Druide, Segway-Fahrer, Judenhasser: Burghard B. soll Kopf einer rechten Terrororganisation sein

Screenshot: YouTube

Stellt euch einen alten Mann vor, der aussieht wie ein harmloser, kauziger Nikolaus, aber Monologe über die jüdische Lüge hält. Das ist Burghard B., wie ihn unser Autor letztes Jahr auf der Gegendemo zur Bilderberg-Konferenz in Dresden erlebte. Burghard B. behauptete, die “Bilderberger” seien überwiegend Juden, “die sich selbst als Rasse und als auserwähltes Volk” sähen. Die Juden würden die Deutschen vernichten wollen. An diesem Tag bekam Burghard B. eine Anzeige wegen Volksverhetzung. Weshalb er angezeigt worden sei, könne er sich nicht erklären, sagte er später.

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Jetzt hat die Polizei den 62-Jährigen verhaftet. Er soll Kopf einer rechtsterroristischen Vereinigung sein.

Mit fünf anderen soll sein Ziel gewesen sein, “bewaffnete Angriffe auf Polizeibeamte, auf Asylsuchende und auf Menschen jüdischen Glaubens” zu begehen, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Beamte durchsuchten zwölf Wohnungen in sechs Bundesländern, nahmen zwei Menschen fest. Sie fanden Waffen, Munition und Sprengmittel. “Anhaltspunkte für ganz konkrete Anschlagsplanungen” gab es laut der Staatsanwältin nicht. Waffen, Munition und Sprengmittel sind zumindest Hinweise darauf, dass die Gefahr, die von der Gruppe ausging, nicht so unkonkret war.

Die Zahl rechtsextremistisch motivierter Straftaten in Deutschland ist im Jahr 2015 enorm angestiegen: 42,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so die Zahlen des Verfassungsschutzes. Vor allem mit autonomen rechtsextremistischen Gruppen ohne direkte Verbindungen zu Organisationen tut sich unser Verfassungsschutz besonders schwer – also mit Menschen, die sich nicht über eine Organisation als Neonazis bekennen, sondern Reden schwingen, auf Facebook hetzen und sich dort zusammenschließen. Ob die Vereinigung um den weißbärtigen Druiden sich autonom organisiert hat, prüft die Bundesanwaltschaft gerade. Die Gruppe um Burghard B. stehe den Reichsbürgern, die der Verfassungsschutz teilweise beobachtet, ideologisch aber auf jeden Fall nahe.

Auf der Bilderberg-Demo, wo unser Autor auf ihn traf, sprach er etwa neben dem bekennenden Reichsbürger Christian Bärthel. Gemeinsam standen sie zwischen Wohnwagen, Compact-Plakaten und Deutschland-Fahnen. Bärthel wurde bereits wegen Volksverhetzung verurteilt, der Thüringer Verfassungsschutz stufte ihn 2003 als Rechtsextremisten ein.

Wer ist der Burghard B.?  

Es mutet grotesk an: ein alter Mann, der sich auf YouTube beim Segwayfahren und Eisessen in Schwetzingen nahe Heidelberg zeigt, auf seine Visitenkarte “Menschenrechtler und Keltischer Druide” schreibt – und menschenverachtende Hetze verbreitet und sich auf rechtsterroristische Anschläge vorbereitet haben soll. Wer ist Burghard B.?

2008 porträtierten ihn die Osthessen-News und der Bayerischen Rundfunk noch liebevoll als Randgestalt, sie verglichen ihn mit dem Druiden Miraculix aus Asterix (“Burgos von Buchonia hätte Miraculix entzückt“). Auf den ersten Blick wirkt Burghard B. tatsächlich einfach wie ein verwirrter alter Mann mit weißem Bart und weiß-güldener Kutte. Er nennt sich Burgos von Buchonia und sagt, er sei vor 2.500 Jahren geboren. Wanderern erzählt er im Mittelgebirge Rhön von edlen Recken und holden Maiden. Laut BR gab er Führungen in einem mittlerweile geschlossenen Museum, laut Main Post machte er sogar Wanderungen mit dem SPD-Ortsverein. Doch wie wir jetzt wissen, ist Burghard B. eben kein harmloser alter Mann, wie es für Journalisten und Politiker damals scheinen mochte.

Auf Facebook und dem russischen Pendant VK.com hetzt er gegen Juden und Flüchtlinge.

Zuletzt etwa: “Wenn nun die Rechten so viel Arsch in der Hose hätten, wie sie an der Tastatur vorgeben zu haben, gäbe es keine linken Schmierereien und Angriffe mehr. (…) BANKEN HÄTTEN KEINE MACHT MEHR UND DIE JUDEN WÜRDEN FREIWILLIG EUROPA VERLASSEN.” Noch hetzerische, menschenverachtende Aussagen finden sich dort auch, ersparen wir euch aber hier.

Die NPD engagierte Burgos von Buchonia übrigens im letzten Jahr für ihr “Kulturprogramm”.

Screenshot von der Website der NPD Bayern

Auf YouTube lädt er nicht nur Segway-Videos hoch und Filme, in denen er Eis isst, sondern auch seine Reden von Demos. Auf der Gegendemo zur Bilderberg-Konferenz sprach er zum Beispiel über fleißige Deutsche, denen alles weggenommen werde. (Wir verlinken das Video nicht, weil wir davon ausgehen, dass ihr keinen Bedarf an den Reden eines mutmaßlichen Rechtsextremisten habt.)

Unser Autor brach das Gespräch auf der Demo mit dem selbsternannten Druiden übrigens ab – weil der alte Mann auf Widerspruch zu seinen kruden Theorien zur jüdischen Weltverschwörung nicht einging und unser Autor es nicht mehr aushielt. Ein Mensch, der noch bereit für Diskussionen ist, ist dieser mutmaßliche Gründer einer bewaffneten, rechtsterroristischen Gruppe, wahrlich nicht.

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