Es gab mal eine Zeit, da hatte man als ehemaliger DSDS-Kandidat eine gewisse Halbwertszeit. Man durfte in Musicals mitspielen, auf Sommerfesten im Hinterland auftreten oder sich über eine BILD-Titelseite freuen, wenn man mit einem Gurkenlaster zusammenkrachte (Hallo, Daniel Küblböck). Dann kam die Phase, in der man nur noch als Sieger in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Zumindest, wenn man etwa in fragwürdigem Zustand in einer Erotik-Show anruft und die leicht bekleideten Damen als „Huren“ beschimpft, die gefälligst aus dem TV-Gerät rausgehen sollen, schließlich möchte man ungestört Fernsehen schauen (Hallo, Mark Medlock).
Oder man dreht eine Reality-Show nach der anderen, in denen man wahlweise heiratet, ein Haus baut oder ein Kind gebärt. So wie Sarah und Pietro, die ich übrigens hiermit für den Grimme-Preis vorschlagen möchte—in der Kategorie „Sympathischste Alleskönner Deutschlands“. Die Beiden sind nämlich tatsächlich sehr sympathisch.
Videos by VICE
Inzwischen kennt man nicht mal mehr die Gewinner der Shows: Mehrzad Marashi, Aneta Sablik, Luca Hänni—Not Sure if DSDS-Sieger or neues OPEL-Modell. Insofern geht es in der Show schon seit geraumer Zeit nur noch darum, in den Wochen der Castings und Live-Auftritte möglichst viele Follower auf Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter zu sammeln, um diese Follower-Power dann später als Karriereleiter zu nutzen. Dabei ist es vollkommen unerheblich, wie weit man kommt oder ob man singen kann.
Der späteren Dschungel-Kandidatin Tanja Tischewitsch ist das unter anderem eindrucksvoll gelungen. Zu dieser Kategorie FB-Promis gehört auch Robin Wick, ebenfalls ein ehemaliger DSDS-Kandidat. Da er jedoch weder durch überragendes Talent in seinen bevorzugten Disziplinen Singen und Rappen besticht, noch eine besonders einnehmende Persönlichkeit hat, versucht er es mit den üblichen ROFL-igen Bildern und „Like wenn du’s kennst, Kommi wenn nicht“-Postings.
Aber worin liegt jetzt der Unterschied zum Social Media-Auftritt von Kay One, werdet ihr euch fragen? Na dann passt mal auf: Nach den ekelhaften Ereignissen von Köln kam Robin Wick ein Gedanke, der alles, was bisher an Meinungen, Statements und Diskussionsbeiträgen erschienen ist, in den Schatten stellt. #Ausnahmslos.
Robin Wick ist zwar nicht verwandt mit Robin Thicke (warum auch?), hat allerdings ebenfalls einen Hit über Vergewaltigungskultur produziert. Wenn ihr dachtet, saufende Hooligans die mit Böllern werfen, wären bisher die Speerspitze des deutschen Feminismus, dann kennt ihr Robin nicht. „Dieser Song geht an alle Vergewaltiger der Silvesternacht!!!“ heißt es dazu. Der Song besticht durch klare Reimtechniken, ein Eyebrow-Game das verdammt on fleek ist, menschenrechtlich einwandfreie Forderungen und einen Schmachtblick, wie ihn zweitklassige Marlon-Brando-Imitatoren nicht besser hinbekommen würden. Uns hat es sehr gefallen, deshalb gab es 1 Like und 1 Kommi, man muss auch mal gönnen können.
Der Song geht an alle Vergewaltiger der Silvesternacht! !! Egal ob Deutsche oder Ausländer, ich hoffe jeder der etwas damit Zutun hat wird bestraft !
Robin Wick**