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Dreimal dürft ihr raten, wer von den gelockerten Financial-Fairplay-Regeln profitieren wird

Der Begriff „Financial Fairplay” (FFP) ist eines dieser Modewörter im modernen Fußball. Dabei ist er äußerst irreführend. Denn das dahinterstehende Regelwerk, das die UEFA 2013 verabschiedet hat, hat einen Zweck: Für mehr zahlungsfähige Vereine sorgen, indem die Ausgaben die Einnahmen eines nicht übersteigen, und nicht etwa—wie man leicht denken könnte—für finanzielle Gerechtigkeit im Fußball. Darum sollte es auch nie gehen. Der europäische Fußball ist nämlich hinsichtlich der Finanzkraft seiner Vereine so ungerecht und ungleich wie eh und je. Es gibt Vereine, die finanziell gut aufgestellt sind, es gibt solche, die kurz vor dem Bankrott stehen (bzw. stehen müssten), und es gibt diejenigen, die man getrost als Superreiche bezeichnen kann. An diesem Status-quo wird sich auch in absehbarer Zukunft nichts ändern. Das FFP macht es also für Celta Vigo auch nicht leichter, gegen Real Madrid zu bestehen. Es soll vielmehr dafür sorgen, dass sich Vereine finanziell nicht übernehmen und keine Schulden aufnehmen, die sie am Ende nicht zurückzahlen können. Und was diese Zielsetzung betrifft, ist FFP durchaus eine kleine Erfolgsgeschichte.

Als das FFP vor rund sechs Jahren eingeführt wurde, schrieben laut Aussagen des UEFA-Präsidenten Michel Platini 50 Prozent der Vereine in Europa rote Zahlen. Außerdem, so Platini weiter, sei das aktuelle System—bei dem Vereine ausgeben, was sie wollen, und dann anschließend bei Banken und Investoren Geld aufnehmen, um die Defizite abzudecken—nicht länger haltbar. Das FFP wurde also ins Leben gerufen, um die Vereine vor sich selbst zu schützen, um auszuschließen, dass die Auf-Pump-Verpflichtung eines neuen Stürmers nicht gleich den ganzen Vereine in unsichere finanzielle Gewässer führen würde. Die Details dieser Rechtsetzung sind kompliziert und aufgeblasen, wie man es bei Dokumenten dieser Art eigentlich auch erwartet, doch das Grundprinzip dahinter lautet in etwa wie folgt: Die Vereine müssen für ausgeglichene Budgets sorgen. Bei Zuwiderhandlung drohen Sanktionen in Form von Transfersperren, Geldstrafen und in extremen Fällen auch der Ausschluss aus der Champions und Europa League.

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Das Problem bei dem—durchaus nicht unvernünftigen—Vorschlag ist jedoch, wenn man es denn ein Problem nennen möchte, dass eine Handvoll Vereine von Eigentümern geführt werden, die mit Freude ihr eigenes Geld in den Verein stecken. Selbst dann, wenn sie wissen, dass sie an dem Investment nichts verdienen werden. Ihnen geht es ausschließlich darum zu gewinnen, egal was es kostet.

Die beiden Mailänder Vereine, Milan und Inter, wurden genau nach diesem Prinzip geführt. Vor Zeiten des FFP haben die schwerreichen Signori Massimo Moratti (der seine Inter-Anteile 2013 verkauft hat) und Silvio Berlusconi (der selbiges mit „seinem” AC vorzuhaben scheint) ihren sportlichen Abteilungen freie Hand gegeben, die bestmöglichen Spieler zu verpflichten. Heute finden sich beide Vereine nur noch im Mittelfeld der Serie A wieder. Ihre Sponsorendeals sind zwar immer noch recht üppig, können sich aber in keiner Weise mit den Spitzenvereinen in Europa messen. Zumal die TV-Rechte in Italien bei Weitem nicht so lukrativ sind wie etwa in England, bzw. Milan und Inter nicht in der Form begünstigen, wie das mit Real Madrid und Barcelona in Spanien der Fall ist. Unter den Regeln des FFP sind ihre Einnahmen schlichtweg nicht groß genug, um mit Real Madrid und Co. mithalten zu können. Denn das FFP verbietet im Prinzip genau das, was man—leider—„Sugar-Daddy-Modell” getauft hat.

Tore fallen leichter, wenn dein Vereinsboss auf einem milliardenschweren Gasvorkommen sitzt. Foto: USA TODAY Sports

Der lauteste Widerstand gegen das FFP kommt aber nicht aus Italien, sondern aus England und Spanien. Fangruppen der zwei neureichen Vereine Paris Saint-Germain und Manchester City haben gemeinsam Klage gegen das FFP eingereicht, weil es ihrer Meinung nach gegen europäisches Recht verstoße, in dem Sinne, dass die Regularien der UEFA den freien Markt behindern würden. Das kann man natürlich nicht bestreiten. Doch die Frage, ob das FFP wirklich gesetzwidrig ist, lässt sich auf die Schnelle nicht eindeutig beantworten.

PSG und ManCity werden beide nach dem „Sugar-Daddy-Modell” geführt. Sie gehören wohlhabenden Geschäftsmännern aus dem Katar, für die ihr Verein vor allem Statussymbole sind, und nicht etwa als Investment verstanden werden, mit dem man Geld verdienen möchte. Den Besitzern geht es einzig und allein um den Kauf namhafter Spieler und den Gewinn von Titeln. Wir reden hier von Personen, die sich jederzeit ein oder mehrere Kreuzfahrtschiffe kaufen könnten, ohne groß mit der Wimper zu zucken. Natürlich kann man argumentieren, dass sie in einer freien Marktwirtschaft mit ihrem Geld machen können, was sie wollen. Nur dass eben ein solches System auch dazu führt, dass am Ende 70 Mio. Euro für einen David Luiz bezahlt werden.

Vor Kurzem hat Michel Platini verkündet, dass die UEFA ihr FFP-Regelwerk diesen Sommer etwas flexibler gestalten werde. Was das genau bedeuten soll, weiß niemand. Doch es geht wohl primär darum, dass eine Menge Geld auf dem Spiel steht. Die UEFA würde sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie PSG oder ManCity (bzw. ihre reichen Besitzer) gegen sich aufbringen oder russische Oligarchen, die vielleicht ein Auge auf Stoke City oder Villarreal geworfen haben, abschrecken würde. Es liegt im Interesse der UEFA, nicht zu verhindern, dass große—manchmal auch unsinnig große—Geldsummen in den Sport fließen. Denn das bedeutet auch bessere Gehälter für viele Spieler, noch mehr Trophäen für die Topvereine und sichere Schulterklopfer für Platini. Der will schließlich FIFA-Präsident werden und kann deswegen von einflussreichen Freunden gar nicht genug kriegen.

Wenn sich das für dich so anhört, dass sich unterm Strich im Fußball nicht viel ändern wird, dann liegt das daran, dass das wahrscheinlich auch der Fall sein wird. Auf jeden Fall sollte keiner groß überrascht sein, wenn auch noch in 10 Jahren dieselben Teams das Sagen haben. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein flexibleres FFP die mittleren und kleinen Klubs in Europa begünstigen wird, ist, um es milde auszudrücken, überschaubar. Denn was die „da oben” entscheiden, hilft in vielen Fällen eben vor allem denen, um die es eh schon gut bestellt ist. Da macht der Fußball auch keine Ausnahme. Das kann man zurecht bedauern, würde aber nichts an der Tatsache ändern, dass auch der moderne Fußball den Gesetzen und Kräften der Wirtschaft unterliegt.