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Nach 81 Stunden: Gamer haben das komplexeste Rätsel in der Geschichte von 'Destiny 2' gelöst

Mehr als drei Tage lang schlugen sich Hunderte Gamer mit 'Destiny 2' die Nächte um die Ohren. Ein Patzer der Entwickler hatte das Rätsel unnötig schwer gemacht – aber nicht unlösbar.
Screenshot von drei Charakteren Destiny

"Seht den Besten und Schlausten dabei zu, wie sie das Puzzle angehen": Dieser Satz eröffnete vor einigen Tagen das bislang größte Rätsel in der Geschichte des Online-Shooters Destiny 2. Drei Tage lang knobelten Spieler und Spielerinnen herum. Manche Streamer saßen fast 30 Stunden vor dem Bildschirm und schienen zunehmend den Verstand zu verlieren. Tausende Kommentare auf Reddit unterstützten sie auf der Suche nach der Lösung – und zwischendurch zogen die Entwickler den Zorn der Community auf sich.

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81 Stunden und einen entscheidenden Tipp benötigte es am Ende, um die komplexe Rätselsammlung zu lösen. Das ist ein Rekord, denn bislang dauerten neue Missionen in Destiny bloß zwischen 14 und 20 Stunden, bis sie das erste Mal bewältigt wurden. Das Ereignis zeigt, wie die Fans von Videospielen für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten, sich absprechen und gegenseitig unterstützen. Es zeigt aber auch, wie schnell die Spieleentwickler über ihre eigenen Ambitionen stolpern können.

Aber der Reihe nach. Bei Destiny 2 handelt es sich um einen Multiplayer-Shooter. Spielerinnen und Spieler können die Science-Fiction-Spielwelt gemeinsam erkunden und Missionen bewältigen. Regelmäßig erscheinen neue Inhalte mit neuen Events, Waffen und andere Belohnungen. Im Dezember erschien die jüngste Neuerung, die jetzt in einem Event namens Niobe Labs ihren vorläufigen Höhepunkt fand.

Die Mission war von Beginn an darauf ausgelegt, vor allem Streamer und erfahrene Teams herauszufordern. Wer das Puzzle als erstes löste, schaltete damit nämlich einen neuen Teil der Spielwelt für alle anderen Spieler frei. Bekannte Streamer wie xGladd und Datto stellten sich der Herausforderung und Tausende Zuschauer und Zuschauerinnen im Chat schauten ihnen dabei zu. Was sie nicht ahnten: Es sollte eine etwas längere Angelegenheit werden.

Ein Puzzle im Puzzle im Puzzle

Um das Event zu starten, mussten die Teams zunächst einen neuen Teil der Spielwelt, die sogenannten Niobe Labs, betreten. Die Mission war nichts für Einzelgänger: Es brauchte drei Spieler, ausgestattet mit drei speziellen Waffen, um das Puzzle zu lösen. Denn nur wer durch die Zielfernrohre der drei Waffen blickte, konnte versteckte Symbole und Buchstaben erkennen.

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Diese Symbole waren entscheidend für die nächsten Schritte im großen Rätsel: Denn wer die Mission lösen wollte, musste mit der richtigen Waffe die richtigen Symbole in der richtigen Reihenfolge treffen. Dazwischen mussten die Spieler immer wieder Horden mit zunehmend stärkeren Monstern erlegen – und vorne beginnen, wenn sie scheiterten.

Screenshot eines Zielfernrohrs in Destiny

Durch das Zielfernrohr wurden die versteckten Symbole sichtbar | Screenshot: YouTube | Esoterickk

Ein paar Symbole abschießen, das klingt simpel. Doch schnell merkten die Spieler, dass die Lösungen für die Rätsel alles andere als offensichtlich waren. Um herauszufinden, welche Symbole eigentlich zusammengehören, mussten die Gamer nämlich Hinweise von anderen Orten der Spielwelt sammeln. In den Livechats der Streamer und im Destiny-Subreddit r/raidsecrets begann eine Schnitzeljagd.

