DJ Tennis erklärt, wie ihn kleine Hauspartys zu einem großen DJ gemacht haben

Zelte, Musik und Tummelei – seit dem Mittelalter sind die Grundprinzipien von Festen bzw. Festivals gleich geblieben. Wie viel sich in den Jahren dann allerdings doch getan hat, kann beim ersten Farrago Festival auf der Schweppermannsburg in Franken nachvollzogen werden. Statt Minnesängern fährt das Festival mit u.a. Mano Le Though, Honey Dijon und John Talabot ein gehöriges DJ-Line-up auf – plus Live-Act Isolée. Verantwortlich dafür ist der Italiener DJ Tennis. Der hat gerade nicht nur gleich zwei Mix-CDs für DJ-Kicks veröffentlicht, sondern auch das Programm des Farrago wesentlich mitkuratiert. Wir haben ihn gefragt, wie es dazu gekommen ist und wie sich die immer Umgebung DJs bei ihren Sets auswirkt.

THUMP: Ciao, Manfredi, was macht denn mehr Spaß große Raves oder kleine Partys?
DJ Tennis: Ich bin nicht der größte Fan großer Clubs. Hier auf Ibiza gefallen mir die kleinen Hauspartys und das CircoLoco, wegen der Atmosphäre.

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Ich nehme mal an, auch du hast vor Jahren klein angefangen.
Ich habe als Resident in einem kleinen Mailänder Schwulenclub mit dem Auflegen angefangen, immer donnerstags. Das war eine gute Schule damals. Bei kleinen Veranstaltungen kannst du dich am freiesten ausdrücken, aber auch etwas Recherche betreiben, was so funktioniert. Außerdem musst du immer was anderes spielen. Nebenbei habe ich viel auf Hauspartys gespielt. Dort habe ich gemerkt, dass man nie wissen kann, wer gerade vor einem ist.

Und das hört man heute noch?
Ja, das hat meinen Stil komplett geprägt. An diesen Orten habe ich gelernt, kreativ, eklektisch und ohne Regeln zu spielen. Mit einem großen Publikum musst du immer einen gewissen Kompromiss finden.


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Deshalb ist auch das Farrago Festival mit 700 Tickets eher klein gehalten, oder?
Genau. Diese Burg auf einem Hügel sorgt dabei für eine ganz besondere Stimmung, die Umgebung ist unglaublich wichtig. Die Leute von Sweat Lodge haben den Ort entdeckt und mich dann eingeladen, mit ihnen als künstlerischer Leitung das Festival zu gestalten. Die zwölf Acts haben wir zusammen ausgesucht.

Wie seid ihr dabei vorgegangen?
Die Auswahl ist eklektisch, frisch und alle sind Freunde von uns. Natürlich sind viele davon auch auf unseren Labels. Bei Festivals dieser Größe muss man einander kennen, damit es wirklich gut wird. Es ist eine Familie.

Der Festivalboom scheint anzuhalten, zumindest was das Gründen von neuen Festivals betrifft. Wie siehst du die Entwicklungen?
Heutzutage reisen die Leute viel, das ist entscheidend. Sie warten nicht mehr, bis einen Festival zu ihnen kommt, stattdessen planen sie ihren Urlaub drumherum. Und es gibt sehr spezielle Festivals und Veranstaltungen von der Secret Garden Party in UK über Time Warp bis hin zu Burning Man. Die Anzahl der Möglichkeiten, Musik zu genießen, ist viel größer geworden.

Italiener und Italienerinnen gelten in Deutschland ja als besonders eifrige Techno-Touristen …
Ja, sie mögen Techno-Festivals sehr, während es Amerikaner eher zu besonderen Hippie-Boutique-Events zieht. Jede Nation hat ihre eigenen Vorlieben. Australier aber sind überall. Auch unter meinen Hardcore-Fans, zu denen auch viele Südamerikaner, Amerikaner und Briten gehören. Italiener eher nicht, denn mein Sound ist sehr variabel und bedient nicht nur den Techno und Tech-House wie ihn junge Italiener gerade lieben. In den USA hingegen bin ich durch Soundcloud und Burning Man bekanntgeworden.

Ein Trend geht auch zu außergewöhnlichen Festivallocations. Eures ist da keine Ausnahme.
Die Location ist heute viel wichtiger als früher. Die Leute wollen sich in einer freundlichen Umgebung aufhalten, nicht in einem kalten Warehouse. Die Fusion mag ich deshalb übrigens sehr. Das Gelände ist großartig und man kann dort immer Musik entdecken, von der viele nichts mitbekommen.
Ich habe übrigens auch schon mal auf einer Burg aufgelegt, aber in Italien zum Beispiel ist es total schwierig, Partys in historischen Gebäuden abzuhalten. Die Gesetze sind streng, es dauert ewig und ist teuer, die Genehmigungen zu bekommen.

Gerade hast du auch einen Doppel-Mix für die DJ-Kicks Reihe veröffentlicht. Wie zufrieden bist du damit im Nachhinein?
Die vielen positiven Reaktionen haben mich überrascht. Den Leuten gefällt, dass der erste Mix meine persönliche Geschichte ausdrückt. Ich hoffe, er erweist sich als zeitlos, denn genau das war mein Ziel: ein Statement, das einen stimuliert. Der zweite Mix ist eher an meine Clubsets angelegt. Das war komisch, denn normale ist ein Set eine Konversation, die du in aller Öffentlichkeit mit dem Publikum führst.

Wie wird dein Set beim Farrago Festival?
Ein Sommer-Opening Set. Ganz positiver Vibe, viel Funk, viel Disco.

Und wie geht es dann weiter?
Aktuell arbeite ich an einem Indie-Album zusammen mit Luke Jenner, dem Sänger von The Rapture.

Das Farrago Festivalfindet vom 18. bis 19. August auf der Schweppermannsburg in Kastl-Pfaffenhofen statt. Ein Festivalpass kostet 95, eine Tageskarte 55 Euro – jeweils zuzüglich Gebühren.

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