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Dieser Typ hat 2 Millionen Gigabyte Pornos runtergeladen, um Amazon herauszufordern

Was steckt wirklich hinter dem Versprechen der “unbegrenzten” Speicherkapazität, mit dem immer mehr Anbieter von Speicherplatz in der Cloud werben? Wirklich unerschöpfliche Speicherkapazitäten bieten diese Angebote fast nie. Bei den meisten Anbietern gibt es dagegen Vertragszusätze, die die Datenmenge begrenzen, sobald Kunden zu viele digitale Inhalte anhäufen. Für die meisten Verbraucher ist das nicht weiter schlimm, da sie niemals das verfügbare Speichervolumen auch nur annähernd ausnutzen werden.

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Doch der Reddit-Nutzer beaston02 wollte ganz genau wissen, wo die wahre Obergrenze von Amazons Cloud-Drive liegt. Er beschloss, Amazons Versprechen des “unbegrenzten Speicherplatzes” mit sage und schreibe einem Petabyte an Pornos auf Herz und Nieren zu prüfen.

Um das mal klarzustellen: Ein Petabyte ist eine Million Gigabyte.

Wie der Redditor bei seiner beispiellosen Hamster-Aktion vorging

Um eine so gigantische Datenmenge überhaupt sammeln zu können, schrieb beaston02 extra mehrere Skripte. Mit deren HIlfe konnte er die öffentlich zugänglichen Webcam-Shows von verschiedenen Livestream-Portalen wie CamSoda, Chaturbate oder MyFreeCams aufzeichnen.

“Der Datensatz besteht fast vollständig aus Pornos”, erklärte beaston02 gegenüber Motherboard und liefert auch gleich die Begründung dafür: “Seit ich mich mit Computern beschäftige, habe ich festgestellt, dass ich am besten und schnellsten lerne, wenn ich mich auch für das Thema interessiere.”

Und das seien bei ihm eben Frauen. “Da außerdem täglich große Datenmengen in diesem Bereich erstellt werden, passte das perfekt zu meinem Projekt”, so der Redditor weiter.

“Ich weiß, dass viele Leute mich als eine Art Perversen mit krasser Pornosucht abgestempelt haben. Aber das trifft eigentlich gar nicht auf mich zu.”

Um ein Petabyte Pornos zu sammeln, brauchte der fleißige Sammler nach eigenen Angaben fünf bis sechs Monate. Beaston02 sagt, dass er insgesamt sogar fast 1,8 Petabyte gehamstert hat.

Wie lange würde es wohl dauern, sich dieses mächtige Porno-Archiv komplett anzuschauen? Hätten alle Aufnahmen HD-TV-Qualität, kämen die 1,8 Petabyte auf eine Gesamtlaufzeit von 23,4 Jahren. Allerdings haben Webcam-Streams nicht einmal annähernd so hohe Qualität.

Glücklicherweise haben ein paar hilfsbereite Redditor das ganze einmal durchgerechnet: Aufnahmen mit 720p-Auflösung benötigen etwa zwei Gigabyte pro Stunde. Damit käme man insgesamt schon auf 900.000 Stunden, also 102 Jahre. Falls die Videos sogar noch schlechtere Qualität haben, beispielsweise 480p, wären das 0,7 Gigabyte pro Stunde, beziehungsweise 293 Jahre und sechs Monate.

Mittlerweile sammeln Reddits Pornohamster 12 Terabyte am Tag

Beaston02 erklärte uns, dass er mit dem Abspeichern der Streams nur aufgehört habe, weil er irgendwann das Interesse daran verlor. “Ich weiß, dass viele Leute mich als eine Art Perversen mit krasser Pornosucht abgestempelt haben. Aber das trifft eigentlich gar nicht auf mich zu”, sagt er. “Ich habe viel mehr ein Problem mit dem Sammeln und Horten von Daten als mit Pornos.”

Bild: CamSoda

Das Experiment habe er dazu genutzt, um die Programmiersprache Python, das Datenbanksystem SQL und das Verwalten großer Datenmengen zu lernen. “Das Projekt nahm seinen Lauf, ich habe mir das Wissen angeeignet, das ich wollte, und dann hat es mich einfach nicht mehr interessiert.”

