Seit einiger Zeit bin ich jetzt schon im düsteren und mysteriösen Zwischenland gefangen – dem Königreich, in dem das lang ersehnte Action-Rollenspiel Elden Ring spielt.
Produziert vom japanischen Spieleentwickler FromSoftware – wohl am besten bekannt für die Dark Souls-Reihe –, war Elden Ring fünf Jahre lang in der Mache. 2017 verkündete FromSoftware, bei der Planung der Spielwelt mit dem berühmten Fantasy-Autoren George R. R. Martin zu arbeiten. Diese Kollaboration schürte den Hype um das Videospiel weiter an.
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Einst wurde im Zwischenland alles von der Macht des magischen Eldenrings und des Erdenbaums beherrscht. Die Story von Elden Ring spielt in einer Zeit, in der ein blutiger Krieg zwischen den Halbgöttern die Welt ins Chaos stürzte. Der Eldenring – wohl mehr eine Art magischer Gegenstand und kein tatsächliches Schmuckstück – wurde zerbrochen und zwischen diesen Halbgöttern aufgeteilt.
Wir übernehmen in Elden Ring die Rolle des Befleckten, einem der vielen Verbannten, die mit der Reparatur des Rings beauftragt wurden. Wenn wir das schaffen, werden wir der neue Eldenfürst und führen die mystische Einöde zurück zu ihrem früheren Ruhm. So verstehe ich es zumindest, als am Anfang meines Abenteuers eine verwesende Leiche zu mir spricht und ganz genretypisch für Atmosphäre sorgen soll. Alles klar.
Zuerst mal will ich eine Sache klarstellen: Elden Ring ist atemberaubend schön anzusehen. Egal ob die schaurigen Schlösser oder die angsteinflößenden, nebligen Sumpfgebiete, das Spiel nimmt uns mit in eine atmosphärische Welt, in der Schmerz und Einsamkeit vorzuherrschen scheinen.
Ich finde es gut, dass sich das Entwicklungsteam hier für eine weitläufige und detailreiche Welt entschieden hat – und nicht wie bei Dark Souls für viele verwinkelte, unangenehm enge Korridore. Als ich das Spiel zum ersten Mal anmache, kann ich es kaum erwarten, die ganzen Ecken und Enden der riesigen Map zu erkunden, mit anderen Spielfiguren zu reden und alle 145 (!) Höhlen zu erforschen.
Leider verpufft meine Vorfreude genauso schnell, wie sie gekommen ist. Denn mir wird klar, dass Elden Ring leider eine Sache mit Dark Souls gemeinsam hat: ein Gameplay, das sich (zumindest für mich) altbacken und total langweilig anfühlt. Eigentlich macht man im Laufe des Spiels nichts anderes, als schwierige Kämpfe auszutragen, den Gegnern Erfahrungspunkte abzuluchsen und zu hoffen, dass man schnell das nächste Level erreicht, damit die darauffolgenden Auseinandersetzungen einfacher werden.
Meine täglichen Streifzüge durch Zwischenland laufen schnell immer nach dem gleichen Schema ab: ausweichen, angreifen, ausweichen, angreifen, ausweichen, angreifen. Dazu stirbt mein Charakter jeden Tag 40 mal, weil zum Beispiel ein übertrieben langer Speer wie aus dem Nichts auf ihn zugeflogen kommt. Ich entdecke einen neuen Bereich der Welt, töte ein paar Monster, sterbe, versuche dann erneut, die Monster zu besiegen, sterbe natürlich mehrmals. Das alles wiederholt sich so oft, bis ich es irgendwann doch weiter schaffe. Das Gameplay ist unterm Strich so repetitiv, dass es mich richtig erschöpft. Und zwar so sehr, dass ich fast aufgebe und ein anderes Spiel kaufe. Dann komme ich doch wieder zu Sinnen.
Nach zehn Stunden habe ich vergessen, warum genau ich Elden Ring zocke.
Ich setze meine Reise durch die wunderschöne, weite Welt von Elden Ring fort und begegne weiter verschiedenen Monstern und Soldaten, die zum Glück alle das Blickfeld eines sehr alten Labradors zu haben scheinen. Dann treffe ich auf die Endgegner des Spiels. Die sind die Eckpfeiler des Gameplays, und es ist wohl deswegen auch unverhältnismäßig schwerer, sie zu besiegen. Direkt beim ersten Mal klappt das natürlich nicht. Oft scheint es nur einen Erfolgsweg zu geben: die Angriffsreihenfolge der Endgegner auswendig zu lernen und mit einer wunderschön choreografierten Kombination aus Ausweichen, Angriff, Ausweichen, Angriff, Ausweichen, Angriff zu antworten. Und das wiederholt man dann gefühlt eine Million mal, bevor wirklich alles klappt.
OK, manche Gamerinnen und Gamer sind vielleicht der Meinung, dass es genau dieser hohe Schwierigkeitsgrad und der sich immer wiederholende Spielablauf sind, die Elden Ring so gut machen. Aber das Spiel bietet sonst eben nicht viel. Nach zehn Stunden habe ich vergessen, warum genau ich Elden Ring zocke. So sehr habe ich schon den Gedanken verinnerlicht, dass mein einziges Ziel das Ansammeln von Erfahrungspunkten ist. Natürlich erforsche ich auch das Königreich, aber zu welchem Zweck? Es erscheint mir völlig bedeutungslos.
Viele Fans und die Presse haben sich auf diese ungezwungene Entdeckung der Welt von Elden Ring fokussiert und finden es super, dass wir als Spieler quasi auf uns alleine gestellt sind und nur ganz selten in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Manche nutzen das als Gelegenheit, um die Games des Spieleentwicklers Ubisoft niederzumachen, die dafür bekannt sind, den Spielern genau vorzugeben, wo sie hingehen und mit wem sie reden müssen. Ich will mich jetzt nicht auf die Seite von Ubisoft schlagen, aber ich glaube, Elden Ring lässt einen vor allem deswegen alleine, weil das Spiel nichts zu erzählen hat. Es gibt kaum Interaktionen, keine Handlungsstränge und keine Ziele – abgesehen von “Geh ins Sumpfgebiet und töte alles und jeden”.
Die Atmosphäre von Elden Ring ist zwar packend und die Spielwelt wunderschön anzusehen. Aber ich habe den Verdacht, dass man damit nur vom langweiligen Ablauf – reise in ein neues Gebiet, töte dort deine Feinde und besiege dann den Endgegner – ablenken will. Es gibt weder großartigen Tiefgang, noch eine wirkliche Geschichte. Die gesamte Handlung könnte man in einer kurzen Notiz zusammenfassen. Viele vergleichen Elden Ring mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild, weil beides Open-World-Spiele sind, die dem Spieler kaum eine Richtung vorgeben. Beim Nintendo-Titel gibt es trotzdem verschiedene Szenarien, Interaktionen mit Nicht-Spieler-Charakteren und verschiedene Missionen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die beeindruckende Ästhetik von Elden Ring das Spiel auch nicht davor retten kann, auf einer leeren Welt ohne Geschichte, ohne Leben und ohne Seele zu basieren. Ich könnte mir gut vorstellen, dass George R. R. Martin – ähnlich wie bei Game of Thrones – enttäuscht davon ist, was das Studio mit seiner Vision gemacht hat.
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