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Sex

Was ist ein Schlaforgasmus und wie bekomme ich einen?

Ich komme etwa drei Mal pro Monat einen Orgasmus im Schlaf. Es ist Zeit, euch in mein kleines Geheimnis einzuweihen.
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Bild: IMAGO / Ikon Images

Es passiert etwa drei Mal im Monat. Ich befinde mich in diesem Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen, in meinem Kopf spielt sich ein diffuser Sextraum ab, bevor ich fühle, wie sich langsam etwas in mir aufbaut. Wenn ich dann aufwache, habe ich einen Orgasmus.

Außer Milchkaffee und Rührei auf Toast ans Bett gebracht zu bekommen, gibt es wahrscheinlich keine bessere Art, in den Tag zu starten. Es braucht immer erst ein paar Minuten, bis man realisiert, was gerade eigentlich passiert ist. Bin ich gerade …? Ja. Ja, ich bin. Innerliches High-Five. Dann stehe ich auf, blicke auf mein Handy und die ganze Dankbarkeit für die wundervollen Fähigkeiten meines Körpers geht in einem Meer aus Panik unter, weil ich mal wieder viel zu spät dran bin.

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Aber ja, es ist großartig. Laut dem Kinsey Report haben etwa 37 Prozent aller Frauen einen Schlaforgasmus, bevor sie 45 werden. Wenn du gerade in deinen 20ern oder 30ern bist und noch nie von einem Höhepunkt aufgewacht bist, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Frauen erleben diese nächtlichen Orgasmen vor allem zwischen 40 und Mitte 50—im Gegensatz zu Männern, die ihre feuchten Träume bedauernswerterweise in ihrer Teenagerzeit und vielleicht noch Anfang 20 haben. Sobald sie 30 sind, nimmt das rapide ab.

„Es ist, als würde dir dein Gehirn ein Geschenk machen", sagt Jade, 24, die Schlaforgasmen eigentlich nur in Zeiten akuter sexueller Dürre erlebt. „Wenn bei mir nicht wirklich viel los ist, dann bin ich irgendwann so gelangweilt davon, keinen Sex zu haben, dass ich sogar das Interesse am Masturbieren verliere. Dann kommt mein Gehirn und erinnert mich daran, dass ich noch immer Orgasmen haben kann." Wenn sie sich gerade inmitten in so einer sexlosen Dürreperiode befindet, kann Jane pro Woche ein paar dieser nächtliche Orgasmen haben. Manchmal hilft sie dabei im Schlaf etwas nach, manchmal geschieht es aber auch freihändig.

Als ich noch jünger und frustrierter war, dass ich nicht wie ein Pornostar auf Kommando zum Höhepunkt kommen konnte, stieß ich auf eine Statistik, die für mich einiges veränderte. Lediglich 25 Prozent aller Frauen kommen allein durch vaginalen Geschlechtsverkehr regelmäßig zum Orgasmus. Frauen sind ein wenig komplexer, wenn es ums Kommen geht. Es spielt sich alles im Kopf ab.

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Bein unter einer Bettdecke, womöglich hat diese Person gerade einen Orgasmus im Schlaf

Foto: Lumina | Stocksy

So ziemlich jede Frau weiß, dass Orgasmen—oder das Ausbleiben dieser—damit zusammenhängen, was sich psychisch in einem abspielt. „Eine Reihe von Faktoren kann Frauen oftmals daran hindern, während des Sex zum Orgasmus zu kommen", erklärt Dr. Debby Herbenick—eine Privatdozentin an der Indiana University, Forscherin beim Kinsey Institute und Autorin von The Coregasm Workout. „Dazu gehört, dass sie vielleicht nicht genug über sich selbst weiß, um zum Höhepunkt zu kommen, sie einen gleichgültigen Partner hat oder einen, der seiner Partnerin nicht genug Priorität zukommen lässt (zum Beispiel während Masturbation oder Oralsex), Probleme mit dem eigenen Körperbild und so weiter." Genau wie bei gutem Sex geht es bei Schlaforgasmen definitiv nicht darum, einfach nur die richtigen Knöpfchen zu drücken, bis etwas passiert.

