mal als übergroßes Wandgemälde. Noch nie um den Einsatz digitaler Technik verlegen, verwendet der Berliner seit Kurzem auch das Surface Pro 4 von Microsoft. Uns hat er erzählt, warum das 2in1-Tablet, dass sich gleichzeitig auch im Handumdrehen in einen Laptop verwandeln lässt, immer häufiger seinen Skizzenblock ersetzt – und warum gerade ein Gadget ihm dabei hilft, die Natürlichkeit seiner Kunstwerke zu bewahren.
Creators: Wie hast du dein Talent zum Zeichnen entdeckt?
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Andreas Preis: Schon als ich ganz klein war, hatte ich immer einen Stift in der Hand. Ich hatte das Glück, dass mein Vater Innenarchitekt war. Daher lag bei uns im Haus immer jede Menge Zeichenmaterial herum: Marker, Bleistifte, Buntstifte, Kreide. Damals war mir gar nicht bewusst, dass das etwas Besonderes ist. Ich dachte, das sei vollkommen normal und bei anderen Kindern auch so.
Creators: Du hast einen sehr prägnanten Stil. Kannst du mal erzählen, wie der sich entwickelt hat? Du arbeitest ja sehr detailliert mit vielen Schraffuren und häufig auch mit Symmetrie.
Ich werde oft von jungen Illustratoren gefragt, wie man seinen eigenen Stil findet. Meiner Meinung nach entsteht so etwas durch Geduld und Zufall. Die betonten Kreuzschraffuren habe ich ursprünglich noch während des Studiums bei einem anderen Künstler gesehen und versucht, bei mir auf ähnliche Art irgendwie zu integrieren. Über Monate habe ich das einfach immer mehr überspitzt, bis es mit der Inspirationsquelle gar nichts mehr zu tun hatte.
Als ich einige Zeit später am Knie operiert werden musste, lag ich für ein paar Tage im Bett und konnte maximal im A4-Format arbeiten. In dieser Zeit habe ich zum ersten Mal symmetrische Tierporträts gestaltet, indem ich einfach nur die Hälfte gezeichnet und den Rest später im Photoshop gespiegelt habe. Kreativität entsteht häufig durch Einschränkungen.
Creators: Seit einiger Zeit verwendest du auch das Surface Pro 4. Welche Rolle spielt es beim Entstehungsprozess deiner Werke?
Andreas Preis: Das Surface Pro benutze ich vor allem, wenn ich unterwegs bin. Früher hatte ich auf Reisen einen Handscanner dabei, mit dem ich Zeichnungen, die ich auf Papier angefangen hatte, in den Laptop übertragen und dann mit Photoshop vervollständigt habe.
Kreativität entsteht häufig durch Einschränkungen
Durch das Surface Pro erübrigt sich dieser Schritt, da ich alles – von der ersten Skizze bis zur fertigen Druckvorlage – auf dem Surface Pro erledigen kann. Auch arbeite ich bei schönem Wetter mittlerweile gern im Biergarten oder im Park. Das wäre früher viel zu umständlich gewesen, da ich dafür den Laptop und ein Grafiktablet hätte einpacken müssen. Damit setzt sich doch niemand auf eine Parkbank! Und sogar daheim kommt das Surface Pro immer häufiger zum Einsatz – besonders, wenn ich Arbeit mit nach Hause nehmen muss. Meine Freundin und ich haben einen Kompromiss gefunden: Während wir abends im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen und einen Film schauen, vervollständige ich nebenher meine Illustrationen auf dem Surface Pro.
Creators: Auf welche Weise hat sich dein kreativer Prozess durch das Surface Pro 4 sonst noch verändert?
Andreas Preis: Ich habe mich schnell daran gewöhnt, dass ich Fehler einfach rückgängig machen kann. Als ich neulich wieder einmal auf Papier gezeichnet habe, ist es mir tatsächlich passiert, dass meine Hand kurz Richtung Undo-Button gezuckt ist – nur um feststellen zu müssen, dass der auf dem echten Zeichentisch natürlich nicht existiert! Das hat sich sehr seltsam angefühlt. Auf dem Surface Pro kann ich ganz viel ausprobieren und es auch ganz schnell wieder löschen, wenn es nicht funktioniert. Ich kann Dinge drehen, ausschneiden, kopieren, spiegeln und Proportionen direkt anpassen. Je kleinteiliger die Arbeit ist, desto mehr Schritte entfallen, wenn ich direkt auf dem Display arbeite.
Creators: Der Surface Pen verfügt ja über 1024 Empfindlichkeitsstufen. Wie wichtig ist das für dich und deine Arbeit?
