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Terrorismus

Ein Toter bei Anschlag auf Londoner Moscheebesucher

Es ist dieses Jahr der dritte Anschlag in London, bei dem ein Lieferwagen in eine Menschenmenge rast.
Foto via Imago/Zuma Press

In den frühen Morgenstunden ist ein Lieferwagen durch eine Menschenmenge vor einer Moschee im Norden Londons gerast. Ein Mann starb dabei, acht Personen wurden ins Krankenhaus gebracht und zwei weitere vor Ort medizinisch versorgt.

Bei einer Pressekonferenz der Londoner Polizei sagte der leitende Anti-Terror-Ermittler Neil Basu, der Verstorbene habe vor Ort Erste Hilfe bekommen. Man könne aber noch nicht sagen, "ob sein Tod eine Folge des Anschlags war". Anscheinend stand die kleine Menschenmenge um ihn, weil er bereits vor dem Anschlag medizinische Hilfe benötigte.

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Alle Opfer seien "aus der muslimischen Gemeinde", sagte Basu. Der Angriff aber sei ein Angriff auf alle Londoner, die Bevölkerung müsse sich gemeinsam gegen jeglichen Extremismus stellen.

Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, verurteilte die Tat als "schrecklichen Terroranschlag" und die Metropolitan Police bestätigte, dass Anti-Terror-Einheiten ermitteln. Die Premierministerin Theresa May hat eine Krisensitzung des Sicherheitsgremiums für diesen Vormittag angekündigt.

Der Anschlag hat sich gegen Ende des Ramadan zugetragen, nur etwa 300 Meter von der Moschee im Nordlondoner Viertel Finsbury Park. Die Gläubigen verließen gerade nach dem Gebet das Gebäude. Zeugen zufolge fuhr der Lieferwagen mit etwa 80 km/h auf den Gehweg. "Es war Absicht, es war kein Unfall", sagte eine Person dem Guardian.

Der Fahrer des Vans, ein 48-jähriger Mann, wurde von Bürgern festgehalten und anschließend von der Polizei wegen Mordverdachts verhaftet. Während die Zivilisten ihn festhielten, sagte der Täter "Ich will alle Muslime töten", wie ein Zeuge dem Guardian mitteilte. Berichten zufolge schützte der Imam der Moschee im Muslim Welfare House, Mohammed Mahmoud, den Mann vor wütenden Zeugen, bis die Beamten eintrafen.

Ein Zeuge sagte VICE vor Ort, der Fahrer habe während seiner Festnahme Gläubige verhöhnt und gesagt, er würde es wieder tun.

Das Muslim Welfare House, das anscheinend das Ziel des Anschlags war, hat in einer Mitteilung dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren:

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"Wir haben über Jahrzehnte hinweg sehr hart gearbeitet, um hier in Finsbury Park eine friedliche und tolerante Community aufzubauen. Wir verurteilen diesen Akt des Hasses, der unsere Gemeinde auseinanderreißen will. Wir bitten alle darum, ruhig zu bleiben. Unsere Bemühungen sollten sich darauf konzentrieren, Gerechtigkeit für die Opfer zu verlangen und dafür zu sorgen, dass unsere Gemeinde weiterhin so vielfältig und tolerant bleibt."

Die Parlamentsabgeordnete Diane Abbott, deren Wahlbezirk an Finsbury Park angrenzt, twitterte: "Die Polizei muss dringend Sicherheitsvorkehrungen für Moscheen überdenken." Der Bürgermeister Sadiq Khan hat angekündigt, dass ab sofort zusätzliche Beamte im Einsatz seien, um Muslime zu schützen.

Laut Terror-Analysten versuchen IS-freundliche Profile in den sozialen Netzwerken bereits, den Anschlag für ihre Zwecke zu nutzen und Muslime aufzuhetzen.

Der Ex-Chef der nationalistischen English Defense League, Tommy Robinson, steht in der Kritik, weil er knapp eine Stunde nach dem Anschlag behauptet hatte, die Moschee in Finsbury Park bringe "radikale Dschihadisten" hervor und fördere "Hass und Parallelgesellschaften". Tatsächlich stand der Moschee von 1997 bis 2003 ein islamistischer Imam vor, doch die Behörden führten eine Razzia durch und schlossen das Gebetshaus. 2005 wurde die Moschee mit einem komplett neuen Vorstand wiedereröffnet und hat seitdem sogar eine Auszeichnung für ihren erfolgreichen Kampf gegen den Extremismus erhalten.

Der Anschlag ist dieses Jahr der dritte, bei dem ein Lieferwagen in London in eine Menschenmenge gerast ist. Die beiden anderen Anschläge trugen sich im März in Westminster und Anfang Juni auf der London Bridge zu.

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