Ein Sugar Baby ist ein junger Mann oder eine junge Frau, die von einem Sugar Daddy oder einer Sugar Mommy finanziell verhätschelt und umsorgt wird und im Gegenzug seine/ihre Gesellschaft anbietet. Willkommen zu Sugar Babies, eine Kolumne über Sugar Babys und darüber, was sie auf ihren Dates so essen.
Alexandra ist eine 26-jährige Filmproduzentin aus Südfrankreich. Nachdem sie die letzten paar Jahre in der Welt umhergereist war und Musikvideos produziert hatte, landete sie vor Kurzem in New York. Pleite und ohne Arbeitsvisum meldete sich Alexandra auf einer Website für Sugar Daddys an und erhoffte sich, schnelles Geld zu machen und dabei ein paar interessante Leute kennenzulernen. Nach einigen schicken Abendessen, einem Dreier und einer merkwürdigen Begegnung mit einem Fetischisten wurde ihr wider Erwarten bewusst, dass die Erfahrungen für sie viel mehr Wert als das Geld sind.
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MUNCHIES: Wer war der erste Sugar Daddy, den du getroffen hast? Alexandra: Ein 50-Jähriger, der in der Finanzwelt eine große Nummer war. Wir trafen uns auf einen Cocktail im Kimberly Hotel in Midtown, das eine wunderschöne Bar mit Dachterrasse und einem großartigen Blick über die Stadt hat. Am Anfang war das Date aber superlangweilig, weil der Typ nur darüber redete, wie viel Geld er hat und wie er immer das bekommt, was er will. Ich dachte mir so: „OK, das ist schön für dich. Aber vielleicht solltest du es mal mit einem anderen Gesprächsthema versuchen.” Im Verlaufe des Abends wurde es aber besser. Er erzählte mir von seiner schwierigen Kindheit und ich bekam langsam Mitleid mit ihm. Ich glaube er ist einfach ein sehr einsamer Mensch.
Habt ihr euch dann noch öfter gesehen? Ja, ich habe ihn mittlerweile drei Mal getroffen. Einmal gingen wir in dieses richtig coole Restaurant, Sakagura, wo es japanisches Essen, aber kein Sushi gibt. Es ist unterirdisch—in wunderschön designten bunkerartigen Räumlichkeiten unter einem komplett unscheinbaren Bürogebäude. Dort gibt es über 200 verschiedene Sake und es ist eine der besten Sake-Bars des Landes. Wir waren auch schon im Blue Ribbon Sushi in der Nähe des Columbus Circle. Das Sashimi war so weich und zart, ich hätte losheulen können. Es ist schon witzig, wenn du darüber nachdenkst, dass du einfach nach New York ziehen, ein Sugar Baby werden und in alle diese schicken Restaurants gehen kannst, die du in Sex and the City gesehen hast. Aber wenn ich auf den Dates bin, dann denke ich mir meistens, dass ich jetzt eigentlich lieber mit meinen Freunden ein billiges Bier trinken würde.
Schläfst du mit ihm? Na ja, auf dem ersten Date habe ich ihm klar gemacht, dass ich mit ihm Abendessen gehe, aber dass ich ihm keine sexuellen Gefallen erweisen werde. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er mich immer noch treffen will, weil er davon ausgeht, dass ich irgendwann nachgebe. Das werde ich aber nicht.
Findest du ihn einfach nicht attraktiv? Er ist OK, aber nicht wirklich mein Typ. Fairerweise muss ich sagen, dass ich eigentlich nicht auf Männer stehe, sondern auf Frauen. Ich habe schon mit Männern geschlafen, aber meistens nur, wenn ich wütend war und richtig rauen, harten Sex haben wollte.
Würdest du je mit einem Sugar Daddy schlafen oder bist du nur auf platonische Vereinbarungen, sozusagen als Partybegleitung, aus? Ursprünglich dachte ich, es wäre alles nur platonisch, aber dann habe ich mich doch auf jemanden eingelassen. Seit ich ihn New York bin, bin ich mit einem Mädchen befreundet, das auch ein Sugar Baby ist. Sie hatte einmal vorgeschlagen, dass wir einen Dreier zusammen haben könnten, was für mich verlockender ist. Eines Abends bekam ich eine SMS von ihr. Sie schrieb: „Wenn du innerhalb einer Stunde im St. Regis-Hotel bist, gibt dir mein Sugar Daddy 1000 Dollar.” Also dachte ich mir, scheiß drauf, wieso nicht?
