Ehrfurchtgebietende Ölgemälde porträtieren die Ängste des Krieges

Steve Mumfords Gemälde fallen irgendwo in den Bereich zwischen historischem Gemälde und Fotojournalismus. In einer Mischung aus größtenteils Fakten und einer kleinen Prise Fiktion stellt der Künstler bekannte Kriegsgebiete mit Beteiligung US-amerikanischer Soldaten dar. Seine aktuelle Fotoreihe Recent Paintings besteht hauptsächlich aus Arbeiten, die er im vergangenen Jahr angefertigt hat, die jedoch von seinen vielen Besuchen im Irak, Afghanistan und Guantanamo in dem Zeitraum zwischen 2003 und 2013 inspiriert wurden.  

Installation View, Steve Mumford

Die Gemälde variieren in ihrer Größe sehr stark; einige sind überlebensgroß, andere wiederum bieten wortwörtlich kleine Einblicke in die jeweilige Kriegsregion. Allen Bildern ist aber gemeinsam, dass sie eine emotional introspektive Darstellung des Krieges sind. Trostlose Landschaften des Nahen Ostens, nachdenkliche Soldaten in den wenigen Verschnaufpausen, die der Krieg zulässt, und ein Amerikaner, der in der Wüste kniet und betet—Mumfords Gemälde dokumentieren weder die schrecklichen Grausamkeiten des Krieges, noch verherrlichen sie bestimmte Aspekte. Zu sehen sind Menschen und Landschaften, die vermenschlicht werden. Verunsicherte, ängstliche Soldaten, verwirrte Einheimische und Landschaften, die leiden wie wir alle. 

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The Prayer, Steve Mumford, 2016

Die meisten Künstler sind wahrscheinlich nicht gerade scharf darauf, mehrmals in gefährliche Kriegsgebiete zu reisen. Und doch sieht Mumford in dem turbulenten Umfeld eine Quelle emotional komplexer Inspiration: „Mich fasziniert das Leben in Kriegsgebieten: die Angst, der Zusammenhalt unter den Mitgliedern eines Zuges, die Vertrautheit in einer Situation, in der es um Leben oder Tod geht. Mich interessiert auch der Kulturschock der amerikanischen Soldaten, die oft jung, naiv und unwissend über die lokale Kultur in den Krieg ziehen und die komplexen Strukturen eines unbekannten Landes steuern wollen“, erklärte Mumford gegenüber The Creators Project. „Und natürlich interessiere ich mich auch für die Iraker und Afghanen, die versuchen, die Amerikaner einzuschätzen. Die Trauer über Verluste, den Verlust von Freunden, den Verlust der eigenen Unschuld nach dem Krieg; all diese Themen können durch die Kunst aufgegriffen und thematisiert werden.“

Female Barracks (study), Steve Mumford, 2016

Während Mumford in einem Kriegsgebiet unterwegs ist, zeichnet er das, was um ihn herum passiert, und zusammen mit seinen eigenen Eindrücken entstehen daraus dann seine Gemälde. Der Künstler fühlt sich aber nicht dazu verpflichtet, alles eins zu eins wiederzugeben: „Manchmal nehme ich mir eine gewisse Freiheit… Ich hielt mich zum Beispiel Ende 2003 in einer kleinen Militärbasis in Samarra im Irak auf, wo ein Zug von Feldjägern in einer Kaserne untergebracht war. Alle Männer und Frauen lebten zusammen in einer ehemaligen Polizeistation und schliefen Seite an Seite, während sie permanent von Granatwerfern und Panzerfäusten beschossen wurden“, erzählt Mumford. „Die Geschlossenheit der Einheit hat mich sehr bewegt. Natürlich gab es, wie bei jeder Gruppe, in der viele junge Leute auf einem Haufen sind, auch viel Drama. Das Gemälde Female Barracks basiert sehr lose auf den Beobachtungen aus dieser Zeit, ich habe aber aus allen Soldaten Soldatinnen gemacht…Der Hauptgedanke war trotzdem die Darstellung der Nähe und der familiären und doch ungezwungen glamourösen Atmosphäre inmitten dieser Gruppe junger Leute.“  

Text, Steve Mumford, 2016

Obwohl in den meisten Gemälden Szenen aus dem Alltag in Kriegsgebieten zu sehen sind, bricht das Bild Text aus dieser Reihe heraus. Auf grünem Hintergrund prangen die in weiß gehaltenen Worte „WHEN I ASKED YOU HOW MUCH SADNESS YOU HAVE.“ Das Gemälde mit Text ist aber weit mehr als nur eine Standard-Lebensweisheit. Es ist Teil einer Reihe von Gemälden, zu denen der Künstler von Graffitis, die er in unterschiedlichen US-Militärstützpunkten gesehen hat, inspiriert wurde. Sein erstes Kunstwerk, das aus einem Graffiti entstanden ist und das das Soldatenleben wohl gut zusammenfasst, lautet: „Ich wünschte, ich wäre wo ich war, als ich wünschte, hier zu sein.“ 

Crossed Swords Monument, Steve Mumford, 2016

Hier erfahrt ihr mehr über Steve Mumfords Arbeit.