Mehr als 5.000 Kommentare hat allein der Thread, in dem die Hinweise der Community gesammelt wurden. Aufgeregt diskutierten Gamer dort ihre Ideen. "Holy shit!", schreibt ein Nutzer über seine jüngste Entdeckung; "Hat jemand schon mal probiert, einfach nichts zu tun?", wirft ein anderer ein; "Es hat geklappt!", schreibt ein dritter.

Für einige Rätsel mussten Gamer tatsächlich extrem kreativ sein. Eine Lösung bezog sich zum Beispiel auf die Anordnung von Diamanten auf der Schwertscheide von Karl dem Großen. In einem Teil der Spielwelt fanden Gamer entsprechende Symbole und Hinweise auf Französisch. Jeder dieser Diamanten wiederum führte zu einem anderen Puzzle und anderen Rästeln, bei denen man sich den Kopf zerbrechen kann. Wer bereits mit der Anleitung für einen Ikea-Schrank überfordert ist, sollte also besser nicht Destiny 2 spielen.

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Die 'Destiny'-Entwickler räumen Fehler ein

Infografik zur Chiffre

Eine von einem Gamer erstellte Infografik eines der Niobe-Labs-Rätsel | Foto: Reddit | Engin33rguy

Angesichts dieser vertrackten Rätsel ist es kein Wunder, dass selbst die besten Spieler nach dem Start des Events auf Probleme stießen. Für die ersten der insgesamt sieben Rätselrunden in Niobe Labs benötigten Spieler wie xGladd nur etwa zwei Stunden, um mithilfe der Community auf die Lösung zu kommen. Doch Runde 6 erwies sich als äußerst hartnäckig. Während die ersten Streamer erfolglos ins Bett gingen, versuchte es xGladd zunächst weiter.

Das sechste Rätsel wurde über Nacht geknackt, doch für die letzte Runde gab es auch nach 20 Stunden noch keine Lösung. Zu diesem Zeitpunkt äußerten sich schon Journalisten besorgt um die Gesundheit der Streamer und kritisierten die Entwickler für das absurd schwere "Community-Event". Schließlich könne man von Gamern kaum erwarten, 24 Stunden und länger durchzuspielen. Aus der Mission für alle schien eine Mission für wenige geworden zu sein – für die Spieler mit der größten Geduld und der größten Community.


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Nach knapp einem Tag mischten sich die Entwickler ein. Sie kündigten an, in wenigen Stunden die versprochenen Inhalte für alle freizuschalten, auch wenn das letzte Rätsel noch nicht geknackt worden war. Es schien, die Entwickler kapitulierten vor der Schwierigkeit der eigenen Rätsel.

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Die Entscheidung spaltete die Spielerschaft. Einerseits waren viele froh, dass der neue Content bald für alle freigeschaltet würde. Andere fanden das Vorgehen unfair für Streamer wie xGladd, die zu dem Zeitpunkt schon fast 30 Stunden in das Rätsel investiert hatten. "Gebt ihnen doch zuerst einen Tipp, bevor ihr es freischaltet", schrieb eine Spielerin auf Twitter.

Diesen Tipp gab es, allerdings erst nach der Freischaltung der Inhalte. Drei Tage nach dem Start des Events gaben die Entwickler und Entwicklerinnen beiläufig zu, dass ihnen im siebten und letzten Rätsel ein Fehler unterlief. Ein Teil der Lösung wurde den Spielenden schlicht nicht angezeigt. Ein kleiner Patzer?

Viele Spieler fanden das überhaupt nicht witzig: Die Entwickler hatten sich offenbar im eigenen Rätsel verheddert und ein entscheidendes Detail übersehen. Ein Autor von Waypoint bezeichnet Niobe Labs als "gescheitertes Experiment".

Ohne den entscheidenden Hinweis würden manche Spieler vermutlich bis heute an der Lösung knabbern. Streamer xGladd und sein Fireteam, wie die Spielergruppen in der Szene heißen, haben das Rätsel letztlich doch als erste geknackt – nach insgesamt 81 Stunden, wie die Games-Website Polygon schreibt. Den Erfolg schrieb er auf Twitter aber seiner Community zu. "Ich habe am Ende bloß den Code eingegeben, auf den sich eine Menge verrückter Köpfe geeinigt habt", twittert xGladd, extrem stolz und ohne Zweifel extrem müde. "Ihr seid die besten".

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