Obwohl er selbst die Skripte nicht mehr laufen lässt, hat beaston02 sie auf Github öffentlich zur Verfügung gestellt. Inzwischen ist ein anderer Redditor mit dem Nutzernamen “-Archivist” in seine Fußstapfen getreten und führt das Werk unter dem Namen “Petabyte Porn Project” fort.

-Archivist hat sogar andere Porno-Hamster rekrutiert, die dabei helfen, jeden Tag unzählige Stunden an öffentlichen Live-Cam Sessions aufzuzeichnen. In einer Reddit-Nachricht erklärte -Archivist gegenüber Motherboard, dass sie auf diese Weise “über 12 Terabyte am Tag” ansammeln. Insgesamt hat die Gruppe inzwischen fast zwei Petabyte erreicht, die auf Amazons Cloud-Drive gespeichert sind und auf Google Drive gespiegelt werden. Amazon hat auf unsere Anfrage zu dem Thema nicht reagiert.

Was die Cam-Girls von dem Projekt halten

Auch wenn es aus technischer Sicht legal ist, Live-Streams für die spätere Nutzung aufzuzeichnen und herunterzuladen, befinden wir uns hier in einer moralischen Grauzone. Zwar stellen die Cam-Models ihre Arbeit freiwillig zur Verfügung, wenn sie ihre Streams auf kostenlosen, öffentlich-zugänglichen Plattformen anbieten. Allerdings werden die Darstellerinnen für gewöhnlich über Trinkgelder während des Live-Streams bezahlt – diese Einnahmen fallen bei einer Aufzeichnung natürlich weg.

Wir fragten Charley Hart, die als Model bei CamSoda aktiv ist, was sie davon hält, dass Menschen ihre Streams ohne ihr Wissen herunterladen. Hart sieht das Projekt mit gemischten Gefühlen. Sie erklärt uns, dass einige Frauen bewusst in Live-Streams auftreten, weil sie so ihre Identität besser schützen können, als bei aufgezeichneten Videos, die immer wieder angesehen werden können.


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Zwar meint Hart, dass Cam-Models durch das Petabyte-Experiment auch eine größere Reichweite erreichen können, weil mehr Leute ihr Video ansehen – allerdings kann ein Cam-Girl von diesem Effekt nur profitieren, wenn die Zuschauer danach gezielt ihre Videos anschauen, statt sich einfach den nächsten kostenlosen Clip anzusehen.

Für Hart sei es am wichtigsten, dass sie selbst Kontrolle darüber hat, was mit ihren Aufnahmen passiert. So laden auch einige andere Zuschauer ihre Shows zwar herunter, jedoch stets mit ihrem Einverständnis. Falls jemand ein besonders gutes GIF oder einen Clip aus ihren Aufnahmen bastelt, so möchte Hart diese selbst zu Werbezwecken nutzen können. “Ich gebe sowieso schon so viel kostenlos von mir preis… Wir haben uns diesen Job ausgesucht und das verstehe ich auch, aber wir sollten für unsere Arbeit auch vergütet werden.”

Mehrere Nutzer haben derweil beaston02 darum gebeten, seine Skripte anzupassen, damit man damit auch kostenpflichtige Shows oder Streams herunterladen kann, die nur in einer bestimmten geographischen Region verfügbar sind. Diesen Wünschen ist der Redditor allerdings nicht nachgekommen. “Jeder hat eine bestimmte moralische Grenze, die er nicht überschreiten möchte und das ist meine, zumindest wenn es um öffentlich verfügbaren Code geht”, sagt er. “Auch wenn ich keine Kontrolle darüber habe, was mit den gespeicherten Inhalten am Ende passiert, habe ich darum gebeten, dass Inhalte, die mit meinen Skripten gesammelt werden, nicht auf Websites geteilt oder verkauft werden.”

Amazon hat in den USA übrigens sein unbegrenztes Datenpaket im Juni eingestellt. Es gibt sogar Stimmen, die das ambitionierte Projekt von beaston02 dafür verantwortlich machen. Entsprechende Gerüchte dementiert der Redditor allerdings.