Auf Instagram nerven uns Bifi-essende Influencerinnen aus ihren Badewannen, Facebook ist dank neuem Algorithmus noch langweiliger geworden und Menschen jenseits der 25 fühlen sich bei Snapchat wie ihre eigenen Großeltern. Da passt der Launch einer neuen Social-Media-Plattform in Deutschland voll in die Zeit. Vero (Lateinisch für “wirklich” oder “wahr”) heißt sie und will mit ihrem Claim “True Social” ein Gegengewicht zum Facebook-Instagram-WhatsApp-Imperium aufbauen.
Veros großer Vorsatz: keine Werbung. Zumindest sollen Unternehmen die User nicht mit gesponserten Postings und Ähnlichem verführen können. Und auch ein großes Algorithmus-Drama à la Facebook soll hier nicht passieren. Sprich: Auf Vero sollen wir nur die Inhalte derer sehen, denen wir auch wirklich folgen. Also keine berechneten, auf unser Nutzerverhalten zugeschnittenen Appelle an unser Kaufverhalten oder Langweiler-Posts von Seiten, denen wir irgendwann zu Schulzeiten mal gefolgt sind.
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Schon 2015 launchte die App in den USA, seit wenigen Tagen gibt es sie auch in Deutschland. Mitgegründet hat sie der libanesische Milliardär Ayman Hariri. Sein Vater Rafiq al-Hariri war einst Ministerpräsident im Libanon und starb 2005 durch ein Attentat.
Jedenfalls hat es nicht lang gedauert, bis die Rapper Vero für sich entdeckten. Der von sich selbst immer gern als Early Adopter beschriebene Fler war mal wieder besonders schnell und kündigte seinen Beitritt via Instagram an.
Auch Prinz Pi, Frauenarzt, LGoony und Yassin sind Flizzy gefolgt oder waren parallel zu ihm da.
Pi startet erst mal ohne Content, dafür aber mit schmissig-intellektuellem Latein in seiner Biografie-Beschreibung: “Ceterum censeo Carthaginem esse delendam”, was auf Deutsch heißt: “Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.” Wow.
Bei den anderen gab es da immerhin direkt was zu gucken.
Der Hype iz also da wie Xatar im Mantel damals, aber wie auch vor über zehn Jahren beim Start von Mark Zuckerbergs großem Traum Facebook scheint die versprochene Benutzerfreundlichkeit zunächst durch klassische Serverüberlastung beeinträchtigt zu werden.
Also Real Talk: Wie schon viele andere Plattformen der letzten Jahre hat auch Vero das Zeug zum Internet-One-Hit-Wonder. Wir erinnern uns an Periscope und seine Live-Videos, die dann schnell von Facebook durch deren Live-Tool ersetzt wurden – oder Ello, das ebenfalls ohne Werbung startete und kaum noch Relevanz besitzt. Zumindest kennen wir keine Sau, die das in unserer Umgebung regelmäßig nutzt. Und wer von euch hängt eigentlich noch bei Google Plus rum?
Wäre aber spannend zu erleben, wie sich zur Abwechslung tatsächlich eine neue Plattform dauerhaft gegen die große Übermacht des Facebook-Imperiums durchsetzt. Fler und Co. haben sich auf Vero zumindest schon mal bereit gemacht.
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