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Drogen

Koks aus dem Fernbus: Flixbus will Schmuggler abschrecken

Das Unternehmen testet gerade neue Sicherheitsmaßnahmen, damit bald keine Drogenkuriere mehr neben dir im Bus sitzen.
Fotos: Flixbus || imago | blickwinkel || Montage: VICE

Wer von Reisen zurückkehrt, der bringt gerne ein Souvenir mit: streng riechenden Käse aus Frankreich, Schokolade aus der Schweiz, Marihuana, Speed und Kokain aus den Niederlanden. Letzteres entdecken Zoll und Polizei immer wieder, wenn sie Fernbusse und die darin sitzenden Studenten, Rentner und Pendler kontrollieren. Der Marktführer Flixbus geht nun dagegen vor. Mit drei Testmaßnahmen will das Unternehmen Drogenschmuggler "verunsichern", wie sich ein Sprecher gegenüber der Wirtschaftswoche zitieren lässt.

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In einer nicht näher genannten Zahl von deutschen und europäischen Bussen überwacht Flixbus derzeit die Gepäckräume mit Kameras. Schilder in verschiedenen Sprachen sollen zudem die Fahrgäste über die Aufnahmen informieren – und so abschrecken. Bei einem zweiten Test mit anderen Bussen händigen die Busfahrer Gepäckbänder direkt an die Kunden aus, bevor die sich in die Sitze mümmeln und das WLAN-Limit im Bus ausreizen: Die eine Hälfte der Bänder wird an das Gepäckstück geklebt, die andere auf den Ausweis des Gastes. So sollen die Taschen und Koffer bei einer Polizeikontrolle eindeutig zugeordnet werden können. Auch hier glaubt das Unternehmen, so bei Drogendealern und anderen Kriminelle die Angst zu erhöhen, erwischt zu werden.

Fraglich, ob die Maßnahmen Reisende wie den 18-jährigen Deutschen beeindrucken, den Fahnder im Mai 2017 an der deutsch-niederländischen Grenze festnahmen. Seine mehrere Kilogramm schwere Reiseapotheke umfasste rund 2,2 Kilogramm Amphetamin, 760 Gramm Ecstasy-Tabletten, 53 Gramm Kokain, 127 Gramm Ketamin, zwei Joints und mehrere LSD-Pappen. 40.000 Euro war sein Rucksack plötzlich wert, das Zehn- bis Zwanzigfache eines neuen Louis-Vuitton-Koffers.


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Ein Flixbus-Sprecher betonte gegenüber VICE, dass Drogenkriminalität kein generelles Problem im Fernbusbetrieb darstelle. Er verwies auf die Ergebnisse einer Großrazzia der Bundespolizei aus dem April 2017. Binnen einer Woche kontrollierten die Einsatzkräfte damals 3.181 Fernbusse, die aus dem Ausland nach Deutschland gefahren waren. Von den 87.282 Insassen erfasste die Polizisten gerade mal 0,3 Prozent wegen Gesetzesverstößen: 146 Menschen waren illegal eingereist, 133 weitere waren zur Fahndung ausgeschrieben, während sie durchs Lands fuhren. Keiner von ihnen hatte Drogen geschmuggelt.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam der Zoll während einer Kontrolle im Juli des vergangenen Jahres. In Bremen untersuchten Zöllner rund 250 Fernbusreisende. Zwar fanden die Beamten im Gepäck von sieben Personen Drogen, es handelte sich jedoch immer um Mengen für den Eigenbedarf. Einen Dealer oder Schmuggler konnte man dabei nicht hochnehmen. Die bislang bekannten Fahndungserfolge aus anderen Kontrollen sind allem Anschein nach Einzelfälle.

Das Pilotprojekt von Flix läuft dennoch, und das bereits "seit einigen Monaten", genauer gibt es das Unternehmen nicht an. Auch wie lange der Test laufen soll, verrät Flixbus nicht. Gegenüber VICE heißt es: "Wir testen noch eine Weile, wie sich die Projekte in der Praxis bewähren." So ganz scheint Flixbus seinen Maßnahmen aber selbst nicht zu vertrauen: Das Unternehmen fordert eine stärkere Präsenz von Polizei und Zoll an Busbahnhöfen. Die hätte wohl mehr Wirkung als ein paar Kameras, Schilder und persönlich ausgehändigte Aufkleber.

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