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Das sagen meine Ex-Liebhaber über mich

Weil man sich seiner Vergangenheit irgendwann stellen muss, habe ich Ex-Freunde, Ex-Affären und Ex-Fuckbuddys gebeten, mich zu bewerten.
Foto meines 16-jährigen Ichs.

Wenn eine Beziehung nicht funktioniert oder vielleicht nur so kurz andauert, dass die Bezeichnung „Beziehung" an sich schon eine maßlose Übertreibung wäre, gibt es meistens einen guten Grund dafür. In der Regel ist einer der beiden Beteiligten mehr involviert als der andere und einer zieht gezwungenermaßen die Arschkarte. Ich kenne beide Seiten—die Macht, die man über eine Person hat, wenn sie unsterblich in einen verliebt ist und man eigentlich nur darüber lachen kann, habe ich genau so genossen, wie ich leider auch erleben musste, dass man sich selbst in das erbärmlichste Geschöpf auf dieser Erde verwandelt, wenn man jemandem nachläuft.

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Viele Gspusis vergisst man lieber, weil man eben genau weiß, dass man entweder ein richtiges Arschloch war oder sich alternativ dazu vor der anderen Person wie ein verknalltes Schulmädchen verhalten hat, das abends den Namen des Angebeteten in ihr plüschiges Tagebuch schreibt. Aber weil man sich seiner Vergangenheit, die man bisher erfolgreich mit weißem Spritzer weggespült hat, irgendwann stellen muss, habe ich ehemalige Techtelmechtel von mir nach meinen Beziehungsfähigkeiten und meinem Charakter befragt. Ich finde, das ist nur fair, nachdem das letzte Mal ich es war, die meine Sexerlebnisse schonungslos gereviewt hat.

Ob ich ein schlechter Mensch bin, hier das angeknackste Ego aus so manchem spricht oder ich mich schleunigst in Therapie begeben sollte, könnt ihr selbst entscheiden.

Bernhard

Das sagt Bernhard über mich

„Als ich dich kennenlernte, blieben mir vor allem folgende Eindrücke in Erinnerung: Du warst viel größer und attraktiver als alle anderen Frauen, die ich bisher gedatet habe. Dein Haar duftete außergewöhnlich gut. Ich glaube, ich kann mich sogar jetzt noch an den Geruch erinnern: Glem Vital, der eine Haarbalsam, der nach der Sonnencreme meiner Oma roch. Jedenfalls war das nicht der einzige Konnex, den ich zwischen dir und meiner leider verrückt gewordenen Oma ziehen konnte. Auch dein Blick, wenn dir etwas nicht gefiel, zum Beispiel weil dich die meisten Leute um dich herum mit ihrer bloßen Existenz nervten, ähnelte meiner Oma zu sehr.

Auch deine extrem fordernde Art hat mich beeindruckt—ich kann mich noch an deine Aufforderung nach einer schönen Nacht im Chelsea erinnern, ich solle dir jetzt (es war mittlerweile 6 Uhr Früh) gefälligst etwas kochen. Am besten Fleisch! Ich hatte jedoch nur Eier, was dir aber im Angesicht einer schon heißen Pfanne voller Fett dann auch egal war. Als du mein äußerst einfaches Abendmahl im Stile eines russischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieges verschlangst, wusste ich: Ja du bist die Frau, mit der ich mein Leben verbringen will. Als sich aber im weiteren Verlauf unserer Affäre herausstellte, dass du dann doch eher eine Frau von Welt mit sehr subtilem Humor und feinsinniger Meinung über unsere verkomme Gesellschaft bist, bekam ich es mit der Angst zu tun. Mein Ego litt an deiner unglaublichen Objektivität."

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Ich über Bernhard

Zu meiner Schande habe ich dich auf Tinder kennengelernt. Wir haben gemeinsam gefeiert und geschmust, mehr aber auch nicht. Irgendwann hat sich das Ganze im Sand verlaufen und es war mir leider egal. Dir offenbar nicht, wie ich jetzt weiß. Bevor du mir diese Review geschickt hast, hast du mir betrunken einen Liebesbrief geschrieben, den ich in seiner vollen Blüte hier lieber ausklammern möchte, von dem du aber meintest, ich könne ihn für diesen Artikel gebrauchen. Ein kurzer Auszug: „Ich weiß, welches Wetter über der Stadt lag, als wir uns das erste Mal küssten. Ich wusste noch nicht, wie sinnbildhaft sich das auf unsere weitere Beziehung auswirken sollte." LOL.

Dominik

Das sagt Dominik über mich

„,What Verena wants, Verena gets!' Es gibt wohl keinen Satz, der unser Gspusi besser beschreibt. Du bist mit Abstand die Meisterin im „betrunken ein Handy bedienen". Tausend Anrufe in 15 Minuten und mindestens genau so viele WhatsApp Messages und SMS—not bad! Fuck, du bist mir oft so richtig auf den Nerv gegangen. Eine Absage oder ein „Nein" hast du nicht akzeptiert—einfach weiter probiert, bis du Erfolg hattest.

