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schon wieder schlangen

Fragen, die ein Typ aufwirft, der 20 Schlangen im Handgepäck hatte

Ohne Probleme flog der Mann mit den Tieren von Deutschland nach Russland. Erst dort wurden ihm die Reptilien abgenommen.
Symbolfoto || Flugzeug: pxhere | CC0 || Schlange: pxhere | CC0 || Lenin: imago | ITAR-TASS

Die Sicherheitskontrolle am Flughafen kann einen schon mal nervös machen. Schweiß sammelt sich kurz vor dem Bodyscan auf der Oberlippe, der Nacken kribbelt, weil man in den Tiefen seiner Taschen noch unentdeckte Graskrümel vermutet oder weil man immer "Süßigkeiten?" versteht, wenn der Sicherheitstyp nach Flüssigkeiten fragt. Wohl weit weniger Sorgen hat sich darüber ein Mann gemacht, der dieser Tage von Düsseldorf nach Moskau geflogen ist. In seiner Tasche hatte er weder Graskrümel noch Süßigkeiten transportiert, sondern zwanzig Schlangen. Ja, genau, Schlangen. Im Handgepäck. Von Düsseldorf konnte er sie unbemerkt bis nach Moskau bringen, erst dort wurden sie entdeckt und ihm abgenommen.

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Giftig waren die Schlangen nicht, trotzdem leuchtet uns dieser Vorfall genauso wenig ein, wie die Tatsache, dass Schlangen im Handgepäck wohl OK sind, ein Pürierstab aber nicht.

Wir haben Fragen.

Woher hatte der Mann zwanzig Schlangen?

Das Geschäft mit Reptilien boomt in Deutschland. Jedes Jahr werden mehr als 800.000 Reptilien für die Deutschen importiert. Egal ob in Zoohandlungen, bei Ebay-Kleinanzeigen, auf Reptilienbörsen oder sogar in Baumärkten, Schlangen werden ge- und verkauft, als wären es Nintendo-Videospiele. Der Passagier hat seine Schlangen laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur von Dienstag auf einem Markt in Deutschland gekauft. Klingt irgendwie befremdlich in unseren Ohren, aber wer weiß, vielleicht findet sich neben dem selbstgebackenen, veganen Bananenbrot beim nächsten Mädchenflohmarkt ja auch ein Wühltisch für süße Mini-Schlangen in allen Farben.

Möglicherweise hat er sie auch gar nicht auf einen Schlag dort gekauft, sondern sie sich mit großer Mühe in der ganzen Bundesrepublik zusammengesammelt. In diesem Sommer waren nämlich besonders viele unterwegs. Er könnte zum Beispiel in Berlin auf einem Spielplatz fündig geworden sein oder sie in einem Berliner Kaufhaus von einem anderen Schlangenfreund geschenkt bekommen haben. Auch in Düsseldorf kann man mit ein bisschen Glück auf Schlangenfang am See gehen.

Was wollte er mit zwanzig Schlangen?

Okay, es scheint also nicht schwer zu sein, an zwanzig Schlangen zu kommen. Bleibt immer noch die Frage: Was zur Hölle wollte er mit ihnen? Mit zwanzig Schlangen ließe sich unter anderem ein, wenn auch ziemlich schräges, Remake einer Medusa mit lebendigen Haaren drehen. Vielleicht ist der Typ also ein besonders kreativer Künstler im Auftrag eines tierlieben russischen Oligarchen? Für nicht ganz unwahrscheinlich halten wir noch ein anderes Szenario. Der Passagier wollte die Schlangen vielleicht aus Liebe über Russland in die USA schleusen. Denn seine Herzensdame ist eine der Teilnehmerinnen eines Schönheitswettbewerbs in Texas, bei dem Teenagerinnen Schlangen häuten und köpfen. Oder aber wir liegen total daneben und dem Typ ging es einfach nur auf den Sack, ständig nach Feuer gefragt zu werden und enttäuschte Blicke zu ernten, wenn er mal wieder keins in der Tasche hatte. Die Blicke, die auf ein "Nein, aber zwanzig Schlangen!" folgen, würden wir schließlich auch gerne sehen.


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Bei VICE: Der Schönheitswettbewerb, für den Teenagerinnen Schlangen häuten und köpfen


Wie passen zwanzig Schlangen ins Handgepäck?

Anscheinend hat der Passagier die Schlangen in Dosen gepackt und dann in eine kleine Tasche. Leider ist nicht geklärt, welche Art von Schlangen er da schmuggelte. Wahrscheinlich keine Pythons oder Anakondas. Auch nicht geklärt ist, welche Art von Tasche er nutzte. Zwanzig Schlangen in einer kleinen Tasche? Dann kann es sich nur um die kleinsten Schlangen der Welt handeln (oder um die größte kleinste Tasche der Welt). Die kleinsten Schlangen leben übrigens auf Barbados, sind gerade mal 10 Zentimeter lang und dünn wie eine Spaghetti. Oder die russischen Behörden haben mal wieder übertrieben und es waren einfach ganz normale Tauwürmer zum Angeln. Denn kaum etwas ist schöner als in der sibirischen Wildnis nach Riesenwelsen zu fischen. Das weiß nicht nur der russische Präsident.

Was sagt das über deutsche Sicherheitskontrollen aus?

Tatsächlich ist es erlaubt, seine Schlangen, egal wie viele, mit ins Flugzeug zu nehmen. Während man ganz schöne Probleme bekommt, wenn man Omas Stricknadeln mit ins Handgepäck nimmt, ist die Beförderung von zwanzig lebenden Reptilien kein Problem. Das bestätigte ein Sprecher des Flughafens in Düsseldorf. Dabei liegt die Betonung auf "lebenden". Hätte der Passagier die Schlangen in Form von Schuhen, Gürtel oder Uhrenarmbändern transportiert, wäre er nicht weit gekommen. Das fällt nämlich unter das Washingtoner Artenschutzgesetz und ist nicht erlaubt. Wasserschlangen übrigens auch nicht. Denn wie wir alle wissen sind Süßigkeiten, äh Flüssigkeiten, ja untersagt.

Trotzdem hätten die deutschen Sicherheitsbehörden gründlicher nachsehen müssen, denn auch für Schlangen braucht man Papiere. Und diese hatte der Schlangenmann nicht mit an Bord, weswegen ihm die Tiere am Flughafen in Moskau schließlich abgenommen und in Quarantäne gebracht wurden.

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