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Alle reden über WhatsApp-Backups, aber es gibt einen guten Grund, darauf zu verzichten

Am 12. November löscht WhatsApp alte Backups. Zahlreiche Ratgeber drängen dazu, dass ihr jetzt eure Daten sichert. Doch wer alte Chats retten will, verliert eines der wichtigsten Features von WhatsApp.
Smartphone mit WhatsApp

Dutzende Ratgeber-Artikel warnen WhatsApp-Nutzer gerade eindringlich vor dem 12. November. An diesem Stichtag werden automatisch alte Backups gelöscht, Nutzer sollten deshalb schnell noch handeln. Es drängt sich der Eindruck auf, dass alle alten Nachrichten in Gefahr sind. Sogar Scammer haben das Thema für sich entdeckt und versuchen, Nutzer mit vermeintlichen kostenpflichtigen WhatsApp-Mitgliedschaften abzuzocken.

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Kurzer Reminder: WhatsApp ist seit Jahren kostenlos, und daran wird sich so bald auch nichts ändern. Im kommenden Jahr wird Facebook anfangen, Werbung im Whatsapp-Status anzuzeigen. Abo-Gebühren sind nicht geplant, schon gar keine „Für immer Mitgliedschaft“ für 399 Euro, wie einige Betrügerbehaupten.

Was wirklich passiert, ist schnell erklärt und eigentlich eine gute Nachricht: Mitte August haben sich WhatsApp und Google geeinigt, dass Backups der WhatsApp-Chatverläufe, Bilder und Videos nicht mehr auf das persönliche Google-Drive-Kontingent angerechnet werden. Du kannst künftig also unbegrenzt Backups speichern, ohne die 15 GB Gratis-Speicherplatz zu verbrauchen, die Google dir auf dem Drive einräumt. Die neue Regelung greift vom 12. November an. Allerdings werden Backups, die mehr als ein Jahr alt sind, automatisch gelöscht. Deshalb machen Medien derzeit auf den Stichtag aufmerksam und fordern Nutzer auf, ihre Sicherungskopien zu aktualisieren.

WhatsApp speichert die Daten unverschlüsselt in der Cloud

Tatsächlich solltest du aber darüber nachdenken, ob du das alte Backup nicht eher löschen als updaten willst – und künftig ganz darauf verzichtest, deine Whatsapp-Daten online zu sichern. Denn der Begriff Sicherungskopie führt in diesem Fall in die Irre, wie Whatsapp selbst auf seiner Hilfeseite schreibt: „Wichtig: Mediendateien und Nachrichten sind nicht durch WhatsApps Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, wenn sie auf Google Drive gespeichert sind.“ Für iOS-Nutzer, die ihre Whatsapp-Chats statt auf dem Google Drive in der iCloud speichern, gilt das Gleiche.

WhatsApp gehört zu Facebook, das in Sachen Datenschutz nicht den allerbesten Ruf hat – doch zumindest die Inhalte deiner Nachrichten sind bei WhatsApp normalerweise wirklich gut geschützt. Die App verschlüsselt alle Chats mit demselben Protokoll, das auch beim Krypto-Messenger Signal zum Einsatz kommt. Das bedeutet: Nur du und dein Gesprächspartner können lesen, was ihr schreibt. Kriminelle Hacker, schnüffelnde Geheimdienste und WhatsApp selbst sehen nur Zeichensalat, den derzeit nicht mal Quantencomputer dechiffrieren können. (Weitere Hintergründe über die Verschlüsselung in den verschiedenen Chat-Apps lest ihr hier.)

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Ebenfalls auf Motherboard: Die besten Momente der Hacking-Geschichte: Samy Kamkar legt Myspace lahm


Doch diese Verschlüsselung funktioniert nicht mehr, sobald du in den WhatsApp-Einstellungen die automatische Backup-Funktion aktivierst oder ein manuelles Backup auf dem Google Drive oder in der iCloud anstößt. Das geht bei Android über „Einstellungen > Chats und Anrufe > Chat-Backup“, bei iPhones musst du die iCloud aktivieren und dann in den Einstellungen auf „Chats > Chat-Backup“ tippen.

Die Sicherungskopien liegen dann auf den Servern von Google und Apple, die theoretisch darauf zugreifen könnten. Wenn sich etwa Strafverfolgungsbehörden für deine Chats interessieren sollten, können sie Google und Apple dazu zwingen, die Daten herauszurücken. Inhaltsdaten von WhatsApp wären für die Ermittler wegen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nutzlos, über das Backup bei Google oder Apple könnten sie deine Nachrichten dann jedoch lesen.

Für sensible Inhalte gibt es bessere Alternativen als WhatsApp

Dieses Szenario ist nicht allzu wahrscheinlich, und es gibt gute Gründe für ein Backup: Schließlich sind sonst deine gesamten Chatverläufe weg, falls du dein Smartphone verlierst. Es kann auch passieren, dass du die Mediengalerie mit Bildern und Videos, die Whatsapp auf deinem Smartphone speichert, versehentlich löschst. Diese Daten existieren normalerweise nur einmal: lokal auf deinem Handy.

Alternativ kannst du ein lokales Android-Backup auch über den Dateimanager extern sichern, etwa auf einem USB-Stick oder einer verschlüsselten Festplatte. Wo du diese Sicherung findest, beschreibt Whatsapp auf dieser Hilfeseite unter dem Punkt „So stellst du eine ältere lokale Backup-Datei wieder her“.

Solltest du Whatsapp nutzen, um die Weltrevolution zu planen, machst du sowieso etwas falsch. Deine Nachrichteninhalte sind dort zwar ziemlich gut geschützt, aber die App geht recht freigiebig mit Metadaten um. Facebook erfährt also, wann und mit wem du chattest, wie oft du online bist und wie groß die Nachrichten sind, die du verschickst. Auch diese Daten können viele Aufschlüsse über dein Verhalten geben. In diesem Interview erklären zwei IT-Sicherheitsforscher, warum Signal, Wire und Threema die bessere Wahl sind, wenn du sicher kommunizieren willst.

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