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Eine Hymne auf den Gigolo

Der Mensch ist ein komisches Tier. Wochenende für Wochenende treibt es den paarungswilligen Homo Erectus in beschallte Räume kontrollierter sozialer Interrektion. Das betrifft bei Weitem nicht nur den hippen Großstädter, auch im ländlichen Raum ist von Etablissements berichtet worden, in denen gegen Geld Alkohol ausgeschenkt und das lokal populäre Liedgut aus der Konserve das triebgesteuerte Publikum beschallt. Wo man auch hinkommt, wird alles Erdenkliche dafür getan, den Prozess störende Faktoren, wie Kommunikation, Wahrnehmung und Vernunft, zu unterdrücken. Doch noch selten ist aus derartigen zufälligen Zusammentreffen mehr entstanden als wildes, unkoordiniertes, von biergeschwängertem Atem begleitetes Gerammel und unangenehme Stille am Morgen danach.

Es könnte doch so einfach sein.

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An dieser Stelle ließe sich eine Genderdiskussion in Gang bringen, über die Vor- und Nachteile des Straßenstrichs philosophieren oder schlicht ein akademischer Diskurs über Menschenrechte im Allgemeinen ausrollen. Nichts von alledem.

Stattdessen eine Hymne auf den Gigolo. Genauer, die Gigolos.

Sechs Kerle aus Las Vegas, der Escortagentur „Cowboys for Angels“ angehörig, verkaufen seit drei Staffeln nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele. Die Reality-Show bringt den unglaublich aufreibenden Alltag dieser Jungs in eure Wohnzimmer, bzw. auf euren Computerbildschirm. Sechs Jungs, die sich als letzte echte Feministen verstehen und mit ihren Kundinnen stets die Verbindung auf innerster Ebene suchen, bevor sie sie auf dem Teppich, auf der Couch, in der Küche, im Motel oder auch auf dem Klo in der Bar tief und gnadenlos durchvögeln. Dazwischen verwöhnen sie uns bei Vodka-Cranberry mit Gesprächen über Gott, die Welt und die Frauen.

Nick

Der BadBoy der Truppe. Versucht sich gerne auch als Rapper und Autor. Der erste Videoclip—von einem Escort gedreht, einen Escort abbildend, der übers Escort-Sein rappt (brilliant eigentlich)—ist in Staffel eins zu genießen. Völlige Talentfreiheit und damit verbundenes abgrundtiefes Scheitern erspart uns glücklicherweise noch einen Swag. Obwohl erste Anzeichen von Parkinson zeigend, besonders in expressionistischem Schulter- und Kopfwackeln deutlich, nach wie vor der beliebteste Ficker der Runde. Würde, um einen Wettbewerb zu gewinnen, auch kopfvoran in einen Haufen Scheiße springen.

Brace

Der Oldtimer. Irgendwo um oder über 40, verbringt er am meisten Zeit damit, sein Alter zu verstecken. Anal Bleaching, Spray Tanning und Botox sorgen für Unterhaltung auf höchstem Niveau. Obwohl er sich innerlich von der Verletzung über das Scheitern seiner letzten Ehe noch lange nicht erholt hat und dies vermutlich auch einer der Gründe für sein aktuelles Dasein birgt. Nicht mal seine rot-orange Gesichtsfarbe, der Kajal unter den Augen und die spannende Stirn können von seinen erleuchtenden Aussagen ablenken, die immer wieder das Zeug haben, als Zitat Generationen zu überdauern. Trotz alledem vermutlich der sympathischste Prostituierte, den ihr in einer Weile getroffen haben werdet.

Vin

Der Schwarze. Obwohl auch das nur unter Vorbehalten stimmt. Zur Hälfte Latino kämpft er aktuell gegen die „rein-schwarze“ Konkurrenz an und nimmt sich als Rassismusopfer wahr. Hat einen Master in Philosophie und eine Ausbildung zum Web-Engineer. Das hält ihn natürlich nicht davon ab, seine 8 Zoll in jedes bezahlende Loch zu halten. Bei einem Preis von 650 Dollar für zwei Stunden wohlgemerkt. Gibt aber Mengenrabatt. Für eine Woche zahlt man dann nur noch 17.500.

Steven

Der Softie. Eigentlich zu bemitleiden, der Gute. Hat sich mit der Mutter seines kleinen Sohnes zerstritten und ist nach Las Vegas geflohen. Seither lässt er sich bemalen, verkleiden und vögeln, um den Unterhalt zu zahlen. Seit der aktuellen Staffel scheint er außerdem ein kleines Essproblem entwickelt zu haben. Wie aufregend.

Jimmy

Auch Jimmy Dior. Hmm. Irgendwie sprachlos. Wäre der perfekte Heiratsschwindler, wenn er nicht so eine Nilpe wär. Verknallt sich in jede zweite Kundin und kann auch mal ganze Nachmittage mit der Hygiene seiner Augenbrauen verbringen. Hat sich im Moment mit einer Schnecke verzogen und ist aus der Serie ausgestiegen. Man vernimmt jedoch aus der Ferne, dass er seinen ersten Schwulenporno abgedreht haben soll.

Ash

Der Neue. Ein Latinlover mit indischen Einflüssen, der als Vorzeigeexot aus so ziemlich jedem Land mit einem BMI unter 12 herhalten könnte. Sein langes, schwarzes Haar wird, da es in regelmäßigen Abständen im Wind geschwungen werden muss, irgendwann der Grund für seine Nackenstarre sein. Yoga, ayurvedische Massagen und sonstiges Wohlfühlgerubbel gehören bei ihm genauso dazu wie Hardcore auf dem Klo. S/M ist sein neuestes Hobby, da muss er aber noch ein bisschen üben: „ I will fuck you like my little whore, ok?“