Eko Fresh wäre gern König von Deutschland – stattdessen erzählt Opa vom Krieg

Eko Fresh ist zurück – also zumindest theoretisch, mit einem neuen Release. Leider ist König von Deutschland nicht ganz das Comeback in die Relevanz geworden, das Eko mit seinem zehnten Studioalbum wohl gerne gefeiert hätte. Dabei sah auf dem Papier alles so richtig aus. Gäste wie Bushido, Ferris MC, Samy Deluxe und Farid Bang erinnern an die alte Zeit, in der Eko Fresh noch Haushaltsname in Sachen Deutschrap war. Und selbst wenn man kein Fan von Eko ist, sorgt die Feature-Liste doch schon für große Augen und endlose Neugierde. Hier also die vier Tracks, die ihr vom neuen Album gehört haben müsst.

“Zur Erinnerung (Reloaded)” feat. Ferris MC

Es ist bezeichnend, dass Eko in seinem Nostalgietrip Ferris MCs “Zur Erinnerung” als Grundlage für einen Song genommen hat. Denn dieser Song steht im Kern für das, was König von Deutschland als Album scheitern lässt. Das Original war ein Wendepunkt für Ferris MC. Wie heißt es doch so poetisch bei Wikipedia: “Erst durch den Erfolg der Hitsingle wurden seine Geldsorgen beseitigt.” Mit dem tief emotionalen “Zur Erinnerung” zog sich Ferris quasi an den eigenen Haaren aus dem Schlamm. In “Zur Erinnerung (Reloaded)” versucht Eko jetzt zusammen mit Ferris den Erfolg von damals zu wiederholen, um endlich wieder nach oben zu kommen. Doch statt eines Songs, in dem alle Hüllen fallengelassen werden, der rough und emotional ist, ist “Reloaded” nur wischiwaschi. Der Track will und will einfach nicht zünden.

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Außerdem zeigt der Song Ekos Stagnation. Denn mit Ferris MC holt er sich ausgerechnet den Rapper ins Boot, der sich durch seinen Einstieg bei Deichkind vermutlich am meisten von seinen Ursprüngen entfernt hat. Bezeichnend ist auch Ekos Verständnis von Vergleichen – etwas, auf das wir später noch einmal zu sprechen kommen werden. Weil sorry Eko, es ist 2017. Lines wie “Denn wenn es drauf ankommt wirst du zum Blutsauger – ähnlich wie ein Tampon” würden nicht einmal für einen Sieg beim Poetry-Slam reichen und noch viel weniger für den Titel König von Deutschland. Diese erzwungene Nostalgie, die sich durch das ganze Album zieht, fühlt sich wie ein letztes Aufbäumen an. Eko gehörte einmal zu Deutschlands Rapelite, doch leider ist er nicht mehr fresh, genau wie der Prinz von Bel-Air.


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“Gheddo Finale” feat. Bushido

Elf Jahre nach “Gheddo” hat Eko sich wieder mit Bushido zusammengetan, doch leider dabei eine wichtige Sache vergessen: Fortsetzungstracks sind großartig, aber dafür muss es halt auch eine Fortsetzung sein. “Gheddo Finale” fühlt sich hingegen leider wie das Original an, nur dass seitdem halt mehr als ein Jahrzehnt vergangen ist. Wir wissen inzwischen alle, dass Eko kein Ghetto-Rapper ist, was ja vollkommen OK wäre, wenn er es selber auch wissen würde. Tut er aber nicht, sonst würde er den Track vermutlich nicht mit “Jetzt zeigt euch Eko diese Ghettoperspektive” eröffnen. Und warum hackt er immer noch auf RTL rum? Das Thema ist mindestens so durch wie das Doge-Meme (Erinnert ihr euch? Nein? Eben.) Bushido hingegen muss eh niemandem mehr etwas beweisen und außerdem hat er eben diese beruhigend arrogante Stimme, der man einfach nur zuhören will.

“Bordstein Westfalen” feat. Farid Bang, Kollegah & Deemah

Eko Fresh rühmt sich immer damit, alle Stile rappen zu können. Was auf Tracks wie “1000 Bars” noch mehr oder weniger überzeugend wirkt, klappt leider nicht mehr, wenn er sich die Meister des Fachs auf den gleichen Song holt. In “Bordstein Westfalen” gelingt Eko der Coup, Farid Bang und Kollegah mitten in deren Promophase von JBG 3 auf seine Platte zu holen. Quasi ein Vorgeschmack, den kein Fan der beiden missen will. Dabei wird leider allzu deutlich, dass Eko nicht nur in Sachen Doubletime nicht auf Kollegahs Level kommt – was ja sogar zu verschmerzen wäre. Aber während Mr. Massephase 2017 Dinger wie “Ich mache nur noch die Alpha-Termine/Allvater-Miene – Thors Papa” abliefert, rappt Eko: “Denn ich bin Leg (hörbare Pause) Ende/Legende wie ein englischer Fuß”. Dieses Niveaugefälle ist geradezu schmerzhaft deutlich. Gut für den Hörer ist dabei nur, dass man spätestens nach Farids Part richtig Bock auf JBG 3 bekommt.

“Mach ma keine Filme” feat. Kida Ramadan, Frederick Lau, Sido, Elyas M’Barek, Veysel & Sami Nasser

Der Track, für den Eko mal eben gleich drei Protagonisten der 4 Blocks vors Mic gestellt hat. Für alle, die die Serie gesehen haben, ist das natürlich purer Fanservice. Kida Ramadan (Toni Hamady) und Frederik Lau (Vince) sind zwar hörbar keine Rapper, aber allein die beiden Stimmen zusammen mit Veysel (Abbas) auf einem Track zu hören, ist dann doch ganz geil. Ach ja, Elyas M’Barek ist auch dabei und hat immerhin mal was Wichtiges zu sagen: “Alle Mittelfinger hoch, Leute, fick die AfD!”

Am Ende bleibt zu sagen: Eko wollte sich mit seinem zehnten Album zurück an die Spitze des Deutschraps kämpfen, doch ist leider an der eigenen Vergangenheit gescheitert. Denn das angestrengte Festklammern an der guten, alten Zeit kann nicht davon ablenken, dass er sich nicht wirklich weiterentwickelt hat. Im Gegensatz zum Rest vom Rap-Deutschland – etwas, das ausgerechnet die Gäste, die König von Deutschland zu etwas Großem werden lassen sollten, am besten zeigen.

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