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Bisher geheime Atomtest-Aufnahmen beweisen die brachiale Zerstörungskraft nuklearer Sprengköpfe

Rechtzeitig zum neuesten Schlagabtausch zwischen Trump und Kim Jong-un verdeutlichen diese in die Neuzeit geretteten YouTube-Videos aus dem Kalten Krieg, wie furchteinflößend der Kernwaffeneinsatz ist.
Bild: Lawrence Livermore National Laboratory 

"Mein Atomwaffenknopf ist größer und mächtiger als seiner", verkündete US-Präsident Donald Trump am Dienstagabend über Twitter und nahm damit Bezug auf die Neujahrsansprache des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un. Somit scheint das nukleare Kräftemessen zwischen den USA und Nordkorea auch in diesem Jahr weiterzugehen. Umso eindrücklicher wirken da jahrzehntealte Aufnahmen von Atomtests, die erst vor Kurzem für die Öffentlichkeit freigegeben wurden – denn sie führen deutlich vor Augen, welche enorme Zerstörungskraft in den atomaren Sprengköpfen steckt.

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In den letzten Monaten haben Wissenschaftler des US-amerikanischen Forschungs- und Entwicklungszentrums Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) hunderte Aufnahmen von Atomtests auf YouTube veröffentlicht, die zuvor der Geheimhaltung unterlagen. Das Team aus Archivaren und Software-Entwicklern arbeitet unter der Leitung des Physikers Greg Spriggs daran, tausende alte Archiv-Aufnahmen zu digitalisieren, bevor sie für die Nachwelt verloren gehen.

Die eindrucksvollen Videos wurden zwischen 1945 und 1962 aufgenommen und zeigen 126 der insgesamt 210 atmosphärischen Kernwaffentests, die von den USA durchgeführt wurden. Aus dieser Zeit gibt es schätzungsweise 10.000 Filme, die vor dem Digitalisierungsprojekt hinter den verschlossenen Türen von Hochsicherheitsanalgen langsam vor sich hin moderten. Seit März 2017 hat die Forschergruppe bereits 4.200 Filme eingescannt und digitalisiert, 400 bis 500 wurden erneut analysiert und für 750 Filme wurde inzwischen der Geheimhaltungsstatus aufgehoben.

Zu Hochzeiten der US-amerikanischen Atomwaffentests analysierten Forscher anhand dieser Aufnahmen, wie Atomwaffen gelagert oder im Kriegsfall am besten eingesetzt werden könnten.

In den 50er Jahren standen den Forschern natürlich noch nicht die heutigen technischen Hilfsmittel zur Verfügung, um den Radius und die Kraft der Explosionen zu berechnen. Daher vergrößerten die Wissenschaftler einzelne Standbilder, projizierten sie auf ein Raster und maßen den Feuerball und die Schockwelle manuell.

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"Es ist einfach unglaublich, wie viel Energie bei den Explosionen freigesetzt wird", schrieb Spriggs in einer Pressemitteilung. "Wir hoffen, dass wir nie wieder eine Atomwaffe benutzen müssen. Wenn wir die Geschichte dieser Tests einfangen und den Leuten zeigen, wie viel Macht und Zerstörungskraft in diesen Waffen steckt, werden sie in Zukunft hoffentlich davon absehen, sie einzusetzen."

Die verheerenden Folgen der Atomwaffenexplosionen werden in diesen YouTube-Videos deutlich:

Während der Operation Hardtack I wurden 1958 insgesamt 35 Atombomben rund um die Marshallinseln im Pazifik gezündet. Das Video zeigt den "Nutmeg"-Test, bei dem eine Atombombe auf einem Kahn im ZUNI-Krater detoniert.

Operation Teapot bestand aus 14 Kernwaffentests, die 1955 auf der Nevada Test Site durchgeführt wurden. In den Versuchen sollte getestet werden, wie man Atomwaffen im Krieg am besten strategisch einsetzen könne.

Als der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt war, führten die USA Operation Dominic durch: eine Reihe von 31 Atomwaffentests, die in schneller Abfolge 1962 ausgeführt wurden. Kurz zuvor hatte auch die Sowjetunion nach einer dreijährigen Pause die Atomtests wieder aufgenommen. Einige der Kernwaffen, die in der Luft über Christmas Island gezündet wurden, erwecken den Eindruck einer sich ausdehnenden, explodierenden Sonne.