Ich ging hin, aber als ich ankam, war sie schon megabetrunken. Sie waren in der King Cole Cocktail Lounge des Hotels und sie steckte mir sofort—und sehr indiskret—eine Riesenbüschel Geld in meine Manteltasche. Innerhalb von zwei Minuten war sie aber komplett weggetreten. Der Typ sagte: „Oh, das tut mir leid. Sie wird bald wieder, wir hatten gerade zwei Flaschen Wein zum Mittagessen.” Dann ging er, um sie in seinem Zimmer ins Bett zu legen, wo sie sich erholen sollte. Als er zurückkam, bestellte er sofort ein Glas Scotch für 300 Dollar und Kaviar, der 354 Dollar kostete. Ich sagte zu ihm, dass ich das nicht wolle, dass das eine Geldverschwendung sei. Er sagte aber: „Wie auch immer. Bestell einfach was.” Am Ende führten wir eine Unterhaltung darüber, dass reiche Leute gerne ihr Geld verschwenden. Und er sagte immer wieder: „Ja, aber du musst das Leben einfach genießen.”
Wieso war er so reich? Er war ein Tech-Unternehmer aus San Francisco. Er war um die 40 und sehr attraktiv. Ich stand auf ihn. Er war auch Kunstsammler und hatte deshalb viel Ahnung von Kunst. Wir hatten interessante Unterhaltungen darüber. Am Ende des Abends waren wir sehr betrunken und gingen in sein Zimmer hoch. Dort hatten wir einen Dreier, aber er drang nicht in mich ein. Aber das Mädchen fickte mich und versohlte mir den Hintern und mir gefiel es. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, tat mein Arsch höllisch weh und als ich den Spiegel sah, war er voller blauer Flecken und geplatzter Blutgefäße.
Aua! Klingt aber nach Spaß. Hat dich das dazu inspiriert, weitere Typen zu treffen? Ja, irgendwie schon. Der nächste Typ, den ich traf, wollte eine Kitzel-Session in einer Karaokebar haben—ich schätze mal, das Karaokeding war Teil seiner Fantasie. Wir trafen uns zuerst auf einen Cocktail in diesem sehr eleganten Cocktailsalon, Angel’s Share im East Village. Es war merkwürdig: Du musst du ein japanisches Restaurant gehen, um dort hin zu gelangen. Wenn du aber einmal drin bist, ist es sehr romantisch und stilvoll und die Cocktails sind großartig. Danach gingen wir zu Sing Sing, eine Karaoke-Bar in der Nähe mit Séparées. Der Typ war ungefähr 35, süß und sehr schlau, aber er war superverunsichert. Er zog mir die Schuhe aus und fing an, mir meine Füße zu kraulen, während Britney Spears im Hintergrund lief—und er versuchte mich, zum Lachen zu bringen. Aber ich bin überhaupt nicht kitzlig, also funktionierte es nicht.
Das klingt komisch. Das war es auch. Ich sagte zu ihm, er müsse mich nicht bezahlen, weil es das nicht wert war. Mir ist klar geworden, dass ich ein Problem damit habe, dass mich Typen bezahlen. Ich habe das Gefühl, dass ich es nicht verdiene und ich kann das Geld dann auch nicht für mich selbst ausgeben. Das Geld des Typen vom St. Regis gab ich dann für ein Flugticket für einen Freund aus Frankreich aus, der mich besuchen wollte. Ich sollte das überdenken, weil ich das Geld wirklich für praktische Dinge wie Miete brauche.
Wieso bist du denn auf der Sugar Daddy-Website? Mich interessieren einfach die Leute. Ich möchte einfach alle möglichen verschiedenen Leute kennenlernen, die hier in der Stadt leben. Und wenn mir jemand ein Abendessen ausgeben will, dann ist das super, weil ich immer Hunger habe.
Danke für’s Gespräch.