Ohne den drucksensitiven Surface Pen würde das Ganze für mich keinen Sinn machen. Ich brauche ein Tablet, auf dem ich wirklich zeichnen kann. Ich kenne die Touchpens einiger anderer Hersteller, und für mich fühlt sich der Surface Pen am ehesten wie ein richtiger Zeichenstift an. Er liegt gut in der Hand, wirkt wertig, und die Proportionen stimmen. Zudem gibt es seit Kurzem auch auswechselbare Spitzen mit unterschiedlicher Dicke und unterschiedlichem Zeichenverhalten.
Creators: Was ist anders im Unterschied zum herkömmlichen Zeichnen?
Papier ist natürlich deutlich rauer als die Oberfläche eines Tablets. Wenn man ein gutes, klares Display haben will, muss es aber nun mal sehr glatt sein. Es ist generell so, dass jeder Stift und jedes Material sich ein wenig anders anfühlt. Beim Surface Pro ist das genauso. Das ist reine Gewohnheitssache. Aber ich kann mittlerweile sehr gut damit arbeiten.
Creators: Sehen Zeichnungen, die du auf dem Tablet anfertigst, anders aus als Zeichnungen auf Papier?
Sachen, die rein am Screen entstandenen sind, wirken generell etwas sauberer und perfekter. Das ist zwar nicht immer von Vorteil, aber es gibt schon Projekte, bei denen genau das gewünscht wird. Mir persönlich gefällt ein wärmerer Look mit kleinen Fehlern meistens besser. Aber auch den bekommt man hin. Ich versehe meine Arbeiten zum Beispiel gern in Photoshop mit Strukturen und minimalen Unebenheiten.
Creators: Gibt es noch weitere neue Möglichkeiten, die dir ein Tablet als Künstler eröffnet?
Besonders praktisch ist das Surface Pro für das Anlegen der verschiedenen Farbebenen, die ich für Siebdrucke verwende. Das wäre rein analog gar nicht so einfach zu machen, wenn man die Wirkung aller Farben zusammen direkt sehen will. Aber auf dem Surface Pro erstelle ich in Photoshop einfach vier Ebenen – jede für eine Farbe, die dann bei Drucken zu einem Bild zusammengesetzt werden. So erkenne ich schnell, was ich noch anpassen muss.
Als ich neulich wieder einmal auf Papier gezeichnet habe, ist […] meine Hand kurz Richtung Undo-Button gezuckt
Außerdem habe ich mir kürzlich einen kleinen akkubetriebenen Taschenbeamer geleistet, den ich in Zukunft verwenden möchte, wenn ich draußen arbeite. Der wird dann einfach mit dem Surface Pro verbunden und wirft meine Zeichnungen um ein Vielfaches vergrößert an die Wand, die ich bemalen will. Dadurch habe ich auch die Möglichkeit, vor Ort eine Skizze anzufertigen und direkt zur prüfen, ob mein Entwurf als Wandgemälde funktioniert.
Creators: Verändern sich durch den vermehrten Einsatz von Werkzeugen wie dem Surface Pro 4 auch unsere Sehgewohnheiten? Sind unsere Ansprüche an Grafikdesign und an Illustrationen noch die selben wie vor einigen Jahren?
Mein Eindruck ist, dass die Menschen in jüngster Zeit wieder mehr Handgemachtes sehen möchten. Es passiert mir beispielsweise nie, dass jemand zu mir sagt: „Ach, das ist nur handgezeichnet”. Reine Computergrafik empfinden viele hingegen als langweilig. Ich kenne daher auch nur wenige Illustratoren, die ausschließlich am Rechner arbeiten. Das Surface Pro ist in gewisser Weise eine Antwort auf diese Entwicklung.
Creators: Inwiefern?
Es gibt mir die Möglichkeit, die Vorzüge des Digitalen zu nutzen und gleichzeitig so nahe an „Handarbeit” zu bleiben wie möglich. Indem Tools wie das Surface Pro ständig weiterentwickelt werden, gelingt es, ein immer höheres Maß an Natürlichkeit zu erreichen. Der Unterschied zu rein handgezeichneten Werken ist häufig gar nicht mehr zu erkennen. Darüber bin ich sehr froh, denn ich war nie ein Freund dieser sterilen, rein digitalen Geschichten. Ich denke, diese Bewegung zurück zum Natürlichen in der Kunst und im Grafikdesign ist eine Reaktion darauf, dass unser Leben in jeder Hinsicht immer digitaler wird.
Weitere Arbeiten von Andreas Preis könnt ihr euch auf seiner Website ansehen. Informationen zum Surface Pro 4 findet ihr hier.