Gold Coast und das Australien der sexy und sexistischen 1970er

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Gold Coast und das Australien der sexy und sexistischen 1970er

Graham Barstow besuchte die australische Stadt Gold Coast jeden Sommer in den 1960ern, 70ern und 80ern. Seine Fotos zeigen, was sich geändert hat und was gleich geblieben ist.

Gold Coast ist vielleicht die schillerndste Stadt Australiens. Seit Jahren gibt es in dieser Miami-Imitation Bodybuilding und Bikini-Wettbewerbe. Doch interessanterweise sieht der Mann, der diese Fotos gemacht hat, es nicht so. Für Graham Burstow, der Gold Coast bereits seit den 1960ern fotografiert, sind diese Bilder eher so etwas wie Ausschnitte aus dem Urlaubsleben der Australier mit ein paar zufälligen Bikinifotos. Er hat gesehen, wie die Stadt sich von Faserzementhütten in der Einöde zu den mehrstöckigen City-Hotels von heute entwickelte, also haben wir uns mit ihm über die Geschwindigkeit des Wandels unterhalten.

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VICE: Hi Graham. Erzähl uns doch, wie du dazu kamst, Gold Coast zu fotografieren.
Graham Burstow: Ich wurde 1927 in Toowoomba geboren. Als ich drei und vier war, mieteten wir dort ein Haus, bis mein Dad ein Grundstück in [dem Vorort von GC] Mermaid Beach kaufte. Wir bauten ein Haus und von den 1960ern bis in die 80er verbrachte ich jeden Sommerurlaub mit Fotografieren.

Und wie hat sich dein Interesse an der Fotografie entwickelt?
Ich komme aus einer künstlerischen Familie. Alle in meiner Familie waren in einem Chor und ich fing an, sie zu fotografieren, als ich 17 war. Dann baten mich die Leute um Abzüge, also fing ich an, den Film selbst zu verarbeiten. Ab diesem Zeitpunkt dokumentierte ich alle Urlaube und Ereignisse. Alles, wo viele Menschen zusammenkamen.

Einschließlich Bikini-Wettbewerbe?
Ja. Die Wettbewerbe hießen Miss Sun Girl Quest. Das fing mit nur einer Handvoll Mädchen am Strand an. Dann bekamen sie eine Bühne und dann in den 1970ern einen Hintergrund. Die Jungs lagen immer unter der Bühne, um zuzusehen. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist. Ich habe seit Jahren keine Werbung mehr dafür gesehen.

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Du scheinst besonders daran interessiert zu sein, anzügliche Fotos zu machen. Warum ist so viel impliziter Sex in deinen Bildern?
Das ist einfach das, was am Strand passiert. Und es gefiel mir nicht immer. Einmal ging ich zu Silvester mit meiner Familie dorthin und es war wirklich stressig. So viel Gesaufe und Geschrei. Aber ich habe diese Bilder auch gemacht, weil ich gerne Gruppenfotos mache. Ich will sehen, wie Leute miteinander interagieren, und nicht nur mit mir. Wenn du jemandem eine Kamera ins Gesicht hältst, dann bekommst du immer ein unechtes Gefühl von ihnen. Menschen, die einfach mit ihrem Alltag weitermachen—das war es, was ich sehen wollte. Ich fand schon immer, dass in solchen Bildern einfach mehr Gefühl steckt.

Wie hat sich die Gegend geändert?
Sie sieht heute anders aus, doch ich denke, die Kultur weist noch einige Ähnlichkeiten auf. In den 1970ern bauten sie die Hochhäuser. Ich lief damals hin, um zu fotografieren, wie sie die alten Strandhäuser abrissen. Das ist etwas, das sich geändert hat: Heute kommt man nicht mehr in die Nähe eines Abrisses. Ich denke, es war damals allgemein ein einfacheres Leben. Ein Fotograf konnte herumlaufen und Bilder machen und niemand machte sich Sorgen. Heute machen sich die meisten Leute mehr Gedanken darüber, was du tust und wohin du gehst. Australien hatte damals eine entspanntere Sichtweise; heute sind mir nicht mehr so leichtlebig.

Interview von Julian Morgans.