Als väterlicher Freund steht er Frodo mit Rat und Tat zur Seite, als mächtiger Beschützer verteidigt er die Gefährten gegen die Nazgul und als gutmütiger Großvater hat er sogar ein Ohr für Merry und Pippin—Zauberer Gandalf ist einfach ein Kerl, den man lieben muss. Doch Moment, ist er überhaupt ein Zauberer?
Ein Redditor hat am Wochenende eine ziemlich stichhaltige Argumentationskette vorgelegt, warum der Everybody’s Darling aus Herr der Ringe gar kein Zauberer sein kann, sondern bloß ein talentierter Kämpfer ist, der vorgibt, Zauberkräfte zu besitzen.
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Veröffentlicht hat User TheGlen sein genauso kurzweiliges wie nerdiges Essay im Dungeons & Dragons-Subreddit, der Heimat der Rollenspiel-Community, die sich schon seit Längerem mit den Zauberkräften in Herr der Ringe beschäftigt. Ausführlich erläutert er in dem tausendfach upgevoteten Post, warum Gandalf kein Zauberer sei und bezichtigt ihn sogar der Lüge:
Im Fachjargon von Dungeons & Dragons (D&D) bedeutet das: Gandalf gehört nicht der Charakterklasse der Zauberkundigen an, sondern ist ein Kämpfer und hat als solcher bereits eine hohe Entwicklungsstufe erreicht (bei D&D gibt es insgesamt 20 Entwicklungsstufen). Seine entsprechenden Fertigkeitspunkte (welche ein Spielcharakter in D&D sowohl bei seiner Kreation als auch durch das Erreichen neuer Entwicklungsstufen erhält) habe er unter anderem gegen die Fertigkeit eingetauscht, magische Gegenstände zu benutzen.
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Diese Fertigkeit ermöglicht es Nicht-Angehörigen der Klasse der Zauberkundigen, einfache, magische Dinge zu tun, wie einen Zauberstab zu benutzen oder jemanden mit einem Zauber belegen. Sie reiche aus für all die niederen Zaubersprüche, die Gandalf ausspricht, doch spätestens auf Orthanc, dem Turm von Isengart zeige sich, dass Gandalf Zauberern wie Saruman im magischen Duell nicht das Wasser reichen kann.
Gandalf löse fast alle Konflikte in der Manier eines echten Kriegers, schlussfolgert Redditor TheGlen. Er sei zum Beispiel sehr versiert mit dem Schwert und auch in der Lage im Kampf zwei Waffen gleichzeitig zu führen, so dass er einen Geschicklichkeitswert von mindestens 17 haben müsse. Generell würden die kämpferischen Fähigkeiten eines Gandalfs einen Zauberer bis zu fünf seiner sieben Feats kosten, die er bei der Kreation seiner Figur erhält. Eine derart aufgebaute Figur sei allerdings kaum überlebensfähig.
Werfen wir einen Blick auf Gandalfs Kampf mit dem Balrog:
Hier zeigt sich laut TheGlen eindeutig, dass Gandalf wie ein echter Fighter agiert. Er schreibt dazu:
Mit der Intelligenz und den psychologischen Kniffen eines Kriegers versuche Gandalf dem Balrog beizukommen — den Sturz habe er nicht durch magische Kräfte überlebt, sondern aufgrund seines prall gefüllten Hit-Point-Kontos. Und auch im Kampf gegen Trolle greife Gandalf am liebsten auf sein Schwert zurück.
Das Infragestellen von Gandalfs Zauberkräften ist indes nichts Neues. Ihm mit einer solch grundsätzlichen Persönlichkeitsanalyse die Natur des Zauberers aber komplett abzuerkennen, hat im Herr der Ringe-Universum aber wohl noch niemand gewagt.
Warum der Vergleich von Zauberern in Herr der Ringe mit denen in Dungeons & Dragons übrigens ein bisschen was vom berühmten Äpfel/Birnen-Vergleich hat, wurde bereits vor einigen Jahren an dieser Stelle in der Wizards Community erläutert. Doch davon wollen wir uns die wunderbare Theorie von TheGlen natürlich nicht madig machen lassen.