Popkultur

Eltern bewerten die Social-Media-Accounts ihrer Kinder

Früher mussten Eltern noch richtig mit ihren Kindern reden, um herauszufinden, wie es ihnen geht oder was sie gerade so machen. Heute reicht es meistens schon, sich in den sozialen Medien einzuloggen und etwas zu scrollen. Auf Facebook sind die meisten Mamas und Papas schon heimisch, während Twitter und Instagram – wo die meisten jungen Menschen inzwischen viel persönlicher agieren – für sie noch Neuland sind.

Diesen Umstand nahmen wir zum Anlass, um einigen Eltern Screenshots von den Twitter- und Instagram-Aktivitäten ihrer Sprösslinge zu zeigen und zu fragen, was sie davon halten. Und los!

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Amanda, Mutter von Lee

VICE: Was hältst du allgemein von Lees Social-Media-Accounts?
Amanda: Er hat zu fast allem eine Meinung. Aber er mag es ja auch, ständig zu reden.

Findest du gut, was er im Internet schreibt?
Ich habe eigentlich immer andere Ansichten als er. Bei seinem Vater ist es sogar noch schlimmer: Er ist sehr politisch und von ihm hat Lee auch seine Überzeugungen.

Zum Beispiel?
Wenn du anderer Meinung bist als Lee, dann bezeichnet er dich als konservativ! Für mich ist das eine Beleidigung, deswegen sagt er es ja auch. Er findet es beispielsweise nicht gut, mit der Mohnblume des britischen Kriegsveteranenverbands den Toten zu gedenken. Das finde ich scheiße, denn egal ob man damit einverstanden ist oder nicht, wenn junge Menschen wie er damals nicht in den Krieg gezogen wären, dann könnte er sich jetzt nicht bei Twitter darüber auslassen.

Alles klar, jetzt geht’s ans Eingemachte. Wie findest du das hier?

Das finde ich sehr witzig und interessant. Er sieht da nämlich aus wie meine Schwester! Die hat natürlich keinen Bart.

Du meine Güte! Den Hintern haben ich schon zu Genüge gesehen, als ich mich während einer Verletzung um Lee kümmern musste. Aber nein, das gefällt mir nicht. Warum will irgendjemand seinen Hintern sehen? Lachen muss ich trotzdem.

Was meint er damit?

Im Grunde sagt er, dass er einer Frau, die er attraktiv findet, jetzt nicht mehr folgt, weil sie die Konservativen unterstützt.
Ah, das kann ich ihm nicht verübeln. Wer die Konservativen unterstützt, wurde nicht richtig erzogen. Ich habe zu meinen Kindern immer gesagt: “Wählt die Partei, die ihr gut findet, aber wenn ihr weiter Gulasch und Klöße essen wollt, dann macht euer Kreuz besser nicht bei den Konservativen.” Die kann ich wirklich nicht ausstehen.

Er redet ständig über Brot, das sich gut für Sandwiches eignet. Das ist einer seiner Ticks. Mir ist das jedoch egal, ich lasse mich von solchen Dingen nicht so schnell aus der Fassung bringen wie Lee.

Glaubst du, dass wir uns dank Social Media jetzt mehr beschweren?
Auf jeden Fall! Und das geht mir richtig auf die Nerven. Wenn ich so twittern würde wie Lee, dann wäre ich total unproduktiv und würde alle zu Tode langweilen. Ich denke aber, dass das so ein Generationen-Ding ist. Leute in Lees Alter finden es halt toll, im Internet über belangloses Zeug zu reden.

Paul & Debbie, Eltern von Jasmine

VICE: Wie findet ihr Jasmines Online-Präsenz?
Jasmines Eltern: Wir finden den komödiantischen Ansatz einiger ihrer Beiträge auf Blogs toll. Andere Verwandte und Freunde sehen das genauso. Auch in Bezug auf Jasmines Tätigkeit als freiberufliche Journalistin verstehen wir, was es ihr bringt, in den sozialen Medien unterwegs zu sein.

Findet ihr es manchmal auch nicht gut, was eure Tochter im Internet macht?
Ja! Ab und an lesen wir Artikel von ihr, die sie unserer Meinung nach besser nicht hätte veröffentlichen sollen.

Könnt ihr mir ein Beispiel nennen?
Lieber nicht, wenn das in Ordnung ist. Wir fänden es besser, wenn Jasmine private Informationen nicht so rausposaunen würde. Manchmal ist sie mit ihrer Meinung doch sehr offenherzig.

Ich zeige euch jetzt ein paar Posts von Jasmine, OK?
Dann wollen wir mal.

Sie scheint Spaß zu haben! Und die Rolling Stones zu feiern.

Das ist einfach ihr Sinn für Humor. Finden wir OK, so lange sie unsere Privatsphäre berücksichtigt.

Wir sind zwar stolze Anhänger der Labour Party, aber wir fänden es dennoch besser, wenn Jasmine keine Kraftausdrücke in ihren Profilen verwenden würde. Die Kette ist so protzig. Wir haben uns schon öfter wegen einiger ihrer Posts gestritten. Wir wissen, dass sie sich gerne für diverse Sachen stark macht, aber manchmal wäre es trotzdem schön, wenn sie sich einfach mal entspannen würde. Niemand muss unbedingt wissen, was sie frühstückt. Wir sind jedoch stolz auf Jasmine. Und das weiß sie auch. Wir fänden es trotzdem toll, wenn sie mehr über IKEA und weniger über ihre Bettgeschichten schreiben würde.

Mick, Vater von Charlotte

VICE: Wie denkst du über Charlotte und ihren Online-Auftritt?
Mick: Sie scheint sehr beliebt zu sein und will so wohl ihre Persönlichkeit zeigen.

Findest du, dass sie sich in den sozialen Medien verstellt?
Ich habe den Eindruck, dass Charlotte dort einfach Charlotte ist. Vielleicht übertreibt sie ab und an ein wenig, aber das passt schon zu ihr. Meiner Frau und mir war es sehr wichtig, dass unsere Töchter zu unabhängigen, starken Frauen heranwachsen. Charlottes Auftreten in den sozialen Netzwerken ist für mich ein klares Zeichen dafür, dass wir unser Ziel erreicht haben.

Stimmt. Ich zeige dir jetzt einige ihrer Posts.

Eigentlich sollte ich mich als Vater bei solchen Bildern unwohl fühlen, aber Charlotte ist über 30 und verheiratet. Sie kann machen, was sie will. In unserer Familie sind wir bei Themen wie Gender, sexuelle Neigungen, Klamotten und Musik sehr liberal. Deshalb haben wir Charlotte und ihre Schwester damals auch auf eine andere Schule geschickt, weil sie in der alten nicht sie selbst sein konnten.

Witzig! Mich schockiert so schnell nichts. Ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich mit Lady Gaga schläft? Und sehr viele Menschen haben irgendwann mal ihre Tage. Auch Donald Trump.

Dieses Bild zeigt eine attraktive Frau. Wir leben in einer Welt, in der das Aussehen viel zählt – und niemand hat ein Problem damit.

In einem verdammten Wohnwagen? Seit wann besitzen schnöselige Leute Wohnwägen? Das war bestimmt der Sohn von Billy Smart!

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