Die Beatsteaks haben uns erzählt, wer den kleinsten Penis in der Band hat

Alle Fotos: Susanne Einzenberger | Matthias Heschl

Beatsteaks habe ich eigentlich nicht mehr gehört, seit ich 15 war. Da hatte ich „I don’t care as long as you sing”, „Hello Joe” und „Hand in Hand” zwischen den Beatles und Hans Söllner auf meinem MP3-Player, auf den damals vielleicht 20 ausgewählte Lieder gepasst haben. Nach meinem ersten Mal bin ich mit ganz laut „I don’t care as long as you sing” im Ohr durch die Straßen von Salzburg spaziert und hab mich extrem besonders gefühlt. Das ist meine Verbindung zu den Beatsteaks.

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Zum Glück sind wir alle 10 Jahre älter geworden und die Musik der Beatsteaks ist mitgereift. Viele Fans trauern den guten alten Liedern hinterher, die viel besser gewesen sein sollen, weil sie rockiger und punkiger waren—und weil es wohl in der Natur des Menschen liegt, die alten Zeiten zu glorifizieren. Im Sommer kam das neue Album der Beatsteaks raus. Und weil sie sich nicht auf einen Namen einigen konnten, haben sie es originellerweise Beatsteaks genannt. Ich habe sie getroffen, mit ihnen über die Kritik dass sie immer poppiger werden, ihre Penisse und in die Hose gegangene Konzerte gesprochen.

Noisey: Ist euer neues Album gut?
Peter: Ja, gut. Hat Spaß gemacht, es aufzunehmen.
Arnim: Peter sagt nur gut … ich find’s sogar sehr gut. Wenn wir es nicht selbst total abfeiern würden, würden wir es nicht rausbringen.

Es gibt diese ewige Kritik, dass ihr immer poppiger werdet. Nervt das oder findet ihr, dass es stimmt, aber halt zu eurer Entwicklung gehört?
Peter: Ja schon. Aber das ist nunmal so. Wir können nur die Musik machen, die wir zu dem Zeitpunkt gut finden. Es gibt immer jemanden, der sagt, früher war’s besser. Mich trifft das schon, wenn man die Kritik liest. Aber wir fangen gerade an, damit umzugehen. Weil es bei jedem Album diese Kritik gibt.
Arnim: Ich glaub gar nicht, dass viele Fans die alten Lieder zurückwollen. Ein Teil vielleicht. Ich finde, in den Konzerten liegt die Wahrheit. Da beweist sich neues und altes Material. Und da spielen wir manchmal ganz altes Material und alle bleiben stehen und dann spielen wir neue Sachen und der ganze Platz brennt ab. Wir sind halt eine Band, die aus einer gewissen Ecke kommt, die aber als sie in dieser gewissen Ecke gesteckt hat, gar nicht dort bleiben wollte. Wenn ich mir unsere erste Platte anhöre … Wir wollten nicht nur Punkrock spielen. Das hört man auf dem ersten Album ganz deutlich. Wir wollten in jedem Lied eine andere Band sein. Wir kommen aus der Ecke, klar. Es gibt nichts einfacheres, als Punkrock zu spielen, wenn du nichts kannst. Aber da haben wir uns dann halt unser eigenes Ding draus gemacht.
Peter: Wir spielen aber ja auch immer noch Punkrock. Macht ja Spaß.

Für welche Band würdet ihr die Beatsteaks sofort verlassen?
Arnim: Keine Band der Welt. Ein Gastauftritt bei The Clash … Da würde ich die Band mal fragen, ob ich das darf. Da würde ich im Hintergrund ein bisschen Bongo spielen.
Peter: Du dürftest.

Was ist das Schlimmste, das ihr je über euch gelesen habt?
Peter: Naja, man überliest halt 100 gute Kommentare und das eine schlechte nimmt man sich dann aber zu Herzen. Man kann da dann schwer drüberstehen. Tut mir leid, wenn das jemandem nicht gefällt. Aber mir würde zum Beispiel nie einfallen, dass ich meiner Lieblingsband was böses schreiben würde, wenn sie jetzt ein Lied machen würde, das mir nicht gefällt.
Arnim: Zu mir hat in Berlin so eine Göre in einem Lokal gesagt, ich würde aussehen wie Arnim von den Beatsteaks—nur dicker.

Hast du ihr dann gesagt, dass das du bist?
Arnim:
Ne, ich hab der dann gesagt, ich bin sein dicker Bruder.

Wer überlegt sich, euch in Badeanzüge zu stecken und Fotos davon zu machen und wie reagiert ihr da? Zieht ihr euch da alle um, schaut euch an und denkt euch: Oh Gott, was tun wir da?
Peter:
Genau das machen wir. Und dann kucken wir uns an und sagen: Oh Mann, wir haben echt einen Knall, uns so fotografieren zu lassen. Aber so funktionieren wir halt und deswegen kann man das auch mit uns machen. Vielleicht nicht immer, aber wir kannten die Fotografin sehr gut und dann haben wir das über uns ergehen lassen und versucht, Spaß dabei zu haben.

