Foto von der Autorin.
Ein paar Leute schauen interessiert. Plötzlich taucht der Stationsaufseher auf und gebietet Seethaler, er möge die Zettel sofort wieder entfernen, sonst würde er das übernehmen. Als die Aufsicht Anstalten macht, sich an Seethalers Kunst zu vergreifen, beginnt er zu schreien: „Hilfe! Hilfe! Ein amtlicher Kunstvandale!" Niemand kommt zur Hilfe. Der Aufseher ruft die Polizei.
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Früher sagte Seethaler gegenüber dem Standard noch, seine Töchter seien ihm zu angepasst. Mittlerweile leben sie vegan und haben damit ihre eigene Rebellion gefunden. Seethaler selbst ist auf dem Weg dorthin. Manchmal kauft er Löskaffee, in dem Milchpulver enthalten ist. Die Jüngste versalzt ihm den Kaffee dann. „Ich schimpf nicht, ich erwart' es fast". Gerade hat er sich meine überflüssige Milch zusätzlich in seine Melange gekippt. „Sie sehen meiner großen Tochter ähnlich".Seit fast 40 Jahren beklebt und bemalt Seethaler die Stadt. Der Zivildienst war seine letzte geregelte Arbeit. Plus, minus 700 Euro verdient er mit seiner Kunst. Er bekommt kleine Förderungen von der Stadt. Außerdem unterstützen ihn seine Fans. Wenn er Strafe zahlen muss, macht er sich keine Sorgen. „Da beginnt der Jammereffekt." Seethaler scheut sich nicht davor, den armen Künstler zu markieren.MOTHERBOARD: Diese Leute wollen die Kunst des Handschreibens bewahren.
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Foto mit freundlicher Genehmigung des Zetteldichters.