Politik und Kunst sind im Grunde genommen wie Martha Stewart und Snoop Dogg: Das eine hat mit dem anderen erst mal recht wenig zu tun, aber eine unerwartete Verschmelzung der beiden Komponenten ist dann mindestens so spektakulär wie der Geschmack von Marmelade auf Käse. Dass Christian Kerns Gesicht beispielsweise wunderbar mit einem Gemälde von Egon Schiele vermanscht werden kann, wissen wir spätestens seit den Nationalratswahl-Mash-ups der Wiener Fotografin Olivia Felix und der daraus entsprungenen Facebook-Page Zeit in Kunst.
Als Google kürzlich ein neues Feature in seiner Arts & Culture-App einführte, das Usern ermöglichte, eigene Selfies mit Gesichtern aus über 70.000 Kunstwerken abzugleichen, wussten wir sofort, was wir zu tun hatten: Unseren Computer-Bildschirm abfotografieren und daduch endgülitg herausfinden, ob Herbert Kickls Antlitz eher Picasso oder Klimt ist, und welcher Strömung jetzt eigentlich Alexander Van der Bellens rahmenlose KHG-Gedächtnis-Brille zuzuordnen ist. Das App-Feature ist zwar bislang noch nicht in Österreich verfügbar, allerdings sind VPN-Tricks nun mal nicht strafbar und wir nicht blöd.
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Sebastian Kurz
Vorweg: Große Überraschungen gibt es – vorerst – nicht. So kommen wir gleich zu Beginn einfach nicht drum herum, beim offensichtlichsten Vergleich aller Zeiten von Sebastian Kurz mit einem namenlosen Jüngling zu sagen: Jo, eh. Das Leben imitiert mal wieder die Kunst. Weiter im Programm!
Peter Pilz
Gut, die Sache mit Willem Gerard Brill und Peter Pilz ist nun mal die: Beide haben – und das ist keineswegs böse gemeint – nicht gerade charakteristische Gesichtszüge. Ein Antlitz wie Vanilleeis: Nicht unangenehm, aber eben auch überhaupt nicht einprägsam. Und genau deshalb fällt es auch so schwer, sich ein Urteil darüber zu machen, ob die beiden sich tatsächlich ähnlich sehen. Vielleicht sind sie Doppelgänger, vielleicht sind sie aber auch nur zwei alte weiße Männer. Wer weiß das schon?
Michael Häupl
So, und das, liebe Freunde, nennen wir ein “Face”: Michael Häupl, der Weihnachtsmann mit Damenspitz! Google glaubt im Wiener Bürgermeister eine Ähnlichkeit zu William Shakespeares literarischer Figur John Falstaff zu erkennen, die häufig als “wohlbeleibter, trink- und raufsüchtiger Soldat” beschrieben wird und als Namenspatron für den bekannten Wein-Ratgeber gilt. Außerdem bezeichnet ein “Falstaff” bis heute einen “dicken Angeber und Genießer”. Ach, Michi. Das ist fast zu wahr, um gut zu sein.
Anneliese Kitzmüller
FPÖ-Ministerin Anneliese Kitzmüller ist ja bekannt für ihre rechtskonservativen Ansichten und trägt sogar in Gemälden dieses einseitige Wirtshaus-Grinsen, das irgendwie nach Krampf, irgendwie nach Unverständnis und irgendwie auch nach Begeisterung aussieht.
Alexander Van der Bellen
Der hier porträtierte Komponist Lenoard Bernstein, der unter anderem für das Musical West Side Story verantwortlich ist, strahlt mindestens genau so viel Großväterlichkeit aus wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen – wenn auch mit besseren Augenbrauen. Und wer genau hinseht, erkennt sogar eine Tschick in seiner Hand. It’s a Match.
Heinz-Christian Strache
Laut Google ist Heinz-Christian Straches künstlerischer Doppelgänger der spanische Torero Pedro Romero, der in seiner Laufbahn insgesamt 5.558 Stiere getötet haben soll. Macht daraus, was ihr wollt.
Ursula Stenzel
Zugegeben, Ursula Stenzel zählt vielleicht nicht zu den relevantesten Figuren der heimischen Politikszene, aber dachtet ihr ernsthaft, wir lassen die einmalige Gelegenheit aus, auf die frappierende Ähnlichkeit mit diesem müden Geister-Kind hinzuweisen?
Johanna Mikl-Leitner
Google bestätigt einmal mehr, was wir die längste Zeit vermutet haben: Johanna Mikl-Leitner ist eine Zeitreisende aus dem Jahre 1830, die sich mithilfe von blonden Highlights und einer fetzigen Hornbrille geschickt zu tarnen weiß. Wacht auf, Sheeple!
Herbert Kickl
Die australische Künstlerin Jude Rae porträtierte für ihre Reihe “Interiors” Menschen mit geschlossenen Augen, da sie diese als “Fenster zur Seele” empfindet und diese bewusst nicht zeigen wollte. Einer dieser Menschen sieht zufällig ein bisschen aus wie Herbert Kickl. Herbert Kickls Augen sind meistens geöffnet. Könnt ihr in seine Seele blicken?
Norbert Hofer
Freunde, ich frage mich: Ist Norbert Hofer in Wahrheit ein verbitterter Disney-Bösewicht, der jahrhundertelang in einem verfluchten Gemälde eingeschlossen war, bis er versehentlich von irgendeinem Jumanji-Kind befreit wurde, oder so ähnlich? Hat er eine neue Identität angenommen und plant nun seinen Rachefeldzug? Glaubt man Google und seiner fortgeschrittenen Gesichtserkennungstechnologie, so lautet die Antwortet zweifelsohne: Vielleicht!
Gabriele Heinisch-Hosek
Es gibt zwei Dinge, die man über die ehemalige Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten kann: Ihr Doppelname eignet sich hevorragend für “HeiHo! HeiHo!”-Sprechchöre und mit einer kantigen Helmfrisur würde sie vielleicht, aber auch nur vielleicht ein bisschen aussehen wie eine Dame namens Baby de Almeida.
Claudia Gamon
Es tut uns so, so, so leid, aber wir können nun mal auch nichts dafür, dass Google plötzlich ein Cyber-Bully ist und Claudia Gamons Optik konsequent mit einer männlichen Cartoon-Schaufensterpuppe aus den 50ern vergleicht. Ehrlich, wir haben es mehrmals versucht und dieser gelbe Quadratschädel vom amerikanischen Künstler John Brack ist einfach jedes Mal das beste Ergebnis.
Christian Kern
Der bloße Titel der Fotografie, die Christian Kern laut Google zu 58 Prozent ähneln soll, sagt eigentlich schon alles: A Gentleman. Ein Gentleman! Wisst ihr noch, dieser eine Psy-Song, der nach “Gangnam Style” kam, der auch “Gentleman” hieß? Das sollte vielleicht Christian Kerns offizieller Titelsong werden. “Mother-Father-Gentleman!” Case closed.
Franz auf Twitter: @FranzLicht