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Du willst attraktiver wirken? Dann lösch deine Social-Media-Profile

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Für viele Leute ist es ganz normal, sich vorher dem ersten Treffen durch die Social-Media-Accounts ihres Dates zu scrollen. Hat sich die Person bei Twitter in irgendwelchen belanglosen Threads profiliert und dabei übermäßig oft das Emoji benutzt, das vor Lachen weint? Legt sie bei Instagram wert auf eine besonders stylishe Ästhetik oder benutzt völlig unironisch das Boomerang-Feature? Hat sie einen TikTok-Account? Und vielleicht auch LinkedIn? Noch bevor du einen Menschen überhaupt richtig kennenlernst, kannst du auf diese Weise schon sehr viel über ihn herausfinden.

Aber es kann auch passieren, dass da gar nichts ist: kein Facebook-Profil, kein Twitter-Account, keine Instagram-Seite. Und das ist auf eine sonderbare Art extrem sexy. Der Meinung sind auch viele Leute aus meinem sozialen Umfeld. Die Person ohne Online-Präsenz ist wie ein ungeschliffener Diamant, sie ist ein Geheimnis in einer Welt, in der es gefühlt keine Geheimnisse mehr gibt. Aber warum wirkt es auf uns so attraktiv, wenn jemand offline lebt?

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Dafür gibt es wohl mehrere Gründe. Viele der Leute, mit denen ich für diesen Artikel gesprochen habe, sind zum Beispiel der Meinung, dass eine fehlende Social-Media-Präsenz so wirkt, als sei es einem egal, ob man wahrgenommen wird oder nicht. Man pfeife offensichtlich auf die Meinung anderer und brauche die ganzen Likes und Follower nicht. Man lebe einfach sein Leben. All das seien Anzeichen für eine gesunde Portion Selbstvertrauen und Selbstsicherheit – und sehr attraktiv.

“Das zeigt, dass jemand kein Problem damit hat, sein eigenes Ding durchzuziehen. Diese Art des Selbstvertrauens ist sehr anziehend”, sagt Sarah Murray, 23.

“Ich selbst habe oft Angst, etwas zu verpassen, folge immer den Trends und verspüre einen gewissen Druck, online immer up to date zu sein. Deswegen bewundere ich Leute, die sich bewusst dazu entscheiden, mit dieser allgemeinen Erwartungshaltung zu brechen”, sagt Sarah weiter. “Außerdem bedeutet das auch, dass man keine peinlichen Bilder der Person findet. Das gibt ihr eine geheimnisvolle Aura.”

Der 29-jährige Daniel Boydon stimmt dem zu. Er sagt, dass er Leute, die nicht so viel online unterwegs sind, besonders attraktiv finde. “Denn das versprüht so einen ‘Ist mir doch egal’-Vibe. Und es hilft, meine neurotischen Vertrauensprobleme klein zu halten”, sagt er. Dazu komme noch dieses Geheimnisvolle: “So nach dem Motto ‘Moment, wir müssen richtig miteinander reden, um uns kennenzulernen’.”

Der 30 Jahre alte Tom Rassmussen ist davon überzeugt, dass eine fehlende Online-Präsenz oft ein Anzeichen für innere Zufriedenheit, eine erfolgreiche Karriere und ein geselliges Sozialleben sei. Hattest du schon mal so viel Spaß, dass du vergessen hast, Fotos zu machen? Das muss bei Offline-Menschen der Dauerzustand sein. “Ich finde es schick, wenn jemandem die ganzen unwichtigen Dinge egal sind, die den Rest von uns beschäftigen”, sagt Tom. “In unserer von Social Media geprägten Welt ist das irgendwie wundervoll.”

“Wenn du keine oder nur private Social-Media-Profile hast, weckst du damit schnell das Interesse dafür, dich im echten Leben besser kennenzulernen.”

Laut dem Dating-Experten James Preece fühlen wir uns beim Daten oft zum Geheimnisvollen hingezogen. Das betrifft auch die sozialen Medien. “Wenn man jemanden nicht direkt online finden kann, weckt das die Neugier”, sagt er. “Jede Form des Mystischen oder der Nichtverfügbarkeit ist sofort eine attraktive Eigenschaft.”

Dating-Coach Hayley Quinn hat ähnliche Beobachtungen gemacht: “Oft ist es besser, geheimnisvoll zu wirken, als dass jemand fälschlicherweise denkt, bereits alles über dich zu wissen”, sagt sie. “Wenn du keine oder nur private Social-Media-Profile hast, weckst du damit schnell das Interesse dafür, dich im echten Leben besser kennenzulernen.”

Hat dich jemand schon mal genervt, weil er oder sie es bei Instagram mit den Vintage-Filtern übertreibt oder bei Twitter etwas zu oft das Emoji mit der rausgestreckten Zunge verwendet? Natürlich ist es schrecklich, wegen so etwas direkt voreingenommen zu sein, aber es passiert nun mal – auch unterbewusst. Ohne Online-Präsenz gibt es allerdings weniger Material, um sich vorschnell ein Urteil über eine Person zu bilden.

“Oft suchen die Leute nach Gründen, jemanden nicht zu daten”, sagt Preece. “Wenn sie sich durch dein Profil scrollen, und nach einigen guten Bildern plötzlich eins folgt, das ihnen komisch vorkommt, dann ist es direkt vorbei. Aber wenn diese Profilansicht nicht möglich ist, muss man der Person quasi eine Chance geben.”

Es ist natürlich sehr oberflächlich, jemanden nur wegen dessen (fehlender) Online-Präsenz einzuschätzen. Die Menge an geposteten Selfies oder ob jemand auch mit Ende 20 noch TikTok-Tanzvideos dreht, sagt sehr wahrscheinlich nichts darüber aus, wie ihr euch im echten Leben versteht. Es bedeutet im Worst Case nur, dass du dieser Person keine Chance geben wirst.

“Das Mindeste, was für jegliche Form einer romantischen Beziehung nötig ist? Eine Person, die offen ist und Zeit in dich investieren will”, sagt Quinn. Oder anders ausgedrückt: Nur weil du es anfangs vielleicht gut findest, wenn jemand geheimnisvoll wirkt oder nicht in den sozialen Medien unterwegs ist, spielt das sehr wahrscheinlich keine Rolle, wenn es darum geht, ob ihr auch langfristig zusammenpasst. Es ist und bleibt aber ziemlich sexy.

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