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​Oh Gott, wird der Aufstand der Anständigen jetzt von Joko und Klaas angeführt?

Wenn Politiker sich nicht trauen, müssen es eben Joko und Klaas tun: den Volltrotteln sagen, wo sie sich ihren Rassismus hinstecken können.

Joko und Klaas haben ein kurzes Video gedreht. Es heißt „Das wird man wohl noch sagen dürfen", und es ist nicht besonders lustig. Dafür ist es aber umso erfrischender, weil die beiden TV-Stars sich etwas trauen, für das die meisten Politiker offenbar keinen Mut haben: Klartext reden.

Das sieht so aus:

Das sitzt. Und in einer Situation, in der jede Woche mehr Stammtischrassisten aus ihren Löchern gekrochen kommen, um auf Facebook Mordaufrufe gegen Ausländer zu schreiben, Flüchtlingsheime zu belagern und mit Messern in Flüchtlingsheime einzusteigen, sind das genau die richtigen Worte. Und das Beste: Sie hätten das gar nicht machen müssen. Niemand hat das von ihnen verlangt. Aber irgendwie geht in Deutschland sowieso gerade alles drunter und drüber.

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Da sind auf der einen Seite die Politiker, mutmaßliche Debattenprofis, die es schon seit Monaten nicht hinbekommen, einmal deutlich zu sagen, dass am Grundrecht auf Asyl nicht gerüttelt wird. Und vor allem zu erklären, dass es eine klare Grenze zwischen legitimen Sorgen und Hassparolen gibt, und dass diese Grenze in weiten Teilen schon seit Langem überschritten ist.

Stattdessen drucksen die meisten Politiker im Moment lieber herum—oder sie nehmen den vermeintlichen Volkszorn gleich zum Anlass, das Leben für Flüchtlinge noch schwerer zu machen. Ein klassisches Beispiel: Neonazis in Heidenau rasten tagelang komplett aus und greifen Polizisten an, und kurz darauf fordert der Chef der thüringischen SPD ein Schulverbot für Flüchtlingskinder—um „ein weiteres Heidenau" zu verhindern. Weil hey, die Stimmung in der Bevölkerung „drohe zu kippen". Besser kann man Arschlöchern nicht signalisieren, dass sie nur Flüchtlinge anzünden müssen, um ihre Ziele zu erreichen.

Und auf der anderen Seite? Da haben wir jetzt plötzlich Prominente, die dieses gefürchtete Volk hauptberuflich unterhalten, und die im Zweifel auch deutlich mehr Vertrauen genießen. Und plötzlich sieht man: Die haben überhaupt kein Problem, sich deutlich zu positionieren. Angefangen hat es mit Till Schweiger, der sich von Anfang an völlig kompromisslos vor die Flüchtlinge und gegen die rechten Hetzer gestellt hat—und das alles in einem Ton, der keinen Zweifel aufkommen ließ, wie nahe ihm das Thema emotional geht.

Und jetzt auch Joko und Klaas, die genau so deutlich machen, was sie von den „Asylgegnern" und all dem entsicherten Bürgertum halten: „Ihr bleibt erbärmliche Trottel, die sich einfach auf Kosten der Ärmsten der Armen profilieren wollen."

Dem ist kaum noch was hinzuzufügen. Im Video scheinen sich Joko und Klaas zwar nicht sicher, ob sie mit ihrer Botschaft irgendeinen der Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Fraktion überzeugen können, und offenbar ist es ihnen auch egal. Aber vielleicht sollte man die Wirkung eines solchen Statements nicht unterschätzen. Je mehr Leute die Parolen der Hetzer öffentlich als das kennzeichnen, was sie sind, desto schwieriger wird es für die Brandstifter, andere von ihrer Sache zu überzeugen. Und wenn die Politiker es nicht tun, müssen es eben Joko und Klaas machen.