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Muss man wissen

Muss man wissen: Das Ebola-Komplott

Menschen sterben, Hilfsorganisationen suchen Freiwillige und was macht der Infokrieger? Facebook und YouTube.

Spritzen: Wikimedia | Armin Kübelbeck | CC-BY-SA-3.0, Rauher Stein: Wikimedia | Jens Rusch | CC-BY-SA-3.0

Im Februar dieses Jahres begann die aktuelle Ebola-Epidemie. Mittlerweile haben sich etwa 14.000 Menschen angesteckt (plus eine ziemlich große Dunkelziffer) und etwa 5000 sind gestorben. Und wer ist daran schuld? Das Rote Kreuz natürlich. Es stellt sich nämlich raus, dass Mitarbeiter keineswegs deswegen in Afrika vor Ort sind, um unter Gefahr für ihr eigenes Leben Menschen zu retten und zu versuchen, diese Epidemie irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Nein. Das Internationale Rote Kreuz ist natürlich auch nur eine Marionette der international tätigen Weltverschwörung (Hi Internationales Rotes Kreuz! Willkommen im Club), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, möglichst viel Geld zu verdienen und nebenbei auch noch die Weltbevölkerung zu verkleinern.

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Am 9. Oktober wurde auf Facebook ein Text mit dem Titel „Ebo-Lie" von einem Nutzer namens Nana Jovaun Kwane gepostet. Der Text verbreitete sich schnell über die sozialen Netzwerke und wurde von deutschen „Infokrieger"-Websites übernommen. Kwane weiß natürlich genau, was passiert. Ebola wird zwar vom Roten Kreuz durch (nicht näher definierte) „Injektionen" und „Behandlungen" verbreitet, aber nicht etwa, um den Kontinent zu entvölkern, sondern aus exakt vier anderen Gründen. Ebola wird weiterverbreitet, damit die internationale Gemeinschaft einen Vorwand hat, in Nigeria, Liberia und Sierra Leone einzumarschieren. Zweitens ist Sierra Leone das wichtigste Ursprungsland für Diamanten, allerdings finden angeblich seit mehr als vier Monaten Streiks in den Minen statt. Ebola ist nur ein Vorwand, um Truppen zu entsenden und die Streiks niederzuschlagen und damit den angeblichen stagnierenden Diamantenhandel wieder anzukurbeln. Drittens werden Truppen stationiert, die dem Roten Kreuz dabei helfen sollen, die Bevölkerung mit Ebola zu infizieren und die Länder daran zu hindern, Mitarbeiter der Organisation des Landes zu verweisen. Und viertens wird den Menschen mit der ganzen Epidemie Angst gemacht, was sie also in die Arme des Roten Kreuzes treibt, wo sie geimpft und so mit Ebola angesteckt werden. Dass es überhaupt keine Ebola-Impfung gibt und das Rote Kreuz logischerweise nicht behauptet, es würde impfen, ist scheinbar zweitrangig. Genauso, dass Ebola bereits 1976 zum ersten Mal auftrat und man relativ genau über Übertragungswege Bescheid weiß.

Impfungen sind tatsächlich eines der Probleme. Allerdings nicht, dass es sie gibt, sondern, dass das eben nicht der Fall ist. Wenn man die Berichterstattung der letzten Jahre Revue passieren lässt, könnte man zwar denken, dass Ebola eine hohe Priorität in der Forschung hat, leider ist das in Wahrheit anders. Bisher gab es immer nur recht kleine, begrenzte Ausbrüche, die zwar einige Tausend Tote nach sich zogen, aber nicht dazu führten, dass ein Medikament, geschweige denn eine Impfung entwickelt wurde.

Hans Dieter Klenk, Virologe am Institut für Virologie an der Universität Marburg, sagt dazu, dass „Medikamente und Impfstoffe für seltene, vernachlässigte Krankheiten für die Hersteller von Arzneimitteln wenig Gewinn versprechen." Relativ wenige Menschen stecken sich in der Regel an, und demzufolge können auch wenig Medikamente oder Impfungen verkauft werden. Am Dienstag wurde bekannt, dass in der Schweiz erstmals eine größere Gruppe von 120 Menschen, die demnächst in den Hilfseinsatz nach Westafrika gehen werden, testweise geimpft werden soll.

Wie bei so vielen dieser Theorien kann man natürlich lachen und darüber nachdenken, wie es dazu kommen kann, dass eine mehr oder weniger normal sozialisierte Person sich darin versteigen kann, dass dunkle Mächte die Geschicke der Welt in Händen halten und man selbst, nebst Internetbekanntschaften, zu den wenigen gehört, die die Wahrheit wissen. In diesem Fall ist es aber ein bisschen ekelhafter. Im Gegensatz zu Chemtrails oder Reptiloiden ist die „Ebola-Verschwörung" einfach ziemlich unverschämt. Organisationen wie das Rote Kreuz suchen händeringend nach Helfern, Menschen, die geholfen haben, werden in Lager gesteckt und Tausende sterben immer noch. Und was macht der gute Infokrieger währenddessen? Facebook-Updates und YouTube-Videos teilen und dabei denken, dass ausschließlich er selbst die Weisheit mit Löffeln gefressen hat.

Stefan ist bei Twitter. #MussManWissen