Gibt’s ein Konzert, das so daneben gegangen ist, dass ihr euch im Nachhinein richtig schämt?
Arnim:
Ja klar.

Wo es auch die Fans gemerkt haben, also nicht nur ihr danach unzufrieden wart?
Arnim: Ich glaub, wir haben das schon ganz gut raus, dass die Leute das nicht merken. Aber es gibt schon Konzerte, die einfach nach hinten losgegangen sind. Die Ärzte haben in Berlin in der Wuhlheide gespielt, sechs Mal oder so und irgendwann haben sie gesagt, sie holen jetzt die Beatsteaks. Das war vor 20.000 Leuten, ein richtig schönes Amphitheater ist das und wir hatten drei Wochen nicht geprobt. Das war uns ganz wurscht, wir haben gesagt „Ach, da gehen wir ungeprobt hin, total geil, die kennen uns ja dort alle, die Ärzte haben ja schon mal über uns gesungen.” Und Bela hat gesagt, er will uns als die Hello Joes ankündigen. Also geht Bela auf die Bühne und sagt: „Wir haben einen ganz besonderen Gast, das sind die Hello Joes.” Und wir haben uns überlegt, weil uns ja alle kennen, fangen wir mit dem ganz alten Zeug an. Und dieser Auftritt ging sowas von in die Hose. Weil wir völlig übermotiviert waren, haben wir versucht, die Leute nieder zu mähen, konnten aber selber kaum mähen. Und die Leute waren sich nicht mal sicher, ob wir jetzt überhaupt die Beatsteaks sind. Die haben sich alle gefragt, was das jetzt soll und nach dem Auftritt sind wir völlig verstört von der Bühne. Bela fand’s eh okay, aber für uns war das eine Katastrophe.
Peter: Wir hatten da auch null Verbindung untereinander. Wir haben einfach alle voll draufgehauen.

Hasst ihr „I don’t care as long as you sing” schon, weil ihr es immer singen müsst?
Arnim:
Es gab schon Gigs, wo wir es nicht gespielt haben, aber da hat es gefehlt. Ist ja ein gutes Lied.
Peter: Es freuen sich ja bei jedem Konzert die Leute wieder drauf, also macht’s uns auch Spaß. Im Proberaum werden wir es jetzt nicht 20 Mal hintereinander üben.

Stimmt es, dass die besten Lieder schon geschrieben sind? Das hat Peter ja mal gesagt.
Arnim:
Ich finde das gar nicht so. Das sagt man, damit die Latte nicht so hoch liegt, wenn man selbst neue Songs macht.
Peter: Eigentlich müsste man ja auch aufhören Musik zu machen, wenn man das zu 100 Prozent vertreten würde. Man will ja versuchen, auch irgendwann so ein Lied zu schreiben.

Ihr engagiert euch ja gegen Rechtsradikalismus. Was würde passieren, wenn bei euch in der ersten Reihe einer mit Hakenkreuztattoo stehen würde?
Arnim:
Niemals würden wir das Konzert spielen. Wenn ich den sehen würde, würd ich sagen: Stopp, der Herr bitte nach draußen. Ich würd auch allen beschreiben, wer da steht. Und ihn dann auch von der Bühne aus verabschieden und wenn er draußen ist wieder neu einzählen.

Wann ist bei euch ein Lied fertig?
Arnim:
Eigentlich ist das ganz einfach. Wenn alle spielen und Spaß dabei haben, dann ist es fertig. Wenn einer sagt, er hört da noch ein Tamburin, dann soll er das noch ausprobieren und wir kucken, wie wir das finden.

Wann seid ihr zu alt für den Scheiß? Viele Fans von euch sind ja 15 bis 20.
Peter: Wenn man sich manchmal ansieht, wer zu unseren Konzerten kommt … Da kommen Eltern mit Kindern, da kommen 15-Jährige, aber da kommen auch Ältere. Da bin ich immer ganz stolz, dass da irgendwie jeder was findet. Und wann genug ist …
Arnim: … das entscheidet die Gesundheit.
Peter: Oder wenn keine Ideen mehr da sind.
Arnim: Ich kenn ja auch nichts anderes. Und wenn man nichts anderes kennt, dann hält man sich ja ganz ganz arg an dem fest, was da ist.

Wer hat den kleinsten Penis bei den Beatsteaks?
Arnim:
Ich weiß es nicht.
Peter: Wir haben immer eine große Fresse, Schwanzvergleich und so, aber wir haben nie wirklich gemessen.
Arnim: Es gibt zum Beispiel die berühmte Schwanzparade, da nehmen wir beide nie dran Teil. Thorsti und Thomas schon. Ich befürchte, das heißt dann wohl, dass es wir beide sind.

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