Ein (Promo-)Tag im Leben von Marteria

Wenn ihr die Tage irgendein Interview mit Marteria lest, dann weil der liebe Marten die letzten Tage durch Deutschland, die Schweiz und Österreich gereist ist und mit ganz vielen Journalisten geredet hat – über seine neue Platte Roswell (erscheint am 26.5.) natürlich, und ein wenig auch übers Angeln. Jeder Künstler, der irgendwas zu erzählen oder verkaufen hat, macht solche Promo-Tage, von denen du als Musikfan und ich als Journalist nur die Interviews und Artikel mitbekommen.

Noisey hat Marteria gebeten, uns mal einen Blick hinter die Kulissen eines solchen Promo-Tags zu verschaffen. Marteria nimmt euch fotografisch mit, vom Morgen bis zum Abend, von Arrival bis Departure, von Schulunterricht bis zu kackenden Lamas, von SRF Virus Bounce bis 20 Minuten – mit ganz viel Blödsinn zwischendurch. Zum goldenen Abschluss habe ich mich mit ihm zusammengesetzt und noch etwas gequatscht (die Fotos findest du weiter unten). Über folgende Themen:

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Marteria über …

… Promo-Tage

“Viele sagen immer, das sei so anstrengend. Ich finde, das darf man nicht so sehen. Es gibt so viele Musiker und Leute, die alles dafür geben würden, Interviews geben zu dürfen und Action zu haben. Natürlich ist es anstrengend, weil es viel ist. Aber ich will auch einfach darüber reden, dass eine neue Platte kommt. Weil wenn du etwas zu sagen hast – eine Message hast – macht dir das einfach Spass. Es ist für mich auch immer noch eine Ehre, dass es Leute gibt, die mit einem Künstler reden wollen. Und wenn mal kein Interview ist, lache und quatsche ich viel mit meinem Team, wir gehen zwischendurch Essen, man schaltet kurz mal ab oder schaut aufs Handy. Am Schluss raucht der Kopf dann schon ein wenig, weil es einfach viel ist.”

… über seinen Tag in der Schweiz

“Ich bin früh aufgestanden. Um 06:00 Uhr in Wien. 06:45 Uhr an den Flughafen, ab nach Zürich. Direkt abgeholt worden von unserem bezaubernden Team. Dann gings los: Action, Action, Action. Sofort die erste Radiostation. Interviews. Ich war in einer Schule und habe eine Unterrichtsstunde gegeben. Wieder zum Radio. Mehr Interviews. Zu noch einem anderen Radiosender. Bin durch einen Park gelaufen. Habe Fotos gemacht. Vier verschiedenen Fotoshootings. 15 Interviews und jetzt sitzen wir hier.”

… über Interviews

“Natürlich gibt es Interviews, bei denen du merkst, dass irgendetwas komisch ist. Wir sind ja alles Menschen und manch einer mag mich nicht so, zu einem anderem hast du keinen Draht oder die Fragen sind komisch. Das ist mir in letzter Zeit nur zwei, drei Mal passiert, dass ich mir gedacht habe: ‘Wann ist das endlich vorbei?’ Ein Interview musste ich aber noch nie abbrechen. Ich stell dann jeweils Gegenfragen und werde etwas sauer. Die Attitude wechselt halt auch von Blatt zu Blatt. Mal hast du einen Journalisten von einem Magazin vor dir, das nur Kids lesen, und mal einen aus dem Feuilleton.”

… über Journalisten

“Ein ganz grosser Teil ist immer sehr gut Informiert und total lieb zu mir. Besonders, wenn jemand eine Textzeile zitiert, weiss ich, dass sich jemand wirklich mit meiner Musik ausseinandergesetzt hat. Ich finde es auch immer spannend, zu hören, wie die Leute mein Album sehen. Das merke ich an den Fragen. Wie sie es verstehen, was ihre Lieblingslieder sind, welche Songs bewegen sie. Bei vielen ist das unterschiedlich und das zeigt mir, dass das ein guter Weg für die Platte ist. Es gibt aber auch solche, die setzen sich hin und sagen: “Ich habe deine Platte gar nicht gehört, aber…” Das geht gar nicht. Ich finde, das gehört dann einfach zum Job der Journalisten, informiert zu sein. Aber 95 Prozent sind cool. Die zwei Prozent, die schlecht drauf sind, kriegen dann eben so pampige Antworten – sagen dann aber am Schluss: ‘Das war aber ein tolles Interview.’”

… über Interview-Routine

“Wenn du 10 bis 15 Interviews gibst, wird es wirklich schwierig, immer wieder etwas anderes zu sagen. Das ist wirklich quatsch. Ich glaube, wenn du überall dieselbe Message verteilst, brennt sich auch deine Einstellung und Meinung schneller ein. Aber so Standardsätze hinlegen kann ich nicht so richtig. Ich spreche einfach natürlich.”

… über Standardfragen

“Es gehört einfach dazu, dass du solche Fragen mit einer gewissen Coolness beantworten kannst. Angeln ist heute immer wieder ein Thema gewesen. Du musst auch einfach ein Profi sein, wenn du mitspielen willst. Du musst Antworten finden und dich auf Menschen einstellen können. Wenn ich aber hart verkatert oder übermüdet wäre, könnte ich das nicht. Und das gehört eben auch zur Professionalität.”

… über Interview-Coaching

“Ich musste zum Glück kein Interview-Coaching nehmen. Das gibt es wirklich: Da setzt sich ein Coach dir gegenüber und übt mit dir Interviewsituationen – wie wiederholst du dich nicht, wie redest du flüssig und lässt so Sachen wie ‘sozusagen’ weg. Das brauchen viele Künstler.”


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