Zum Glück—weil der Vorgang so sehr mit dem eigenen Selbstbewusstsein, einem Gefühl von Sicherheit und generell unseren Gehirnen verbunden ist—tendieren Orgasmen dazu, mit dem Alter immer besser zu werden. „Mit fortgeschrittenem Alter und Erfahrung wird es generell einfacher, zum Höhepunkt zu kommen—und wenn Frauen Sex mit beständigen Partnern haben, die ihnen einen Gefühl von Zuwendung vermitteln", sagt Dr. Herbenick.

Es wäre also eigentlich nur logisch, dass es sich bei Schlaforgasmen genauso verhält. Tatsächlich aber steht, ob du im Schlaf kommen kannst oder nicht, gar nicht zwangsläufig im Zusammenhang damit, wie einfach du im bewussten Zustand zum Orgasmus kommst.

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Es hilft, wenn du ein paar Orgasmen gehabt hast, die dann von einer plötzlichen Trockenphase gefolgt werden.

„Es gibt gute Gründe dafür, dass Schlaforgasmen nicht das Ergebnis genitaler Stimulation sind, sondern stattdessen im Gehirn entstehen", schreiben Barry R. Komisaruk, Beverly Whiple und Sara Nasserzadeh im The Orgasm Answer Guide. Untersuchungen haben herausgefunden, dass Menschen mit Wirbelsäulenverletzungen, im Zuge derer die Verbindung zwischen Gehirn und Genitalien unterbrochen ist, im Schlaf noch immer zum Orgasmus kommen können. Solange du also noch eine funktionierende Klitoris und/oder Vagina hast, kannst du im Traum zum Höhepunkt kommen.

Zwar kann so ziemlich jeder Teil deines Körpers am Orgasmus beteiligt sein, der Hauptteil spielt sich nichtsdestotrotz in deinem Gehirn ab. Überleg nur mal: Männer können im Teenageralter ihre Erektionen oft nicht kontrollieren—sie können plötzlich mitten im Geschichtsunterricht oder nachts im Schlaf auftreten. Die Erregung wird dabei mehr von ihren Gehirnen als durch körperlichen Kontakt gesteuert. Diese unkontrollierbaren feuchten Träume verschwinden bei Männern, sobald sie älter werden und mehr Kontrolle über ihre eigenen Orgasmen bekommen—sowohl im Schlaf- als auch im Wachzustand. Ihr Höhepunkt wird mit der Zeit immer mehr zu einer körperlichen Reaktion auf physischen Kontakt. Bei Frauen bleiben Orgasmen jedoch eine vorwiegend psychische Angelegenheit—unsere Schlaforgasmen nehmen mit dem Alter zu und erreichen ihren zahlenmäßigen Höhepunkt erst nach unserem 40. Lebensjahr.

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Während Schlaforgasmen für uns etwas Erleichterung in einer sexuellen Trockenphase verschaffen können, sind sie für diejenigen, die ausschließlich im Schlaf zum Höhepunkt kommen, unglaublich frustrierend. Foren und Messageboards sind voll mit Hilfeschreien.

„Ich habe ein großes Problem", schreibt eine Frau auf einem eHealth-Board. „Ich bin Anfang 30 und bin noch nie von meinem Mann oder mir selbst zum Orgasmus gekommen. Aber wenn ich schlafe, habe ich nur 1 Gedanken in meinem Traum und kann davon so stark kommen, entweder von meiner Klitoris oder in mir drin oder sogar beidem. Ich wache kurz davor auf und berühre mich dann, bis ich explodiere."

