Irgendwann Ende 2007 wurde ein 1989er Mercedes 420 SEC aus Amsterdam in die USA geschickt. Zur selben Zeit machte ein Umschlag mit einem Röntgenbild die Reise in die andere Richtung.
Der Mercedes gehörte Aernoud Bourdrez, einem Anwalt, Schriftsteller und Galeristen, der in Amsterdam lebt. Ein paar Wochen zuvor hatte er einen Deal mit dem Besitzer des Röntgenbilds ausgehandelt: Ryan Dunn, bekannt aus Jackass. Wahrscheinlich kennst du das Röntgenbild, denn es ist in Jackass: The Movie nicht zu übersehen. Es entstand, nachdem Dunn sich ein Spielzeugauto in den Arsch geschoben hatte.
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Das Bild kam ein paar Tage später in Amsterdam an, doch Dunn hatte nie die Gelegenheit, den Mercedes zu fahren. Der US-Zoll wollte ihn nicht durchlassen, weil er nicht den Sicherheitsanforderungen der Staaten entsprach. Verständlicherweise war Dunn wenig erfreut und drohte damit, Bourdrez zu verklagen, wenn er ihm das Röngtenbild nicht zurückschickte. Doch Bourdrez war fest entschlossen, das Schattenbild vom Unterleib des Stuntmans zu behalten, also bot er Dunn einen DAF 46 an, ein niederländisches Auto, das rückwärts so schnell fahren kann wie vorwärts. Dunn willigte ein, der DAF schaffte es durch die Zollkontrolle und Bourdrez durfte das Röntgenbild behalten.
Vier Jahre starb Dunn in einem tragischen Autounfall. Das Röntgenbild ist noch immer in Bourdrez’ Amsterdamer Galerie ausgestellt, doch inzwischen hat der Anwalt es zum Verkauf angeboten. Ich habe mich mit Bourdrez getroffen und ihn gefragt, warum er bereit war, zwei Autos gegen eine Röntgenaufnahme von einem Arsch zu tauschen.
VICE: Hi, Aernoud. Was hat dich anfangs überhaupt darauf gebracht, dass du dieses Röntgenbild haben wolltest?
Aernoud Bourdrez: Ich habe schon ein paar Mal im Leben Dinge gesehen, bei denen ich dachte: “Was zur Hölle ist das?” Jackass war eine solche Sache. Als ich Jackass: The Movie schaute, dachte ich: “Ich muss dieses Röntgenbild haben.” Mein Fachgebiet als Anwalt ist Urheberrecht, und was das angeht, ist Dunns Röntgenbild auch ein einzigartiges Stück. Röntgenbilder sind normalerweise nicht urheberrechtlich geschützt, aber dieses hier schon.
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Und wie hast du es in die Finger gekriegt?
Ich habe Ryan Dunn einfach einen Brief geschickt. Wenn du Geld hast, kannst du ganz leicht Dinge in die Wege leiten, aber das finde ich nicht spannend, und ich glaube auch nicht, dass die Jackass-Typen sich sonderlich um Geld scheren. Also versuchte ich, mir etwas auszudenken, das ihn neugierig machen würde. Durch meinen Beruf habe ich gelernt, dass man viel weiter kommen kann, wenn man den Menschen eine Geschichte bietet statt einfach nur Geld. Der Mercedes war ein Impulskauf gewesen, und zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon genug von ihm. Ich bot das Auto gegen das Bild und Dunn sah darin einen guten Deal.
Aber der Mercedes hat es nicht durch den Zoll geschafft.
Nein, hat er nicht. Anscheinend müssen Autos in den USA eine andere Art Stoßstange haben, und mit den Sicherheitsgurten gab es auch ein Problem. Ich hätte das alles für 8.000 Dollar hinbiegen können, aber das fand ich zu teuer. Also hatte ich die Idee, Dunn den DAF anzubieten. Ich schickte ihm Aufnahmen von Rückwärts-Rennen und er war begeistert.
Hast du den Mercedes überhaupt zurückbekommen?
Diese Frage stellen mir die Leute oft. Ich habe das Auto tatsächlich nicht zurückbekommen, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Sie haben ihn wohl versteigert. Irgendjemand in den USA fährt wahrscheinlich gerade damit herum. Vielleicht sollten wir versuchen, es zu seinem aktuellen Besitzer zu verfolgen—das könnte witzig sein.
Bist du ein Jackass-Fan?
Ich finde es genial.
Was ist der dümmste Stunt, den du jemals selbst abgezogen hast?
Als ich jünger war, habe ich immer meine Rollerblades oder mein Mountainbike hinten an Autos gebunden, in Amsterdam und New York. Das war echt gefährlich und einmal wäre ich dabei fast gestorben. Ich fuhr Rollerblades und hielt mich an einem Auto fest, als ein anderes Auto gegen eine meiner Rollen geriet. Der ganze untere Teil eines Schuhs brach weg und ich wäre um ein Haar unters Auto geraten. Aber solche Sachen mache ich heute nicht mehr.
Warum hast du dich entschieden, das Arsch-Röntgenbild zu verkaufen?
Ich habe das Gefühl, dass meine Rolle in der Geschichte des Röntgenbilds vorbei ist. Ich denke aber nicht, dass es schon am Ende seiner Reise angelangt ist. Hoffentlich macht mir jemand ein interessantes Angebot. Bisher hat ein Typ angeboten, das Bild gegen einen Porsche zu tauschen. Ich fand das witzig, weil die Geschichte ja schon mit einem deutschen Auto angefangen hat. Eine gute Geschichte ist viel mehr wert als Geld.