Dazu muss aber auch gesagt werden: Ich hab dich oft echt mies behandelt und dir die kalte Schulter gezeigt. Trotzdem warst du fast immer nett zu mir. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, lass ich mal dahin gestellt. Ich bin aber froh darüber! Weil trotz dem ganzen Scheiß, den ich mit dir (und natürlich du mit mir auch) durchgemacht hab, bin ich froh, dich zu kennen. Im Grunde bist du ein lieber, herzensguter Mensch. Etwas verrückt, aber eigentlich eh leiwand."

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Ich über Dominik

Mein nicht ganz so heimliches Faible für tätowierte, abweisende Männer mit übersteigertem Ego brachten mich zu dir. Es hat mich gereizt, dass du mich zappeln ließt und du hast mich zu genau dem verknallten Girlie gemacht, das Typen betrunken mit SMS bombardiert. Schande über mein Haupt. Warum mich deine oft arrogante Art so gereizt hat, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich weiß nur noch, dass du gut gerochen hast.

Philipp

Das sagt Philipp über mich

„Du warst der Traum und Albtraum meiner Jugend. Erinnere ich mich richtig, war es nie eindeutig, wann und ob wir wirklich ,zusammen' waren. Es war vielmehr ein absurdes, schönes und gleichzeitig Kräfte zehrendes Wechselspiel zwischen Hass und Liebe. Hinter deiner damaligen ,Blumenmädchen'-Fassade steckte ein (zum Teil) sehr, sehr böses, teilweise egoistisches Biest, das nichts als Spaß wollte, und dafür meine Gefühle verletzte, nur um mich dann wieder um den Finger zu wickeln. Du konntest mich zu Dingen bringen, die ich eigentlich gar nicht machen wollte. Dennoch gab es wohl irgendwo in diesem Biest etwas sehr Liebenswertes, da ich doch eine ganze Weile, sogar jahrelang, brav mitgespielt habe. Nichtsdestotrotz hatten wir viele nüchterne, aber noch viel mehr betrunkene schöne Momente, die uns sicherlich beide entscheidend geprägt haben und die ich nicht missen möchte. Wir haben uns auf Festivals gegenseitig beim Kotzen geholfen, uns Briefe geschrieben und uns gegenseitig Mix-CDs gebrannt. Es wurde nie langweilig und ich konnte auch einiges lernen, zum Beispiel wie man andere Menschen im Internet erfolgreich ausspioniert. Danke dafür. Ich glaube, dein damaliges Teenie-Ich als beziehungsunfähigen Menschen zu beschreiben, trifft den Nagel auf den Kopf."

Ich über Philipp

Wahrscheinlich warst du die große Liebe meiner Jugend. Im Drang meines 16-jährigen Ichs, Party zu machen und verrückt zu sein, konnte ich damit nicht umgehen, sondern sah meinen Job darin, jahrelang ein heiß-kaltes Spiel mit dir zu treiben. Du warst trotzdem immer lieb zu mir und hast mir Cheeseburger mitgebracht—bis zu dem Zeitpunkt, als ich aus unserer Stadt weg bin und du eine Freundin hattest. Ich bin froh, dass wir nach vierjähriger Funkstille wieder miteinander reden und ja, ich weiß, ich war ein Arschloch.

Sebastian

Sebastians VW-Bus namens Busti

Das sagt Sebastian über mich

„Stellt euch vor, ihr steht in der Menge eines großen Festivals und plötzlich kneift euch jemand von hinten in den Po. Voller Verwirrung stellt ihr fest, dass das keiner eurer Leute war, sondern die hübsche junge Dame unmittelbar hinter euch, die jetzt mit einem dezenten Grinsen in euer verdutztes Gesicht blickt, als ihr euch umdreht. Das warst du. Ich wäre ein unglaublicher Trottel gewesen, hätte ich deine Annäherungsversuche nicht erwidert.

Wir haben uns wirklich gut verstanden. Du hast gern über Leute gelacht. Ihren Kleidungsstil kritisiert. Ich glaube, deine misanthropischen Züge sollten deinen eigentlichen Charakter überdecken, den ich leider in der kurzen Zeit nicht richtig entschlüsseln konnte. Du hattest wirklich Ahnung von Musik. Teilweise. Du schienst dabei wirklich von deiner Sache überzeugt zu sein. Das hat dich auf eine sehr angenehme Art und Weise attraktiv gemacht. Ich hatte das Gefühl, man konnte sich auf dich verlassen. Dein ehrlich sarkastisches Mundwerk hat mich wirklich zum Schmunzeln gebracht. Nur eins noch: Deine Obey-Baseballcap ging gar nicht! Bitte schenke sie einem Obdachlosen auf der Straße, falls du sie noch haben solltest."

Ich über Sebastian

Wir haben uns auf einem Festival im Hochsommer kennengelernt. Du hattest einen alten VW-Bus und warst ein ziemlich lieber Berliner. Ich kann mich noch erinnern, dass du mich einmal „Sarkasmus-Fee" genannt hast. Ich mochte dich irgendwie, obwohl wir uns kaum kannten. Und keine Sorge, die Cap hab ich auf dem Festival noch verloren. Zum Glück, denn sie war wirklich ziemlich hässlich.

Verena nimmt Liebe und Hass auch auf Twitter entgegen: @verenabgnr