Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.
In den letzten Jahren hat sich das Bild des Freestylers in den Schweizer Alpen merklich verändert. Während Snowboardern und Freeskiern früher noch das feierwütige Kifferimage anhaftete, geht es heute in Laax abseits der Halfpipe vor allem um bewussten Lifestyle.
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Mit der neuen Orientierung der Gäste, musste sich auch das Riders Palace – bisher die Top-Adresse für feierwütige Freestyler in Laax – anders ausrichten. Nach zehn Jahren Dauerbetrieb war es für die Verantwortlichen dann auch an der Zeit, der beliebten Location ein Facelift zu verpassen. Statt Neonröhren und Barcharakter in der Lobby wird nun auf viel Holz, gemütlichen Wohnzimmercharme und urbane Coffeeshop-Atmosphäre gesetzt.
Verantwortlich dafür war ein junges Team rund um Hotelmanager Roger Heid. Nach einem Jahr Planung und vier Monaten Umbauphase steht das neue Riders in den Startlöchern. Eine Ahnung von Hotellerie oder Gastronomie hatte dabei eigentlich keiner: “Ich bin schon seit 15 Jahren in Laax und war lange für den Freestyle- und Snowpark verantwortlich. Dadurch konnte ich die Szene hier gut kennenlernen”, so Heid. Als Creative Director fungiert Jonathan Völlmy, ebenfalls ein Veteran auf dem Snowboard und vor allem kein gelernter Innenarchitekt.
Trotz des fehlenden Know-hows wurden sowohl Lobby und Lounge-Area, als auch die Zimmer äusserst ansprechend renoviert, funktionaler und klassisch-modern eingerichtet und vor allem: zum Teil wegrationalisiert. Die bisherigen Mehrbettzimmer im Erdgeschoss existieren nicht mehr; stattdessen finden Gäste hier nun etwas, das es im Riders bisher noch nicht gab: ein Restaurant. Chefkoch ist Oliver Cavegn, der einzige gelernte Koch in der Riders-Küche und die Entspannung in Person: “Die grösste Herausforderung bisher war es, meinen beiden Gehilfen in der Küche das Handwerk beizubringen”, sagt er scherzend. Lediglich am Freitag- und Samstagabend wird hier gekocht, dafür gibt’s dann aber ein 3-Gang-Menü. Die Besonderheit, die heutzutage eigentlich keine mehr ist: Alle Gerichte sind ausschliesslich vegetarisch. Das war Cavegn wichtig, obwohl er selbst auch ab und an Fleisch isst. Der Gedanke dahinter war ein sehr pragmatischer: “Vegetarische Küche kann alle befriedigen, auch Fleischesser.”
“Unsere Gerichte sind gesund und ehrlich. Die Produkte stehen im Vordergrund, eine Pastinake beispielsweise soll auch nach einer schmecken und nicht verändert werden”, erklärt Cavegn. Er legt Wert auf Herkunft und Qualität seiner Einkäufe und arbeitet fast ausschliesslich mit Herstellern aus Laax und der unmittelbaren Umgebung. Das Hauptaugenmerk der Küche liegt aber auf dem reichhaltigen Frühstücksbuffet, das im Riders täglich angeboten wird. Frisches Obst, Käse aus der Sennerei in der Nähe, hauseigenes Granola und selbstgemachter Hummus in zwei verschiedenen Ausführungen sind besonders beliebt. Tagsüber gibt’s dazu noch frische Salate, Sandwiches oder Suppen aus der Vitrine in der Lobby.
Es wurde offensichtlich viel Wert darauf gelegt, die neuen Ansprüche der Gäste in allen Bereichen des Riders zu erfüllen, das merkt man sogar im Keller: Der legendäre Club des Riders steht noch – wenn auch in verkleinerter Form – und wurde mit einer neuer Anlage, besserer Lärmdämmung und einem neuem Anstrich ins 2018 geholt. Die Musik bewegt sich auch weiterhin zwischen HipHop und Electronica. Das Bier kommt aus dem heimischen Kanton Graubünden. Für feste Nahrung wird aber auch hier gesorgt: Das Restaurant Tenz aus Zürich hat sich für diese Saison im Club des Riders einquartiert und bietet die in Zürich bereits stadtbekannten Momos, tibetische Teigtaschen mit Fleisch- oder Gemüsefüllung, auch in Laax an – vermutlich zur Freude all jener, die trotz der neuen Küche des Riders nicht auf ihr Fleisch verzichten können.
Es hat sich also nicht alles verändert, obwohl es auf den ersten Blick so aussieht. Einzig die Afterhour im Mehrbettzimmer kannst du dir in Zukunft abschminken; im Riders schlafen jetzt auch Familien.