Es muss nicht immer nur Sex sein. Wir waren bei einem Schlafkonzert

Bei Männern dürfte wohl der vorzeitige Samenerguss diesem Phänomen am nächsten kommen. Die genauen Ursachen dafür befinden sich zwar noch immer im Unklaren, aber es wird ein Zusammenhang mit Gefühlen von Angst, Schuld oder Depressionen vermutet—ähnlich wird Anorgasmie (die Unfähigkeit, zum Höhepunkt zu kommen) bei Frauen im Großen und Ganzen mit den gleichen Symptomen in Verbindung gebracht. Solange es sich dabei nicht um ein gynäkologisches Problem handelt oder du bestimmte Medikamente einnehmen musst, die einen Orgasmus unmöglich machen (Hallo, Antidepressiva!), gibt es wenig, was du tun kannst, außer dich „zu entspannen". Je angestrengter du versuchst zu kommen, desto weniger wird es dir gelingen—was wahrscheinlich ähnlich frustrierend ist, wie wenn Leute dir sagen, dass du die Liebe nur findest, wenn du aufhörst, danach zu suchen. „Mir ist keine größere oder systematische Studie mit Frauen bekannt, die ausschließlich Schlaforgasmen und keine Orgasmen durch Masturbation oder Sex mit einem Partner oder durch Übung bekommen", sagt Dr. Herbenick. „Dementsprechend kann niemand—auch ich nicht—diese Differenz erklären oder Lösungen anbieten."

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Für diejenigen, die auch im Wachzustand zum Orgasmus kommen können und sich gerne an einem Traumorgasmus versuchen möchten, gibt es ein paar Mittel und Wege, die Chance auf so eine nächtliche Freude etwas zu steigern. Es lässt sich wohl sagen, dass dieser Bereich nicht gerade gut erforscht ist, aber zum Glück befinden wir uns damit in einem Bereich, in der meine eigene Erfahrungen genau so viel zählt wie die einer ausgebildeten Medizinerin. Du darfst mich also gerne Dr. Schlafkomm von Orgasma oder so nennen.

Zu allererst hilft es, wenn du ein paar Orgasmen hast, die dann von einer plötzlichen Dürrephase gefolgt werden. Diese Phase kann ein paar Tage oder ein paar Wochen dauern—so lange wie du eben brauchst, damit dir der Gedanke kommt: „Puh, ich bin schon ganz schön lang nicht mehr gekommen." Um dieses Gefühl geht es.

Wenn du das Glück hattest, mit einem Orgasmus aufzuwachen, dann erzähl es unbedingt weiter.

Zweitens solltest du auf dem Bauch liegen. Ich weiß, ich weiß, es gibt Bücher, in denen steht, dass es nichts mit genitaler Stimulation zu tun hat—andererseits schadet es aber auch nicht, wenn etwas dagegen drückt, oder? Außerdem ist bewiesen, dass es Sexträume fördert, wenn man auf dem Bauch schläft (anscheinend, weil einem irgendwann der Atem knapp wird). Das kann also definitiv nicht schaden. Drittens musst du müde sein. Also so richtig erschöpft. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, abgesehen von dem, was Autorin Daisy Buchanan in ihrem Artikel geschrieben hat—ihre Erfahrungen sind meinen definitiv ähnlich.

Zu guter Letzt musst du beim Wegschlummern an etwas ziemlich Heißes denken. Das ist unerlässlich. Lass deinen Gedanken freien Lauf—niemand ist da, um über dich zu urteilen.

Sexsomnie—Die Plage schlafwandlerischer Sexattacken

Wenn du dann das Glück hattest, mit einem Orgasmus aufzuwachen, dann auf jeden Fall weitersagen. Die Tatsache, dass wir mit unseren Freundinnen, Partnern, Großeltern (kleiner Scherz) nicht über solche Sachen reden, fördert nur weiter, dass Menschen sich nicht über die unzähligen Freuden bewusst sind, die ihnen ihre Körper bereiten können. Es ist durchaus möglich, dass dich dein Gehirn zum Höhepunkt bringt, ohne dass dein Körper irgendetwas tut. Wenn das kein Weihnachtswunder ist, dann weiß ich auch nicht.