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Sex

Lass uns nicht ficken, OK?

Michael Ian Black liebt das gute alte Rein-Raus-Spiel, aber er war nie so sexgeil, wie die Gesellschaft es von ihm wollte.

Liebe Damen, es ist folgendermaßen: Ich will keinen Sex mit euch. Ich weiß, ich sollte eigentlich. Ich sollte genauso ein großes Verlangen nach Sex mit euch haben, wie es der Typ aus der Bier-Werbung nach der kalten Flasche Bier hat: Ich sollte jeden einzelnen Gedanken daran verschwenden, alle meine Triebe darauf ansetzen, mehr dafür trainieren, meine Kreativität steigern, um es zu erreichen, mir sollte der Sabber nur so aus den Mundwinkeln laufen und meine Hose sollte voller Spermaflecken sein. Doch so ist es nicht. Und ich wette, bei einigen anderen Typen ist es auch nicht so.

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Die männliche Libido wird für ein konstant bebendes und vibrierendes Etwas gehalten. Bei manchen Männern ist das wohl auch so. Aber ich, so sehr ich das gute alte Rein-Raus-Spiel und das Gequietsche und Gestöhne auch genieße, ich war nie so sexgeil, wie die Gesellschaft mich machen wollte—nicht mal während meiner sagenhaften geilen Jahre zwischen '91 und '95. Bis auf die paar Male, als ich in den ersten Zügen einer neuen Liebe steckte, hat mich Sex nie so bestimmt.

Und doch hat mir bis jetzt jede kulturelle Botschaft weisgemacht, dass das so hätte sein sollen. Dementsprechend haben mich meine fehlenden triebhaften Neigungen immer beschämt und entmannt in der Welt zurück gelassen.

Es ist ein Thema, das nie von Männern diskutiert wird. Männer nehmen einfach an, dass alle anderen genauso geil sind wie Paviane in der Rot-Arsch-Saison. Wenn wir überhaupt mal über Sex reden, dann reden wir über Lust, nie aber über fehlende Lust. Ich habe noch nie auf einem Hinterhof-Barbecue gehört: "Was ich nicht alles tun würde, um Scarlett Johansson nicht flachzulegen." oder "Wenn ich die Wahl hätte zwischen Sex mit irgendeiner Frau und einem guten Buch, ich würde wahrscheinlich das Buch nehmen."

Aber so fühle ich mich eben. Ich will Sex eben nicht so sehr. Es ist schon komisch. Männer denken, sie müssen irgendeiner Idee von Männlichkeit gerecht werden, die mit normaler Sexualität in etwa so zusammenhängt wie professionelles Bodybuilding mit der natürlichen menschlichen Muskulatur. War das schon immer so? Standen Männer schon immer so unter Druck, einen hypertrophen Sextrieb zu haben (oder eben so zu tun, als ob)?

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Warum ist Sex inzwischen so ein dominantes kulturelles Thema und warum wird das immer schlimmer? Frauen regen sich zu Recht schon seit Jahren darüber auf, aber Männer scheinen sich darüber nicht zu beschweren. Ich persönlich hasse das. Ich hasse es, wie Männer als sexhungrige schwanzgesteuerte Roboter dargestellt werden. Es ist so ein einfaches Grundprinzip der Popkultur, dass es nicht einmal in Frage gestellt wird: Männer wollen ficken. Immer. Und am besten während sie dabei zukucken, wie irgendeine Scheiße in die Luft gesprengt wird.

Dabei ist Maskulinität viel komplizierter und subtiler. Ja, es geht auch ums Flachlegen. Aber für mich ist Ficken nicht mal in den Top 5 der Dinge, die einen Mann aus machen. Meine Top 5 sind:

- Versorgen
- Produzieren
- Stärke
- Loyalität
- Furzen

Ficken kommt an sechster Stelle. Für mich geht es beim Sex aber nicht einmal um Sex. Im Grunde geht es um Akzeptanz; darum, jemanden zu haben, der dich so sehr begehrt, dass er es dir erlaubt, ihn zu umgeben, und gleichzeitig will, dass diese Person dasselbe mit dir tut. Wenn die Gesellschaft sagt, dass ich davon nicht genug habe, sagt sie mir im Prinzip, dass sie mich nicht akzeptiert. Was kann ich tun, damit ich akzeptabler bin? Diese Jeans kaufen, das Auto fahren und jenen Duft tragen. Es ist schon ein verlorener Kampf. Ich werde niemals genug haben—Geld oder Liebhaberinnen—, um die Anforderungen zu erfüllen, die unsere beschissene Kultur an uns stellt. Wenn überhaupt ist es wie eine Geschlechtskrankheit. Je länger ich daran kratze, desto schlechter fühle ich mich danach.

Ich will ein guter Mann sein. Ich fühle mich auch wie ein guter Mann. Ich bin eben einfach kein notgeiler Mann. Außer wir reden über Blowjobs.